Kamp Westerbork/Niederlande. Rudolf Breslauer wurde von Lagerkommandant Albert Gemmeker beauftragt, Progandamaterial zu liefern. Der Fotograf nutzte das auch zum Selbstzweck.

Im vergangenen Jahr feierte das Museum im Kamp Westerbork 40-jähriges Jubiläum. Neben der Dauerausstellung zeigt das Museum aktuell eine Foto-Ausstellung des niederländischen Fotografen Sake Elzinga, der sich intensiv mit dem Leben und der Arbeit von Rudolf Breslauer auseinandergesetzt hat.

Dieser war ein jüdischer Fotograf, der 1938 in die Niederlande floh, 1942 aber verhaftet und ins Kamp Westerbork gebracht wurde. Dort wurde er von Lagerkommandant Albert Gemmeker beauftragt, Propagandamaterial über das Lager zu liefern, um die reibungslosen Abläufe dort zu dokumentieren. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert, es soll aber erst 1945 in Mitteleuropa gestorben sein.

Westerbork-Film aus Breslauers Aufnahmen erstellt

Breslauer nutzte das Ganze aber auch, um das Leben im Deportationslager zu dokumentieren und machte dabei zahlreiche Bilder von seiner Familie, insbesondere seinen Kindern (zwei Söhne und eine Tochter), die bei jeder Gelegenheit Zeit miteinander verbrachten. Passenderweise heißt die Ausstellung „Der Fotograf von Westerbork“ und besteht zu einem Großteil aus Werken Breslauers, die Elzinga recherchiert, ausgesucht und aufbereitet hat.

Dabei wird anhand der Bilder die Geschichte des Lagers dokumentiert, zeigt Insassen bei der Arbeit auf den Feldern oder Kinder in einer Werkstatt, unter anderem auch einen von Breslauer‘s Söhnen. Die Gefangenentransporte dokumentierte Breslauer ebenfalls. Aus dem Material fertigte der Berliner Regisseur Harun Farocki 2007 einen rund 40-minütigen Film über Westerbork.

Fotograf Sake Elzinga eröffnete die Ausstellung „Der Fotograf von Westerbork“.
Fotograf Sake Elzinga eröffnete die Ausstellung „Der Fotograf von Westerbork“. © Merel Tuk | Merel Tuk

Nachfahren sind froh über die Ausstellung

„Es war sehr viel Arbeit und Recherche und weit von lustig entfernt. Ich habe geschaut, welche Message seine Arbeit noch für uns hat. Es ist wichtig, ein Verständnis dafür zu gewinnen. Breslauers Enkel und Urenkel haben sich die Ausstellung angeschaut und konnten mit ihren Erinnerungen ergänzen“, erklärt Elzinga bei der Eröffnung seiner Ausstellung.

„Wir sind froh, dass wir überhaupt Bilder unserer Familie aus der Vergangenheit sehen können, es ist sehr aufregend und sehr bewegend. Ich bedanke mich für die Bilder und die Ausstellung“, sagt Breslauers Urenkel, der per Video bei der Eröffnungsveranstaltung zugeschaltet ist. Die Tochter von Rudolf Breslauer hatte als einzige der Familie den Holocaust überlebt.

Elzinga hofft auf noch mehr Material

Elzinga betont: „Ich habe viel in der Geschichte gewühlt und mich gefragt, wo die Fotos der Deutschen sind, Gemmeker war Hobby-Fotograf. Ich denke, dass ich mehr erreichen kann, wenn ich weiter recherchiere. Ich hoffe auch auf weitere Bilder von Anne Frank.“ Der Chef-Kurator des Museums findet: „Wir geben den Leuten im Westerbork-Film ihren Namen zurück.“