Essen. 2023 hat die Zahl der antisemitischen Straftaten zugenommen. Der Kampf dagegen ist nicht nur eine staatliche Aufgabe.
Verfassungsschutzberichte sind immer Einblicke in die düsteren Randbereiche unserer Gesellschaft. In diesem Jahr offenbaren sich besonders erschreckende Erkenntnisse. Der Krieg, der sich in Nahost nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober entfaltet hat, hat zu einem massiven Anstieg antisemitischer Straftaten geführt. Es bricht sich ein Hass Bahn, der schon immer unter der Oberfläche schlummerte.
Jüdinnen und Juden oder der Staat Israel sind Feindbilder für Extremisten aller Couleur, ob islamistisch, rechts oder links. Viele derjenigen, die nach dem 7. Oktober auf den Straßen waren, sind unpolitische oder nichtreligiöse Menschen gewesen, die um Angehörige im Gazastreifen bangen oder die einfach nur jedweden Krieg ablehnen.
Es ist legitim, auf Demonstrationen Frieden einzufordern. Die Grenzen zum Antisemitismus wurden überschritten, wo Parolen unwidersprochen skandiert werden konnten, die das Existenzrecht Israels infrage stellen oder eine vulgäre Opfer-Täter-Umkehr propagiert wurde.
Im Kampf gegen solche Auswüchse und die antisemitisch grundierten Erzählungen, die sich um Israel und den Konflikt ranken, ist nicht nur der Staat gefragt. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, klar und deutlich Position zu beziehen.