Amsterdam. Die Niederlande haben an die Abschaffung der Sklaverei vor 157 Jahren erinnert. Wegen Corona fand die nationale Gedenkfeier ohne Publikum statt.
Im Zeichen der aktuellen Anti-Rassismus-Proteste haben die Niederlande an die Abschaffung der Sklaverei vor 157 Jahren erinnert. Kulturministerin Ingrid van Engelshoven rief am Mittwoch in Amsterdam dazu auf, sich auch heute gegen Rassismus und Diskriminierung stark zu machen. Die Proteste konfrontierten die Niederländer mit den Folgen ihrer dunklen Vergangenheit. „Bedauern, Reue und Scham sind nicht genug.“
Die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema nannte die Proteste nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in den USA einen „Wendepunkt“ im Kampf gegen Rassismus. „Diese Bewegung ist nicht mehr zu stoppen.“ Sie erinnerte daran, dass Amsterdam jahrhundertelang von der Sklaverei profitiert hatte.
Kränze am Sklaverei-Denkmal in Amsterdam niedergelegt
„Sklaverei war die Basis für den institutionellen Rassismus“, sagte die Vorsitzende des nationalen Institutes zur Erforschung der Sklaverei, Linda Nooitmeer. In etwa 300 Jahren waren Hunderttausende Menschen von Niederländern versklavt worden. Sie mussten unter erbärmlichen Umständen etwa auf Plantagen arbeiten.
Am 1. Juli 1863 hatte das Land mit einem Gesetz die Sklaverei in seiner Kolonie Surinam und in der Karibik abgeschafft. Die Eigentümer der Plantagen wurden damals zwar großzügig entschädigt, die ehemaligen Sklaven mussten allerdings zehn weitere Jahre verpflichtet weiter arbeiten.
Am Amsterdamer Sklaverei-Denkmal wurden Kränze niedergelegt und eine Schweigeminute gehalten. Wegen der Corona-Maßnahmen fand die nationale Gedenkfeier ohne Publikum statt. Auch das traditionelle Festival „Keti Koti“ (zerbrochene Ketten) wurde abgesagt. (dpa)