Aus den Niederlanden. Nach der Kritik am späten Start der Corona-Impfungen in den Niederlanden, hat die Regierung nun reagiert. Am Mittwoch soll die Kampagne beginnen.

  • Obwohl längst der erste Impfstoff da ist, haben in den Niederlanden noch keine Corona-Impfungen stattgefunden.
  • Die Regierung wurde dafür massiv kritisiert, jetzt sollen die Impfungen am Mittwoch beginnen.
  • Sie wollen mehr Nachrichten aus den Niederlanden? Abonnieren Sie hier unseren wöchentlichen Newsletter.

Jetzt also doch: Nach anhaltender Kritik am späten Beginn ihrer Impfkampagne, hat die niederländische Regierung am Montagnachmittag den Startschuss verkündet. Schon am Mittwoch soll es mit den ersten Corona-Impfungen losgehen und damit zwei Tage früher als geplant. Das gab Gesundheitsminister Hugo de Jonge nun bekannt. Zuvor war die Regierung massiv für den verspäteten Impfstart kritisiert worden, obwohl bereits seit Weihnachten der erste Impfstoff im Land ist. Zuerst sollen nun Krankenhausmitarbeiter und Pflegekräfte geimpft werden.

Die Niederlande sind das letzte Land der EU, das mit dem Impfen beginnt. Der Gesundheitsminister war wegen des späten Starts und der unklaren Impfstrategie in den vergangenen Tagen heftig unter Beschuss geraten. Er muss sich am Dienstag im Parlament verantworten.

Zuvor hatte Premier Mark Rutte den Impfplan seiner Regierung noch verteidigt und mit einer Sorgfaltspflicht argumentiert. „Eine Woche mehr oder weniger macht nichts aus“, sagte auch Gesundheitsminister Hugo de Jonge – und sorgte damit nur für noch mehr Empörung bei den Kritikern angesichts der überlasteten Krankenhäuser.

Derzeit gibt es noch nicht genügend Dosen für die gesamte Bevölkerung, wie es seitens der Regierung heißt. Also gibt es auch in den Niederlanden eine Priorisierung: Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser sollen zuerst geimpft werden - und zwar jetzt so schon ab Mittwoch und nicht wie zunächst geplant ab Freitag. Das sind zusammen rund 295.000 Menschen.

Ab Februar sollen dann gut 155.000 Bewohner von Pflegeeinrichtungen folgen, ebenso wie rund 800.000 Menschen ab 18 Jahren, die gesundheitlich vorbelastet sind. Ab März sollen dann rund 4.400.000 eigenständig wohnende Menschen ab 60 Jahren geimpft werden können. Erst ab April und Mai sind Impfungen für weiteres Personal in der Pflege und die restliche Bevölkerung ab 18 Jahren vorgesehen.

Corona-Impfvorbereitungen in den Niederlanden in vollem Gange

Den Beginn machen nach Angaben der Regierung die Regionen Utrecht, Rotterdam und Brabant. Bei einem Gesundheitsamt in Veghel im Südosten des Landes sollen ebenfalls am Mittwoch schon einige Mitarbeiter von Pflegeheimen geimpft werden. Erst in der darauffolgenden Woche werden die Impfzentren im Rest des Landes öffnen. Schon seit Tagen lagern über 175 000 Impfdosen ungenutzt in einer Lagerhalle im Osten des Landes.

Der Impfstart ist eine gute Nachricht, denn die Corona-Lage bei unseren Nachbarn bleibt ernst. Zwar gehen die Neuinfektionen zurück, doch die Krankenhäuser sind noch immer überlastet. In der vergangenen Woche wurden 67.388 neue Corona-Infektionen in den Niederlanden gemeldet, ebenso wie 583 Todesfälle, die auf eine Corona-Infektion zurückgehen.

„Das Impfen aller Menschen in den Niederlanden ist ein enormes Unterfangen“, teilte die niederländische Regierung mit. Das wie in Deutschland seine Zeit brauchen wird. Wie geht es also weiter, bis die Zahlen wieder unter Kontrolle sind? Die Regierung sieht weiterhin von Lockerungen des harten Lockdowns ab, der noch mindestens bis zum 19. Januar dauern soll.

Härtester Corona-Lockdown der Niederlande

Premier Rutte hatte Mitte Dezember mit dem bislang härtesten Lockdown Ernst gemacht: Bürgerinnen und Bürger dürfen sich pro Tag nur noch mit zwei weiteren Personen eines anderen Haushalts treffen, das öffentliche Leben steht komplett still. Der Lockdown betrifft erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie auch alle Geschäfte – außer jene des täglichen Bedarfs.

Auch Gastrobetriebe, Kinos, Theater und Museen sowie Friseure, Fitnessstudios und Schwimmbäder im Nachbarland bleiben mindestens bis zum 19. Januar dicht. Zudem gilt eine Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Zuvor hatte die niederländische Regierung eine allgemeine Maskenpflicht wie in Deutschland lange ausgeschlossen.

Auch das niederländische Bildungs- und Betreuungssystem liegt derzeit lahm. Die aktuelle Lage gebe derzeit keinen Raum dafür, Universitäten, Schulen und Kindergärten früher als geplant zu öffnen, wie das niederländische Ministerium für Kultur und Wissenschaft zum Jahreswechsel mitteilte. Neben digitalem Unterricht bestehen aber Möglichkeiten für Notbetreuung.

Grenze offen: Reisen in die Niederlande

Und wie steht es um dem Grenzübertritt? Zwar haben sowohl das Land NRW als auch die Niederlande offizielle von nicht notwendigen Reisen ins Nachbarland abgeraten. Doch die deutsch-niederländische Grenze bleibt weiterhin offen, es gibt keine Grenzkontrollen. Wer per Schiff, Flugzeug, Intercity oder Fernbus in die Niederlande einreisen möchte, benötigt nach Angaben der niederländischen Regierung aber einen negativen PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Andere Test-Typen, auch Schnelltests, werden nicht akzeptiert.

Auch interessant

Wer mit dem Auto in die Niederlande reist, muss derzeit keinen Test vorlegen. Auch für Grenzpendler gibt es Ausnahmen. Wer aus Deutschland für längere Zeit in die Niederlande reist, muss zehn Tage im Nachbarland in Quarantäne. Als Ausnahme gelten hier Reisen mit einer Dauer von weniger als 24 Stunden. (red. mit dpa)