Breda. Von Dillenburg in Hessen nach Breda. Hier entstand das Haus Oranien-Nassau. Dann kamen die Renaissance und italienische Architektur.
Ja, es gibt prächtigere Schlösser in den Niederlanden. Noordeinde in Den Haag, Hauptsitz und Arbeitsplatz von König Willem-Alexander, und Op de Dam in Amsterdam repräsentieren gut den Reichtum und die Bedeutung der Niederlande in der Zeit des Goldenen Zeitalters. Der auch als ‘t Oude Hof bezeichnete und 1533 fertiggestellte Paleis Noordeinde sowie das ursprünglich als Rathaus entworfene königliche Gebäude in Amsterdam (1648) sind klassizistische Hingucker. Noch eindrucksvoller ist das barocke Lustschloss Het Loo in Apeldoorn, auch Versailles des Nordens genannt. Umso verwunderlicher ist es, dass der erste Sitz der royalen Familie recht unspektakulär daherkommt.
Fast die ganze Stadt brennt ab
1403 in Breda: Der deutsche Graf Engelbert I. von Nassau-Dillenburg heiratet die erst zwölfjährige Johanna von Polanen. Die aus heutiger Sicht altersmäßig fragwürdige Liaison macht die Nassauer zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu einem der großen Grundbesitzer in den Niederlanden und später als Haus Oranien zur herrschenden Dynastie werden. Die spanischen Habsburger erheben Heinrich III. von Nassau-Breda zum Statthalter von Holland, Zeeland und Friesland. Sein Neffe Wilhelm der Schweiger erhält später diese Position und erkämpft den sieben nördlichen Provinzen der Niederlande ihre Unabhängigkeit von Spanien.
Auch wenn die goldenen Zeiten mit dem Aufstand gegen die Spanier enden und Wilhelm von Oranien, der Neffe von Graf Engelbert, Breda in Richtung Delft verlassen muss, sind die Spuren der königlichen Zeit in der Stadt noch heute an vielen Stellen sichtbar. Daran knüpft das örtliche Touristenbüro gerne an und bietet unter anderem royale Touren durch Breda an.
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„Hier steht das erste Haus, das in den Niederlanden komplett aus Stein gebaut wurde“, verrät Mariëlle Houben-Timmermans von Explore Breda bei einem Rundgang durch die Straßen. „Huis van Brecht“ heißt es und steht in der Kraanstraat 4. Vorher war es üblich, Gebäude aus Holz zu bauen – bis 1534 bei einem schlimmen Feuer fast die ganze Stadt abgebrannt ist. „Graf Hendrik III. hat dann eine Verordnung erlassen, dass fortan Gebäude nur noch aus Stein gebaut werden. Das war zwar viel teurer, aber viel weniger anfällig für Feuer“, erklärt Mariëlle Houben-Timmermans.
Der Vorteil der verheerenden Flammen: Was neu gemacht werden muss, kann ja auch schön werden. Graf Heinrich III. führt in Breda die Renaissance ein. Er bestellt einen Lehrling des großen italienischen Künstlers Raffael als Architekt in die Niederlande. Zeugin dieses Bauwunders ist unter anderem die Grote Kerk, die mit ihrem Tuffstein und Zierrat aus Werkstein ein wichtiges Beispiel der brabantischen Gotik und eine der schönsten Kirchen des Landes ist.
Die Citytour auf den Spuren der königlichen Familie startet an der Statue von Graf Engelbert I. von Nassau im Valkenbergpark und führt zunächst in Richtung Schloss. So ehrlich muss man sein: Das einst wichtigste Gebäude, das Bredas royale Geschichte verkörpert, ist nicht das schönste. Weil die königliche Familie nach Den Haag und Amsterdam weiterzog, wurde das Schloss umgewidmet. Seit 1826 hat die Königliche Militärakademie ihren Sitz am Kasteelplein, schon vorher zur französischen Besatzung Bredas diente das Schloss als Kaserne und Lazarett. Für den Zweck wurde das Gebäude umgebaut, Zierrat wie Türmchen entfernt.
Auf den Spuren der Nassauer können Breda-Besucher aber immer noch wandeln, es lohnt sich. Weitere Infos hier.
Ein Wald für die königlichen Jäger
Mit dem Fahrrad sind es nur ein paar Minuten von Bredas historischer City ins Grüne. Der Mastbos lockt mit seiner üppigen Größe von 570 Hektar nach draußen und bietet die perfekte stadtnahe Erholung.
Als Breda zum Sitz unter Graf Engelbert I von Nassau zum niederländischen Königshaus wurde, ließ Graf Hendrik III. ums Jahr 1515 den Wald anlegen. Er diente der Produktion von Holz und als Jagdgebiet für die Royals. Anfang des 16. Jahrhunderts wurden tausende Nadelbäume aus Deutschland hierher importiert.
Bis 1899 war Mastbos im Besitz der Nassauer, danach ging er in die staatliche Forstverwaltung (Staatsbosbeheer) über.