Breda. . Breda in Nordbrabant: So richtig bekannt ist die Stadt hierzulande nicht. Dabei wurde dort einst ein großer Meister noch auf der Straße gehandelt.
Kein Joke! Die Gewinnerin der NRZ-Verlosung zur „BrabantNacht“ heißt Joke Obermüller, ist Niederländerin und hat am Tag der Reise nach Breda auch noch Geburtstag. Manchmal passt eben alles zusammen – so wie das Programm am vorvergangenen Wochenende mit dem Schwerpunkt Kunst & Design.
Davon hat Breda, die an der bedeutenden Handelsstraße zwischen Rotterdam und Antwerpen gelegene 183 000-Einwohnerstadt in Nordbrabant zwar eine Menge zu bieten, aber sicher nicht so viel wie die bekannten Art-Hotspots der Niederlande: Amsterdam und Rotterdam, Den Haag, Arnheim und Den Bosch mit ihren großen Meistern Rembrandt, van Gogh und Hieronymus Bosch.

Joke Obermüller kennt sie (fast) und ihre Ausstellungen alle, schließlich ist sie nicht nur mindestens einmal im Monat in ihrem Heimatland unterwegs, sondern besitzen sie und ihr Mann Dieter die niederländische Museenkarte. Das Ehepaar in den besten (Rentner-) Jahren ist vor Freude aus dem Häuschen, als es vom Zuschlag bei unserem Brabant-Gewinnspiel erfährt und gut vorbereitet, als es schließlich am 2. Juni in die Kultur-, Kunst- und Designszene Bredas geht. „Wir waren ja schon fast überall, aber in Breda noch nicht“, gibt Joke Obermüller zu.
In Venray geboren, lernt die Psychologiestudentin beim Tanzen den Dieter aus Rheinberg kennen. Zwei Jahre bleiben sie jenseits der Grenze, ehe sie von den Niederlanden an den Niederrhein ziehen. „Die erste Zeit war es schon für mich ziemlich schwierig dort“, gibt Joke Obermüller zu.
Sie ist neu im Dorf, jung, zieht sich bunt an und duzt auch noch alle Leute sofort. Die Liebe zu ihrem Dieter ist aber stärker als das Fremdeln mit der neuen Umgebung. Joke bleibt in Rheinberg und gibt später an der VHS Niederländisch-Kurse. Noch heute ist ihr Akzent, wenn sie Deutsch spricht, zu hören, manche Wörter fallen ihr in ihrer Heimatsprache eher ein als in der hier gelernten.

Nun also Breda. Am Nachmittag geht es durch die an diesem Samstag besonders volle City. Auf dem Großen Markt stehen zwischen den hunderten Stühlen der Kneipen und Cafés Kirmesbuden und vor der Kirche ein Schießstand. Geschmackvoll geht anders, dennoch hat die Stadt in Sachen Kunst und Design einiges zu bieten: zum Beispiel die Teppiche bei van Aalst (Catharinastraat 14), oder Dekoartikel und Schmuck im Conceptstore Brandpunt (Reigerstraat 16), der Shop, Kaffeebude und kreativer Arbeitsplatz in einem ist.
True Beauty mit irren Ansichten
Pflicht sollte ein Abstecher ins Stedelijk Museum (Boschstraat 22) sein, denn das am vorigen Montag neu eröffnete bietet neben seiner alten Sammlung spektakuläre Einblicke in junge, bunte Kunst. „True Beauty“ heißt der Ausstellungsbereich, der von den Forschungen des niederländischen Künstlers Hubert Leyendeckers inspiriert ist. „Hiermit bin ich noch nicht fertig“, sagt Joke Obermüller ob der spacigen Bilder und Objekte staunend.

Kunstvoll geht es auch auf dem Gelände des Kasteels van Breda zu. Mitten in der Stadt ist hier die Königliche Militärakademie zu Hause, doch über den herrschaftlichen Rittersaal wachen wertvolle Porträts der Könige und Prinzen von Nassau und Oranien.
Nicht ganz so historisch aufgeladen, lädt die Blind Walls Gallery zum besonderen Rundgang durch Breda. Hausbesitzer und die Gemeinde gaben Graffitikünstlern verschiedene Flächen in der Stadt für ihr buntes Werk frei. Inzwischen zieren 70 Spots Bredas öffentliche Wände. Eins der wichtigsten Werke: „Trash To Treasure“ in der Stallingstraat mit einem Bezug zu Vincent van Gogh. Dessen Mutter und Schwester wohnten zwischenzeitlich in Breda, wo sie frühe Skizzen des Begründers der modernen Malerei an örtliche Kneipenbetreiber sowie hier stationierte Soldaten verscherbelten.
Viele Eindrücke für Joke und Dieter Obermüller, deren nächste Reise ins Nachbarland eher nicht nach Breda führen wird – aber sicher eine spätere.