Nimwegen. . Sattelfeste Holland-Reporter erkunden Nimwegen, Arnheim und Umgebung

Das Fahrrad wurde vor genau 200 Jahren erfunden. Nur unwesentlich jünger sind auch viele der Schätze, denen wir im Fahrradmuseum „Velorama“ begegnen. Cees van Wijk führt uns durch das Gebäude an der Nimweger Flusspromenade. Los geht es im Restaurationskeller, in dem jeder historische Neuerwerb liebevoll hergerichtet wird. Ein Radio summt leise vor sich hin, auf dem Boden stapeln sich Kisten mit Ersatzteilen. „Die Räder kommen von Versteigerungen, werden bei Haushaltsauflösungen entdeckt oder sind Spenden. Wir legen Wert darauf, sie so herzurichten, wie sie früher tatsächlich aussahen“, betont Cees und streicht vorsichtig über ein Laufrad aus dem Jahr 1820, das an der Werkstattwand lehnt.

Ein Stockwerk höher findet aktuell eine Ausstellung zum 200. Geburtstag des Laufrades statt. Der Deutsche Karl Freiherr von Drais entwarf 1817 die erste „Laufmaschine auf zwei Rädern“ – und setzte damit bei Tüftlern eine beeindruckende Experimentierfreude in Gang…

Wir bestaunen Rahmen aus Holz und aus Metall, Sattel mit und ohne Federung, Pedale für Hände und für Füße. Bei einigen Exemplaren sind die Reifen so groß, dass die Fahrer wahre Balance-Künstler gewesen sein müssen. „Die Standard-Größen wie wir sie heute kennen, haben sich erst allmählich entwickelt“, erklärt Cees. In der Damenabteilung sehen wir uns Dreirädern gegenüber, die an Pferdekutschen erinnern. „Zweiräder waren für Frauen lange Zeit tabu, weil die langen Röcke beim Fahren hochrutschten und man die Schuhe sehen konnte“, erfahren wir. Cees macht uns auf eine Vitrine aufmerksam, in der hübsch verzierte Klipse liegen. Mit den Schmuckstücken konnten Frauen ihre Röcke beim Fahrradfahren fixieren, damit es garantiert keinen Skandal gab. Unser Equipment für den weiteren Tag sieht – zum Glück – etwas anders aus: Bequeme Hosen, wetterfeste Jacken, vollgepackte Fahrradtaschen.

Neben dem Museum liegt der Fahrradverleih von „Nijmegen Actief“. Dort stehen E-Bikes für uns bereit. Ein Navi oder GPS-Gerät brauchen wir dank ausgeklügeltem Routen-System nicht: Nummerierte Knotenpunkte weisen den Weg durch die Region. Wir schauen ab und zu auf den Zettel mit den Nummern unserer Route und folgen einfach den grün-weißen Schildern, die an den Weggabelungen stehen. Kaum auf dem Sattel lassen wir den Trubel der großen Stadt hinter uns. Die Straße führt auf Deichen durch den sattgrünen Ooijpolder bis in das Naturschutzgebiet Millingerwaard. Autos sind hier kaum unterwegs. Radfahrer, die uns entgegenrollen oder überholen (ja, auch das kommt trotz E-Bike vor), rufen ein freundliches „hoi“. Aus der Ferne schauen einige Wildpferde zu uns herüber. So fühlt sich also Radfahren auf Holländisch an.

Der Deich gehört uns

In Millingen aan de Rijn nehmen wir die Fähre nach Pannerden, wo wir wenige Fahrradkilometer später ein weiteres Mal nach Doornenburg übersetzen. Die beiden Pausen auf Fluss und Kanal tun gut; wir lassen uns über die kleinen Wellen schaukeln. Mit vom Wind zerzaustem Haar landen wir bei „Fort Pannerden“. In der restaurierten Verteidigungsanlage ist seit 2015 ein Info- und Erlebniszentrum untergebracht, in dem Besucher alles über die bewegte Geschichte dieses Ortes erfahren. Es gibt auch deutschsprachige Audio-Guides. Ausflügler können hier bei herrlichem Ausblick auf das Wasser verweilen. Wir steigen trotzdem nur kurz vom Fahrrad, weil noch 17 Kilometer vor uns liegen – und wir eine Verabredung in Arnheim haben.

Als wir die Räder eine gute Stunde später an eine Laterne lehnen, hat Ivo Mullink uns schon gesehen. Er öffnet die Tür seiner Burger- und Weinbar „Iveau“ und nimmt gleich alle E-Bike-Akkus zum Aufladen entgegen. Vor drei Jahren hat der Jungunternehmer das Restaurant in der Arnheimer Innenstadt zusammen mit einem Freund eröffnet. 2016 belegten die beiden bei der Wahl von Hollands bestem Burger den ersten Platz. „Auch deutsche Gäste finden schon oft den Weg hierher“, freut Ivo sich. Wir fühlen uns sofort wohl und setzen uns an einen Tisch, auf dem ein großes Holzbrett mit kleinen Leckereien steht. Zum Hauptgang bestellen wir Hähnchen-Burger. Nur den Wein, der in einem meterhohen Regal toll in Szene gesetzt wird, lassen wir weg. Unser Nachtquartier wartet nämlich noch ein paar Hügel entfernt. Passend zu unserer Tour haben wir uns im „Hotel Papendal“ eingemietet, das bei niederländischen Sportlern sehr beliebt ist.

