Aus den Niederlanden. Das Wetter würde nach über 20 Jahren das niederländische Eislauf-Ereignis “Elfstedentocht“ zulassen - wenn Corona nicht wäre. Debatte entbrannt.
Es wäre einfach zu schön. Klirrende Kälte und knarzendes Eis unter den Kufen. Eisiger Wind, hohes Tempo und eine jubelnde Menge im Schnee. Doch auch diesen Winter haben die Niederlande ihre Chance auf den bekannten Eiswettlauf "Elfstedentocht" (Elfstädtetour) durch die niederländische Provinz Friesland verpasst. Natürlich wegen Corona.
Das ist nicht allzu überraschend, dafür aber umso bitterer. Denn zum ersten Mal seit beinahe 25 Jahren passen die Wettervoraussetzungen für den Wettstreit auf 200 Kilometern entlang elf friesischer Städte. Wie in Norddeutschland gab es auch in den Niederlanden am Wochenende einen heftigen Wintereinbruch, dessen Ende laut niederländischem Wetterdienst noch nicht absehbar ist und für tiefen Frost in den Gewässern sorgt.
Elfstedentocht: Wettkampf trotz Corona-Maßnahmen?
Eigentlich beste Voraussetzungen für den berühmten Wettlauf auf Natureis. Doch Kälte hin oder her: Bereits im Januar stellte das "Elfstedentocht"-Kommittee klar, dass es nichts mit dem Lauf wird, solange die Corona-Maßnahmen gelten. Und doch wollen viele die Hoffnung partout nicht aufgeben - unter anderem der bekannte Rechtspopulist Geert Wilders.
"Wenn der anhaltende Frost es möglich macht, muss die Elfstädtetour auf eine verantwortliche Art stattfinden. Ministerpräsident Rutte, es ist ein historisches und einzigartiges Event und die Niederlande in Bestform", schrieb Wilders am Montag auf Twitter.
Organisation bleibt hart: Keine Elfstedentocht
Nachdem sich auch andere Oppositionspolitiker dafür ausgesprochen hatten, will Premier Rutte nun Möglichkeiten für Eiswettläufe untersuchen lassen. Noch am Freitag hatte Rutte gesagt, dass Eiswettläufe während der Pandemie nicht möglich seien.
Doch die Organisatoren der "Elfstedentocht" bleiben weiter bei ihrem Beschluss, wie am Dienstagmorgen bekannt wurde. "Eine alternative Elfstedentocht ist keine Elfstedentoch", sagte Vorstandsvorsitzender Wiebe Wieling dem niederländischen Sender NOS.
Klar, dass die Enttäuschung groß ist. Besonders in der Region Friesland. "Es ist schrecklich", sagt Ada Bakker vom Ferwerter Eislaufclub, der normalerweise in der Elfsteden-Eishalle in Frieslands Hauptstadt Leuwaarden trainiert. "Unsere Mitglieder wollten bei dem Wettlauf mitmachen. Das war eine riesige Enttäuschung."
Elfstedentocht ist Nationalevent in Friesland
Denn die berühmte "Elfstedentocht" sei ein beispielloses Event für die Niederlande. Beim Ferwerter Eisclub gebe es sogar noch Mitglieder, die bei der letzten Tour 1997 in beißender Kälte dabei waren. Gerade sie wären gerne noch einmal mitgelaufen - auch wenn viele inzwischen über 70 seien. Und wohl wenig Aussicht auf einen Preis haben: Den bisherigen Rekord von 6 Stunden und 47 Minuten hält seit 1985 der niederländische Profi-Eisläufer Evert van Benthem.
"Die gute Nachricht ist aber, dass wegen des Wetters Schlittschuhlaufen auf Natureis möglich sein wird", sagt Sytse Kroes vom Friesche Ijsbond, einer Vereinigung, die sich für die Interessen von Natureisläufern einsetzt. Auch wenn es noch einige Tage dauern dürfe, bis die Eisschicht auf Kanälen, Flüssen und anderen Gewässern dick genug und damit sicher ist.
Eislaufen hat Tradition in den Niederlanden
Natureislaufen hat eine Jahrhunderte alte Tradition in Friesland - unabhängig von Sportevents, wie Kroes erklärt. "Das Eis bringt alles enger zusammen. Man ist früher von Dorf zu Dorf, von Kirchturm zu Kirchturm gefahren." Erst später seien Wettläufe hinzugekommen. Die bekannte "Elfstedentocht" ist in den 1890er Jahren entstanden.
Auch wenn sie in diesem Jahr wohl wieder nicht stattfindet, bleibt immerhin noch ein privater Ausflug auf Kufen. Wie Premier Rutte bereits vergangene Woche betonte, könne mit der Familie oder einer Person aus einem anderen Haushalt auch während der Pandemie Schlittschuh gelaufen werden: "Aber tun Sie es vorsichtig und mit genügend Abstand."