Grefrath. Benediktinerin zu sein, ist ein Vollzeitjob. Dennoch: Wer Ruhe sucht, der findet sie in der Abtei Mariendonk

Es ist zehn Uhr. Die erste Kaffeepause? Nein. Und die zweite ist schon etwas her. Das Tagesprogramm von Schwester Martha beginnt früh. Wenn der Nebel noch verschlafen auf den Feldern liegt, hat der Arbeitstag für die Benediktinerin in der Abtei Mariendonk lange begonnen.

Ein Tag, an dem sich die 38-Jährige auf die Suche nach Gott begibt. In Gebet, Arbeit und der Erschließung der Heiligen Schrift. Und das ist gar nicht immer so einfach. Auch das moderne Leben endet nicht vor den Klosterpforten. In Zeiten von Telefon, Internet und Hausgästen stehen die Ordensfrauen im Kloster mittendrin.

„Seit 4.50 Uhr bin ich jetzt wach“, sagt Schwester Martha. Seit 17 Jahren lebt die gelernte Einzelhandelskauffrau im Kloster unweit des Niersufers. „Nur sonn- und feiertags können wir etwas länger schlafen. Dann beginnt das Hochamt erst um sieben Uhr.“

Seit mehr als 100 Jahren beten und arbeiten Ordensfrauen in der Abtei Mariendonk. 32 sind es aktuell. Im Geist des Heiligen Benedikt von Nursia (um 480-547) leben sie gemeinsam in der Nachfolge Christi. Und das nach einem sehr geregelten Tagesablauf, meistens. „Irgendetwas kommt immer dazwischen“, sagt Schwester Martha.

Zeit für Andacht und Arbeit

Um 5.15 Uhr ist allgemeine Weckzeit. „Ich bin früher auf, weil ich in der Sakristei die Sachen für die Messe herrichte und die Kirchentüren aufschließe.“ Danach wartet die erste Tasse Kaffee. Sechs Uhr: Betrachtungszeit steht auf dem Tagesplan – also persönliches Gebet, Meditation oder Schriftlesung. „Manche Schwestern machen das in ihren Zellen, so nennen wir unsere Zimmer, in der Kirche oder in der Krypta.“ Um 6.30 Uhr: die erste Messe – von vier Gebetszeiten am Tag.

Mehr als drei Stunden nach dem Aufstehen gibt es das Frühstück. Dann geht’s an die Arbeit, ab 8.30 Uhr. „Ich kümmere mich um die Wäsche meiner Mitschwestern und arbeite auch in der Paramentenstickerei. Jede von uns hat mehrere Arbeitsfelder.“

Die Benediktinerinnen leben von dem, was sie erwirtschaften. Der Hauptbetrieb ist die Paramentik. Bestellungen von Priestergewändern gehen über das Internet und telefonisch ein. Manchmal sitzt den Schwestern die Zeit im Nacken. Die Aufträge müssen fristgerecht fertig werden. „Dann erwischt man sich schon mal während des Mittagsgebetes dabei, wie im Kopf noch die Arbeit rattert, obwohl man eigentlich bei Gott sein sollte.“

Nach dem Mittagsessen, das oft aus dem eigenen Garten kommt, geht es wieder an die Arbeit. Es wird entworfen, gewebt, genäht, gestickt, theologisch gearbeitet, Hostien werden verpackt, die Hausarbeit erledigt, Hausgäste betreut... Zwischendurch: eine Stunde Freizeit, „um Fahrrad zu fahren oder zu lesen.“

Schwester Martha führt in die Bibliothek. Rund 25 000 Bücher stehen in den Regalen. „Wir sollen uns weiterbilden, auch um unseren Glauben weiter zu vermitteln.“ Dazu gehöre, sich mit aktuellen Themen in der Kirche auseinanderzusetzen. Auch mit Missbrauchsfällen. „Wir werden darauf angesprochen und müssen Rede und Antwort stehen.“

Beim Kaffee um 14.30 Uhr bietet sich Zeit für Gespräche. „Unsere Arbeit verrichten wir meist in Stillschweigen.“ Auch nach dem Abendlob um 18 Uhr und beim Abendessen bleibt Zeit zum Reden. Oder für Spiele und Vorträge im Gemeinschaftsraum. Nach dem Komplet, dem Nachtgebet um 20 Uhr, neigt sich der lange Klostertag dem Ende entgegen. Bis zur Nachtruhe um 21.30 Uhr, wenn das große Schweigen in der Abtei Mariendonk beginnt, kehren die Schwestern noch einmal in sich.

Für Schwester Martha endet ein 16-Stunden-Tag. Einer, der den Glauben der Benediktinerin auf die Probe stellt. „Unser Versprechen, das wir Gott gegeben haben, müssen wir immer wieder einholen“, sagt sie. „Aber es ist ein großes Geschenk, wenn man es gut lebt.“

Für Gäste: Einkehren im Kloster

Zeit für Ruhe, Stille und Besinnung können auch Gäste in der Abtei Mariendonk finden. Die Benediktinerinnen laden Einzelpersonen und Gruppen von Frauen, Männern und Jugendlichen zu Tagen ins Kloster ein. Die Schwestern gestalten die Zeit der Gäste, so dass sie geistliche Anregungen gewinnen, aber auch Erholung und Entspannung finden. Gäste können an den Gebetszeiten und am Arbeitsleben der Schwestern teilnehmen. Weitere Informationen zum Kloster und den Einkehrtagen für Gäste der Abtei Mariendonk, Niederfeld 11, in Grefrath, gibt es im Internet unter www.mariendonk.de.