Bei unserer Ankunft ist es stockdunkel. Wie idyllisch das Hotel gelegen ist, nehmen wir erst am nächsten Morgen richtig wahr. Im Frühstückssaal blicken wir auf einen Golfplatz und den angrenzenden Wald. Regen prasselt gegen die Panoramascheiben. Wir erwägen kurz, E-Bike gegen Bus zu tauschen, ziehen dann aber doch unsere Regenhosen über und sausen auf zwei Rädern zurück nach Arnheim.

Unser Ziel sind die „7 straatjes“. Wir schieben die E-Bikes über die großen Einkaufsstraßen im Zentrum, an den Schaufenstern großer Modeketten und Kaufhäuser vorbei. Auf der Ketelstraat biegen wir ab – in einen kleinen Seitenarm und eine ganz andere Welt. „Früher war dieser Teil der Innenstadt ziemlich verrufen“, erzählt Anke Pollmann, die wir dort in ihrem Laden für Haushaltswaren treffen. „In den letzten Jahren haben sich hier aber mehr und mehr Einzelhändler niedergelassen. Das Ergebnis ist ein cooler Mix aus Cafés und Geschäften.“

Mit ihrem Mann führt Anke das Fachgeschäft in der vierten Generation. Vor einem Jahr sind sie in das aufblühende Viertel umgezogen. In dem loftartigen Raum, in dem früher nur das Lager war, begrüßen die beiden heute ihre Kunden. Die Nachbarn der Pollmanns: Feinkost-Läden, Boutiquen mit selbstgefärbter Kinderkleidung, Floristen, Künstler und Schmuck-Designer. Wir schlendern an den Auslagen vorbei und nehmen im Café Dudok Platz. Wo einst Bankgeschäfte abgewickelt wurden, brutzelt es heute in Pfannen. In dem großen Gastraum mit offener Küche essen Studenten neben Geschäftsleuten, entspannen Zeitungsleser neben Touristen wie uns.

Vorfahrt für Radfahrer

Mit einer warmen Suppe im Bauch machen wir uns auf den Rückweg nach Nimwegen. Diesmal über den „Snelfietspad“, eine Fahrradschnellstraße, die beide Städte miteinander verbindet. Start ist die John-Frost-Brücke am Rande der Innenstadt. Von hier aus folgen wir den Hinweisschildern mit der Aufschrift „RijnwaalPad“. Der breite, rote Weg führt uns über Wasserläufe, durch Fahrradtunnel, an Obstbaumplantagen vorbei, mitten durch ein Wohngebiet und schließlich über die große Waalbrücke zu unserem Ausgangspunkt.

„Ihr könnt stolz auf euch sein“, ruft der Fahrradvermieter, dem wir am Tag zuvor etwas verraten haben: Unsere eigenen Räder stehen schon etwas länger unbewegt in der Garage.

Mitbringsel: Gutschein für einen Lunch zu zweit

Wer sich von Nimwegen aus in den Ooijpolder aufmacht, kommt bei Hent Scholten vorbei. Er betreibt das kleine Hotel und Ausflugslokal „Oortjeshekken“ auf dem Erlecomsedam.

In der gemütlichen Stube gönnen wir uns eine Brotzeit. Hent gesellt sich zu uns und erzählt, dass er vor einigen Jahren bis nach Santiago de Compostela geradelt ist. „Und da hatte ich nur zwei Taschen dabei“, sagt er lachend mit Blick auf unser Gepäck. „Passt da noch ein Gutschein für die NRZ-Leser rein?“ Na klar!
Der Gutschein für zwei Personen ist 30 Euro wert und wird unter den Teilnehmern verlost. Der Link zum Gewinnspiel lautet: www.nrz.de/oortjeshekken .

Fahrradmuseum Velorama: Waalkade 107, 6511 XR Nimwegen > http://www.velorama.nl/nationales-fahrradmuseum-velorama-nimwegen

Nijmegen Actief: Waalkade 113, 6511 XR Nimwegen > http://nijmegenactief.nl/

Hotel und Ausflugslokal Oortjeshekken: Erlecomsedam 4, 6576 JW Ooij > http://www.oortjeshekken.nl/

Fähranleger Millingen, am Koffiehuis De Gelderse Port: Rijndijk 6, 6566 CG Millingen aan de Rijn

Fähranleger Pannerden: Veerdam, Pannerden

Iveau Burgers & Wijnbar: Kleine Oord 78, 6811 HZ Arnheim > http://burgersenwijn.nl/

Hotel Papendal: Papendallaan 3, 6816 VD Arnheim > http://papendal.nl

Haushaltswaren Pollmann: Kerkstraat 41A, 6811 DM Arnheim > https://servies.nl/

Café Dudok: Koningstraat 40, 6811 DH Arnheim > http://www.dudok.nl/vestigingen