Alpen-Menzelen. .

Die Familie Depuhl: Mama Judy, Papa Patrick, drei Jungs. Eine ganz normale niederrheinische Familie. Mit einer kleinen Besonderheit: Die Mama heißt Judy Bailey. Und tourt als Musikerin und Songwriterin durch die Welt.

Alpen-Menzelen. Also nix gegen diesen freundlichen Ort – aber: warum? Du bist in London geboren, auf Barbados aufgewachsen, Du tourst mit Patrick, Deinem Mann, und der Band durch die ganze Welt – und wohnst seit fast 10 Jahren Alpen-Menzelen.

(grinst) Yes! Jaa, es ist wunderschön hier. Wir haben einen großen Garten – für die Jungs vor allem. Wir haben total nette Nachbarn, die auch nach der Post und dem Haus gucken, wenn wir unterwegs sind. Und die Ruhe hier ist total schön (in dem Moment wirft der Nachbar den Rasenmäher an, Judy lacht). Dochdoch, echt, es ist hier ganz ruhig. Und ich brauche das, um immer wieder runterzuschalten, um Ideen zu haben, Texte zu schreiben. Ja, um kreativ zu sein.

Du bist Sängerin, Gitarristin, Komponistin, Mama von Levi, Noah und Jacob. Und Du hast mit Band schon auf allen Kontinenten dieser Erde Konzerte gegeben.

Außer in der Antarktis..

Da hat Dich der liebe Gott also noch nicht hingeschickt.

Oh no. Das wird er hoffentlich auch nicht tun.

Die Religion, das darf man ruhig so sagen, Dein tiefer Glaube, prägt Dein Leben.

Nicht nur meins. Deins auch. Also ich bin fest davon überzeugt: Gott ist da. Und er sagt jedem von uns: Du bist geliebt. Du bist gewollt. Du bist besonders. Das klingt vielleicht ein bisschen verrückt, aber es ist wahr: Gott spricht zu uns – wir müssen nur lernen, auch zuzuhören.

Wann hast Du zum ersten Mal zugehört?

(Legt die Stirn in Falten) Also ich war acht Jahre alt, da habe ich im Kirchenchor auf Barbados gesungen. Mit 17 habe ich gelernt, Gitarre zu spielen und habe angefangen die ersten Lieder zu schreiben. Und da habe ich gespürt: Er ist da, er begleitet mich. Das ist eigentlich unglaublich: Gott ist nah, er hat Dir etwas zu sagen, Dir. Nicht Deinem Nachbarn, Deinen Freunden oder dem Mann auf der anderen Seite der Straße. Nein, Dir hat er etwas zu sagen. Wow. Und wir können auf ihn vertrauen – auch wenn wir nicht alles verstehen.

Und die Welt nun auch nicht rosarot ist.

Mein Leben hat auch Höhen und Tiefen und manchmal habe ich da gestanden und dachte: Oh God, was soll ich tun? Man kann glauben lernen, und Vertrauen lernen. Und das ist wunderschön.

Zum Weinen schön. So unvergesslich schööön. Das kann man wohl kaum noch besser machen. – Solche Sachen posten Eure Fans.

(strahlt) Ja das ist toll, nicht wahr?

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Und es sind Kommentare zu Eurer letzten CD.

„Lifesong. Das Leben schreibt die besten Lieder.“ – Diese CD ist anders. Leise. Und zum ersten Mal ist auch Patricks Stimme zu hören.

Dein Mann liest Deine Texte.

Wir haben schon lange geplant, mal etwas anderes zu machen. Mal etwas ganz Ruhiges, Stilles, Inspirierendes. Und Patrick hat eine wundervolle, sehr ausdrucksstarke Stimme. Wir sind seit 20 Jahren zusammen – er kennt mich. Er kann meine Gedanken wirklich lesen. Und er spricht viel besser Deutsch als ich.

Du hast Dein Leben darin verarbeitet.

Oh ja. Zehn Songs, Hoffnung und Trost, Liebe und Wut, Trauer und Fröhlichkeit. Und nur ganz wenige Musiker, hauptsächlich Patrick und ich, die Gitarre und seine Stimme.

Wie lebt ihr euren Glauben im Alltag?

Keine Sorge, wir sind ganz normal. Wir singen ein Gebet mit den drei Jungs bevor wir essen. Und abends sagen wir Gott Danke für das, was er uns geschenkt hat. Es ist eben nicht selbstverständlich, dass es uns gut geht, dass wir genug zu essen haben. Das sollen auch die Kinder früh begreifen. (kleine Pause, dann lacht sie wieder) Aber wenn Du uns mal einen Tag zu Hause begleitest, wirst du sehen, dass offensichtlich keiner von uns einen – wie sagt man – Heiligenschein hat.

War das ein Traum von Dir, Musikerin zu werden? Und berühmt und erfolgreich?

Oh no. Und berühmt und erfolgreich, so würde ich das nicht nennen. Ich bin glücklich und dankbar, meine Musik leben zu dürfen. Das sich alles so entwickeln würde, damit habe ich im Traum nicht gerechnet.

Ich habe Psychologie studiert – also gar nichts mit Musik. Aber irgendwann wusste ich, die Musik ist mein Weg. Und da habe ich dann auch verstanden, dass schon meine ersten Songs, die ich geschrieben habe, Liebeslieder waren und sind. Liebeslieder an Gott.

Das klingt sehr fromm.

Vielleicht. Ich denke da gar nicht so viel drüber nach. Weißt Du, es ist ja nicht so, dass ich mir sage: Hey, Du solltest mal wieder ein Lied über Jesus schreiben. – Der Glaube ist für mich so selbstverständlich wie das Atmen. Deshalb kommt er auch automatisch in meinen Liedern vor. Außerdem, es ist ja nicht so, dass ich andauernd Jesus-Jesus-Jesus singe. Aber ich denke, man kann spüren, dass ich von einer Liebe rede, die nicht von dieser Welt ist.

Du hast in Rio gesungen, beim Weltjugendtag. Und Papst Franziskus stand fast neben Dir.

Du hast in Rio gesungen, beim Weltjugendtag. Und Papst Franzikus stand fast neben Dir.

Oh yes. Aber der war schon ein paar Schritte weg – die Bühne war riesig. Es war unbeschreiblich. Ein paar Millionen junger Menschen aus der ganzen Welt, die haben gesungen, getanzt, gebetet. Wow. Und ich stand dann da auf der Bühne und hab mich gefragt: Wie komme ich hierhin. Was mache ich hier. Wo bin ich hier. Der Papst ist da. Okay. Ich singe meine Lieder. Okay. Live. Okay. Gott gibt dir Kraft und das Zutrauen. Also los.

Hast Du schon mal erlebt, dass man dich als christliche Musikerin belächelt?

Wir wissen, dass uns so was passieren kann. Aber wir wissen auch, dass wir richtig gute Musik machen.

Am Pfingstwochenende sind Judy Bailey und Patrick Depuhl live in Uedem. Plus Chor: Leroy Johnson & Daniel Jakobi.

Workshop: für Cajon & Choir 6.-8. Juni. 25 Euro, inkl. drei Mahlzeiten und Konzerteintritt. Anmeldung: 0 28 25-53 95 87 (Pastor Krause). Infos: feg-uedem.de

Konzert: Samstag, 7. Juni, 20 Uhr, FEG Gemeindehaus Uedem, Am Roten Berg 1. Schüler fünf, Erwachsene zehn Euro.

Gottesdienst: Open-Air, So., 8. Juni, 10 Uhr, Uedem, Am Roten Berg 1

Infos: www.judybailey.de