Am Niederrhein. .
Nach der kommunalen Neuordnung 1975 sind sie selten geworden. Aber es gibt sie noch, die Fahrzeuge mit dem Kennzeichen MO, die an den ehemaligen Kreis Moers erinnern. 352 Pkw, Zweiräder aber vor allem auch landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge und Anhänger sind beim Kreis Wesel registriert.
Klassiker, 30 Jahre und älter, die als Oldtimer nicht nur bei Liebhabern eine besondere Wertschätzung genießen. Bald könnten die Veteranen Nachwuchs bekommen. Hofft zumindest Professor Ralf Bochert. Der Mann ist Dekan der Fakultät für Wirtschaft der Hochschule Heilbronn und hat das Forschungsprojekt „Initiative Kennzeichenliberalisierung“ ins Leben gerufen.
Er glaubt an das „Recht auf den eigenen Stadtnamen im Nummernschild“ und hat deshalb bei rund 350 Bürgermeistern in ganz Deutschland von Städten, die vor der Neuordnung ein eigenes Kennzeichen besaßen, angefragt, ob Interesse bestehe, diese wieder einzuführen. Ihm geht’s dabei nicht um die Rückkehr zur guten alten Zeit. Der Marketing-Experte hat anderes im Sinn: „Eine Vielzahl deutscher Städte und Gemeinden haben ihr Kfz-Kennzeichen verloren. Nach meiner Ansicht verlieren diese Kommunen damit ein wichtiges Identitätsmerkmal“, ist Bochert überzeugt. Ihm schwebt das Modell des Main-Kinzig-Kreises in Hessen vor. Hier wird die kreisangehörige Stadt Hanau durch das Kennzeichen HU, das übrige Kreisgebiet jedoch durch MKK repräsentiert.
Auch wenn es sich nur um zwei oder drei Buchstaben handele, entscheidend sei nicht zuletzt die Wertigkeit des Trägermediums. „Das Kulturobjekt Automobil erhöht die Bedeutung von Kennzeichen um ein Vielfaches“, ist der 48-Jährige überzeugt. Weit über 50 Gemeinden hätten bereits auf das Schreiben geantwortet. „Dies zeigt“, so Bochert, „dass Interesse besteht, mit einem eigenen Kennzeichen die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt auch zeigen zu können.“ Um dies zu untermauern, ist seit einigen Tagen ein Team der Heilbronner Hochschule unterwegs. Es will von den Bürger wissen, wie sie zu diesem Projekt stehen. In Nordrhein-Westfalen sei dies zurzeit in Gladbeck, Erkelenz und Bocholt der Fall, sagt Bochert. Im Juni sollen die Ergebnisse im Rahmen einer Studie vorgestellt werden.
Netter
Gimmick
Sollten sich seine Studenten in Moers umhören, werden sie nicht überall auf Zustimmung stoßen. „Das ist ein netter Gimmick aber keine zündende Idee“, meint Michael Birr Geschäftsführer Moers-Marketing. Schon seit Jahrzehnten gingen die Kommunen man mit dem Schwerpunkt Vernetzung im Kreis Wesel in die gleiche Richtung. Der Zusammenschluss Wir4 mit Moers, Rheinberg, Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn sei ein Beispiel für die gemeinsame Entwicklung. „Natürlich ist Identifikation wichtig“, betont Birr. Deshalb freue er sich über jeden Moers-Aufkleber, der aufs Auto gepappt werde.
Etwas anders sieht’s Dinslakens Bürgermeister Michael Heidinger. Er begrüße den Heilbronner Vorstoß, zumal seinerzeit sich viele Dinslakener Bürger sehr schweren Herzens von ihrem alten DIN-Kennzeichen verabschiedet haben. Andererseits sei er skeptisch, dass die Idee Erfolg habe. Gelderns Bürgermeister Ulrich Janssen signalisiert ebenfalls „grundsätzliches Interesse“. Allerdings müsse der Rat einverstanden sein. Er befürworte aus Marketing-Gesichtspunkten eine Einführung der alten Kennzeichen.
Guido Bleckmann, Leiter der Kfz-Zulassungsstelle in Moers, glaubt dagegen, dass der Weg in eine andere Richtung weist. Werde doch diskutiert, dass die Fahrzeuge vom Tag der Erstzulassung bis zur Schrottpresse ihr Kennzeichen behalten. Zudem, so gibt er zu bedenken, könnten Generation Golf und deren Nachfolger mit den alten Kennzeichen kaum etwas anfangen. „Die wissen gar nicht, dass es die früher gegeben hat.“ Außerdem ist er sich sicher, „dass die Leute die 30 Euro für das Anfertigen der Schilder lieber sparen.“