Aus den Niederlanden. Drogenboss Taghi und andere Angeklagte wurden in Amsterdam nach einem langen Prozess verurteilt. Warum Staatsanwaltschaft in Berufung geht.

Nach dem Abschluss eines Marathon-Prozesses in den Niederlanden gegen den Drogenboss Ridouan Taghi und andere Angeklagte hat die Staatsanwaltschaft gegen sieben der 17 Urteile Berufung eingelegt.

Wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte, geht es um die Urteile gegen sieben Komplizen von Taghi. Teils richte sich die Berufung dagegen, dass Angeklagte teilweise freigesprochen wurden, teils seien die verhängten Strafen aus Sicht der Anklage zu gering.

In fünf anderen Fällen will sich die Staatsanwaltschaft der Berufung der Angeklagten, darunter auch Taghi, anschließen. Gegen die übrigen fünf Verurteilungen lege sie keine Berufung ein, führte die Staatsanwaltschaft im Nachbarland aus.

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Taghis Anwalt Michael Ruperti hatte am Montag niederländischen Medien gesagt, dass sein Mandant gegen seine Verurteilung zu lebenslanger Haft Berufung einlege. Die Gründe führte der Verteidiger nicht aus.

Der aus Marokko stammende und in den Niederlanden aufgewachsene Taghi war bis zu seiner Festnahme der meistgesuchte Verbrecher der Niederlande. Der sogenannte Marengo-Prozess gegen ihn und seine Komplizen dauerte fast sechs Jahre lang und wurde von massiven Sicherheitsvorkehrungen begleitet.

Drogenkartell namens Mocro Maffia

Taghi wurde Ende Februar zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er nach Auffassung des Gerichts der Kopf eines Drogenkartells namens Mocro Maffia ist, das von der Anklage als „gut geölte Tötungsmaschine“ bezeichnet wurde. Die 16 übrigen Angeklagten wurden bei dem Prozess in der Nähe von Amsterdam zu Gefängnisstrafen verurteilt, die von einem Jahr und neun Monaten bis hin zu lebenslänglich reichen.

In dem Prozess ging es um sechs Morde und vier Mordversuche. Wichtiger Zeuge in dem Verfahren war das frühere Bandenmitglied Nabil B. Im Laufe des Prozesses wurden drei Menschen mit Verbindungen zu Nabil B. ermordet: 2018 sein Bruder, 2019 sein Anwalt und 2021 der bekannte Kriminalreporter Peter R. de Vries. Der Journalist war eine Vertrauensperson von Nabil B., seine Ermordung auf offener Straße hatte in den Niederlanden und ganz Europa Entsetzen ausgelöst. (AFP)