Uedem.

Moderatorin und Kolumnistin Steffi Neu hat ein „Kleines Buch vom Kindsein am Niederrhein“ geschrieben. Dabei stand die NRZ Pate. Ein Portrait über die freche Frau vom platten Land.

Eine grundsätzliche Frage vorab: Mit FF oder PH? „Stefanie mit F“, sagt Frau Neu vom Keppelner Fehlemanns-Hof. So wie es auf der Urkunde der Karnevalsakademie Kamp-Lintfort in kapitalen Lettern geschrieben steht, die an der Wand neben der Wendeltreppe zum Dachgeschoss hängt. „Am liebsten einfach nur Steffi. Obwohl, darf man das überhaupt: Mit 40 noch Steffi genannt werden“, fragt sie mit gespielter Naivität.

Natürlich darf man das. Und so wird sie weiter wohl nur eine Person beim vollständigen Vornamen nennen: ihre Mutter. „Aber nur, wenn sie über mich redet.“ Für alle anderen - einschließlich „Svenni-Honey“ Plöger - darf es auch nach Erreichen der magischen Altersgrenze einfach nur bei Steffi bleiben.

„Aufgestelltes“ Wesen

Schließlich macht die 39-Jährige schon seit zehn Jahren Erwachsenenradio und hat sich trotzdem den Schuss freche Heiterkeit bewahrt. Als „aufgestellt“ bezeichnen die Schweizer Menschen wie Steffi Neu, die eine scheinbar natürliche Gabe haben, die Umgebung aufzuheitern, ohne dabei einen Clown gefrühstückt zu haben.

Was jenseits von Uedem locker über den Äther kommt, ist das Ergebnis akribischer Vorbereitung. „Eine große Fresse kann ich nur haben, wenn ich mich gut im Thema auskenne.“ Und hat natürlich auch Methode: „Ich versuche am Ende eines Interviews immer, die Geschichte auf eine emotionale Ebene zu ziehen.“

Bekennendes Landei

Auf der anderen Seite kokettiert Steffi Neu nicht nur, sie ist tatsächlich ein bekennendes Landei. „Diese Umgebung hier gibt mir die notwendige Sicherheit und das Vertrauen“, sagt die überzeugte Dorf-Karnevalistin bei den „Queekespiere“, die bis auf vier Jahre Studium im Bonner Exil stets in Keppeln gelebt hat.

Dort wohnen in Sichtweite auch ihre Eltern und ihr Bruder Burkhard mit seinen drei Kindern, der mittlerweile den Hof übernommen hat. Nur die jüngste Schwester Marion hat das Weite gesucht. „Sie lebt drei Kilometer entfernt. Deshalb ist sie auch zweimal am Tag hier.“

Unterm Dach, in einem kleinen Kämmerchen mit Holzpaneelen, hat die Moderatorin im vergangenen Winter „Das kleine Buch vom Kindsein am Niederrhein“ geschrieben, bei dem die NRZ sogar Pate stand. „Die Episode über den Tornister habe ich eigentlich für die Heimat am Niederrhein geschrieben“, schildert die Frau mit den bunten Turnschuhen und der zerschlissenen Jeans. Das Schlagzeug und die Carrera-Bahn ihres Sohnes Fritz in Sichtweite.

14 Geschichten aus der Kindheit

Herausgekommen sind 14 Geschichten, die mitunter auch ganz schön derb-komisch ausfallen. Wer hätte gedacht, dass die niedliche, kleine Steffi mit dem schief geschnittenen Pony früher mit echten Schweineteilen gespielt hat. „Wir haben die Augen an die Decke geworfen. Dort blieben die kleben. Wessen Auge als erstes `runterfiel, hatte verloren“, grinst die Frau, die heute noch mit ihrem Stirnschnitt unzufrieden ist.

Jaja, die Landjugend hat’s mitunter faustdick hinter den Ohren. „War ich froh, als mir ein Hörer gemailt hatte, dass er ebenfalls Klebe-Auge gespielt hat. Ich dachte schon, wir wären als einzige so gewesen.“

Obwohl Steffi Neu lange schon für den WDR arbeitet, hat sie ihre ersten Sendungen bei „Radio KW“ moderiert. „Da durfte ich wirklich jeden Fehler selbst machen“, erinnert sie sich. „Und dann kam ich Jahre später zum WDR nach Dortmund. Da musste ich sogar im Sitzen moderieren. Mit eigenem Sendetechniker,“ verzieht sie das Gesicht.

1,75 Meter
Energie

Denn der 1,75 Meter große Energieriegel kann kaum stillsitzen, muss in Bewegung bleiben. „Ich bin so die Disco-Kugel. Während der Musikstücke hüpfe ich im Studio ständig ums Pult herum.“ Drei Stunden lang vormittags, samstags sogar fünf. „Was für die Umstehenden aussieht wie ein Riesen-Spaß, ist für sie Stress-Abbau. Mittlerweile darf sie sogar im Stehen moderieren. In Köln. Aber nur bei geschlossener Tür. „Weil ich die Musik zu laut aufdrehe.“

Zehn Tage im Monat arbeitet sie für den WDR. Dann ist sie täglich mehr als drei Stunden auf der A 57 unterwegs: „Mein Wohnzimmer.“ Wenn sie sich im Morgengrauen in den Dreier-BMW wirft, wird der Rest hinterm Steuer erledigt. „Hinter Alpen habe ich den ersten Kaffee auf, bei Kamp-Lintfort bin ich geschminkt.“ Gut, dass um diese Zeit vor dem Kreuz Moers so wenig Verkehr ist.

Fritz und Fini

Um die Kinder Fritz (7) und Fini (5) kümmert sich dann ihr Mann Markus Bremers. Der selbstständige PR-Berater bringt den Sohn zum Schulbus, die Tochter in den Kindergarten. Vormittags kommt Rita, das Familien-Faktotum. Sie ist Tagesmutter, Haushälterin und Köchin in einer Person. Obwohl die Großeltern gegenüber wohnen. „Meine Kinder können jederzeit `rübergehen“, sagt die Moderatorin. Eine Erziehung durch Oma und Opa lehnt sie aber ab. „Meine Eltern haben drei Kinder großgezogen und damit mehr als genug getan.“

Ob sie ein weiteres Buch schreibt, das Rede-Training ausweitet oder vielleicht zukünftig mehr im Fernsehen macht, weiß die Linkshänderin noch nicht. „Mit einem Bein stehe ich fest im Radio, mit dem anderen schwinge ich hin- und her. „Mal sehen, was noch kommt“, sagt sie zum Abschied. Es wird nämlich langsam Zeit, Mittagessen für die Kinder zu kochen.