Duisburg. Koalas im Duisburger Zoo - eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte, seit 30 Jahren.
Ein Kilo Eukalyptusblätter am Tag – aber bitteschön frisch und nur die zarten Spitzen – Irwin ist ein echter Gourmet und stellt seine Küchenchefs vor große Herausforderungen – Koalas fressen nix aber auch gar nichts anderes als Eukalyptus – zehn Prozent ihres Gewichts täglich – kein Wunder, dass sich nach wie vor nicht jeder und jede an die Haltung und Zucht von Koalas wagt. In Duisburg freilich hat man inzwischen jahrzehntelange Erfahrung – und Irwin, der starke Mann im Koala-Revier und übrigens noch gebürtiger Australier, muss auf nichts verzichten. Konkurrenten hat er auch keine - man darf vermuten, dass Irwin (16 Jahre immerhin schon alt) sich wie im Paradies fühlt.
Seit 30 Jahren sind die Koalas Publikummagneten im Duisburger Zoo
Wobei die Herren mit dem plüschigen Fell, den großen Ohren und der etwas vorstehenden schwarzen Nase, nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Sie haben ihr Revier hinter den Kulissen – Koalas sind Einzelgänger.
Hinter den bodenhohen Spezialscheiben im Koalahaus haben die Damen und zwei Jungtiere bei kuscheligen 24 Grad das Sagen – und das Publikum für sich. Vier Mädels leben hier mit den kleinen Koalas im Gruppenverband sehr entspannt in den Tag hinein. „Gearbeitet“ wird für die Zucht, wenn die Natur es vorgibt und das Pfleger-und Pflegerinnenteam zum richtigen Zeitpunkt bestimmte Türen öffnet…
Save the Koala Days
Sensation 1995: Der erste kleine Koala wurde im Zoo Duisburg geboren. Nie zuvor hat es Koala-Nachwuchs in Europa gegeben. Die kleine ‚Kangulandai‘ ging in die Geschichte ein. Ihr Name stammt aus der Sprache der australischen Ureinwohner und bedeutet übersetzte „die Erste“.
Die Geschichte der erfolgreichsten Koala-Haltung in Deutschland feiert das Zoo-Team mit allen Besuchenden im Rahmen des Save the Koala Days am 14. Juli 2024. Ein vielfältiges Programm wird Einblick in die Haltung der Beuteltiere geben und soll für ihren Schutz motivieren. Aufgrund vielfältiger Faktoren gelten Koalas als ‚gefährdet‘ und werden auf der sogenannten Roten Liste geführt.
Wenn alles gut geht, wächst dann 32 Tage später ein winziges Koalababy im Beutel der Mama heran. Das ernährt sich anfangs noch von Milch – nach und nach erst gewöhnt sich der sensible Verdauungstrakt an die eigentlich ja giftigen Eukalyptusblätter.
Europäisches Zuchtprogramm
Ich frage mich, wie man das aushalten kann, den ganzen Tag beguckt zu werden, pausenlos. Aber die Damen scheint das überhaupt nicht zu stören. Sie sitzen rum oder hängen ab und tun das, was sie stundenlang tun müssen: sie verdauen. Frischer Eukalyptus wird im Winter wöchentlich aus Florida eingeflogen – inzwischen bauen die Duisburger auch eigenen Eukalyptus an – die niederrheinische Version kommt im Sommer auf den Tisch – scheint den kuscheligen Beuteltierchen – die keine Bären sind, auch wenn man sie manchmal so nennt – ganz gut zu schmecken – wobei generell gilt: Nicht jedes Blatt wird akzeptiert, nur die frischen, jungen, zarten Blatttriebe werden gefressen.
Mehr als 40 Koalababys haben in Duisburg schon das Licht der Welt erblickt
Koalahaltung ist ein Thema für sich und nicht ganz so einfach. In Duisburg jedoch wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten über 40 kleine Koalas geboren – ein Erfolg, den auch die internationale Fachwelt anerkennt. Der Zoo Duisburg verantwortet inzwischen das Europäische Erhaltungszuchtprogramm. Von Duisburg aus koordiniert Zoo-Tierärztin Dr. Kerstin Ternes die europaweite Zucht der bedrohten Beuteltiere im Rahmen des EEP (Europäisches ex-situ Programm).
Revierleiter Florian Thaller hat mit Kollegin Anna Moia ein paar – frische – Eukalyptuszweige in die Baumgabeln gesteckt – man versteht oder besser wohl formuliert: man akzeptiert sich. Zweimal in der Woche werden die sensiblen Tierchen gewogen – damit kontrolliert werden kann, ob alle gesund sind und ob Nachwuchs im Anmarsch ist – den sieht man ja nicht sofort.
Angefangen hat die Duisburger Koala-Erfolgsgeschichte vor 30 Jahren – da kamen Kambara und Blinky Bill aus dem Zoo San Diego an den Niederrhein. „Es sollte ein Besuch auf Zeit sein, es gab Vorbehalte, die komplizierte Futterlogistik nicht dauerhaft aufrechthalten zu können“, so Florian Thaller. Am 7. Juni 1995 die Sensation: Zum ersten Mal wurde ein Koala im Zoo Duisburg geboren. Nie zuvor hatte es Koala-Nachwuchs in Europa gegeben. Aktuell leben neun Wuschels am Kaiserberg – alle haben einen Namen, der sich aus dem Sprachschatz der australischen Ureinwohner ableitet.