Am Niederrhein. Die Verbrauchepreise steigen nicht mehr ganz so stark - doch teuer bleibt es für viele weiter. Warum Senioren hier weiterhelfen können.
Fünf verschiedene Obst und Gemüsesorten, Nüsse und ergänzend dazu noch Fisch und Ei empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung seit Neuestem allen, die sich gesund und ausgewogen ernähren wollen. Doch trotz aktuell sinkender Inflation – nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes lag die Jahresteuerungsrate im März bei 2,2 Prozent, im Februar bei 2,5 und im Januar bei 2,9 Prozent – sind die Lebensmittelpreise weiterhin sehr hoch und für einige Familien ist eine ausgewogene Ernährung womöglich finanziell nicht täglich zu stemmen. Tatsächlich? Senioren, die in ihrer Vergangenheit nicht selten sparsam leben mussten, wissen aus ihrer Erfahrung oft, wie man mit wenig auskommt. Wir haben daher vier Senioren vom Niederrhein um einige Tipps gebeten.
Früher ging der Mann arbeiten und die Frau kümmerte sich um den Einkauf
Zunächst einmal gilt: Wer sparen will, muss sich mit Preisen beschäftigen. Anfang/Mitte des vergangenen Jahrhunderts war es üblich, dass der Mann arbeiten ging, während die Frau sich um den Haushalt und auch um den Einkauf kümmerte. Deswegen hatten damals viele Männer keinen Überblick darüber, welche Preise üblich waren. Der 1937 geborene Helmut Zaksek erinnert sich heute an das gemeinsame Einkaufen mit seiner vor vier Jahren verstorbenen Frau: „Ich kannte die Preise nicht, ich durfte nur den Wagen fahren“, erzählt er und lacht.
Nach ihrem Tod seien dem heute 87-Jährigen beim Einkaufen die drastischen Preisentwicklungen nicht aufgefallen. So kam es auch mal vor, dass er überteuerte Waren kaufte, ohne sich über den Preis zu wundern. Für ihn kein Problem, denn: Zaksek ist genügsam. „Wenn meine Tochter zu mir kommt, guckt sie als Erstes in den Kühlschrank und sagt: ‚Papa, du verhungerst doch‘“, erzählt der gebürtige Dinslakener. Er brauche aber nicht viel und satt sei er bisher immer geworden, sagt er. Da kann das eine oder andere auch etwas mehr kosten.
„Man sollte so einkaufen, dass man die Übersicht nicht verliert“
Diese modeste Eigenschaft befürwortet Doris Steinbring. Die Seniorin aus Dinslaken ist der Ansicht: „Man sollte so einkaufen, dass man die Übersicht nicht verliert.“ Denn wer so viel einkaufe, wisse irgendwann nicht, was noch alles im Kühlschrank sei und laufe Gefahr, dass Lebensmittel schlecht würden. Die 76-jährige Seniorin rät, regelmäßig ältere Lebensmittel im Kühlschrank oder in den Regalen von hinten nach vorne zu holen, um so stets das Verfallsdatum im Blick zu haben und auch zu wissen, was nachgekauft werden muss.
Sobald das geklärt ist, empfiehlt sie, sich vor dem Gang zum Supermarkt einen Einkaufszettel zu schreiben. Das beuge Vergesslichkeit vor und verleite einen nicht dazu, Dinge zu kaufen, die eigentlich gar nicht benötigt werden. Die Supermärkte haben manchmal für das gleiche Produkt verschiedene Preise, worauf auch die Verbraucherzentrale immer wieder hinweist. Deshalb gilt: Wer Zeit hat, sollte Angebote vergleichen.
Viele Familien am Niederrhein waren Selbstversorger
„Es gab Frauen, die haben früher ein Buch geführt, wo sie die Preise notierten“, erzählt Egon Neumann aus Walsum. Genau wie Helmut Zaksek, kommt auch er aus einer Zeit, in der sich viele Familien am Niederrhein mit angebautem Gemüse oder auch Milch von den eigenen Kühen selbst versorgen mussten. „Es wurde regelmäßig gekocht“, erinnert sich der 87-Jährige an die damalige Zeit zurück. Denn Selbermachen sei nicht nur günstiger, sondern mache oft mehrere Personen satt.
In diesem Punkt sind sich alle einig: „Familien sollten, wieder mehr kochen!“ Doris Steinbring könne nicht verstehen, wie heute einige Frauen in den Supermarkt gehen, um sich fertige Nudelgerichte zu kaufen. In der heutigen Zeit ist das vermutlich weniger eine Frage des Wollens oder Könnens, als eine Zeitfrage. Heute sind Männer sowie Frauen berufstätig und greifen daher nicht selten zu ungesundem, aber schnellen Fastfood.
Tipp im stressigen Alltag: Lebensmittel einfrieren
Doch auch dafür hat die Dinslakenerin zwei Tipps im Petto: „Es gibt Gemüsesorten, die man gefroren kaufen kann.“ Damit brauche niemand auf vitaminreiches Gemüse zu verzichten und müsse auch nicht befürchten, dass die Lebensmittel aufgrund von Zeitmangel verfaulen. Ebenso sei gefrorenes Gemüse besser portionierbar als frisches. In einem stressigen und vor allem hektischen Alltag wie in der heutigen Zeit, ist die Gefriertruhe unverzichtbar.
Denn auch gekochtes Essen könne eingefroren und bei Bedarf neu aufgewärmt werden. Lebensmittel wegzuwerfen, sei für die heutige Rentnerin stets ein Unding gewesen. Sie und ihr Ehemann Willi Steinbring erinnern sich noch genau daran, wie sparsam die Menschen früher gelebt haben und das nicht nur beim Thema Lebensmittel. Beispielsweise habe man früher Fisch auf dem Markt gekauft und in altem Zeitungspapier gewickelt, so der 83-Jährige. Das war nicht nur sparsam, sondern auch umweltfreundlicher. In der heutigen Zeit, in der viel Wert darauf gelegt wird, weniger Lebensmittel zu verschwenden und sich klimaneutral zu verhalten, können die jüngsten Generationen von den Ältesten noch etwas lernen.
Saisonkalender für Obst und Gemüse
Die Verbraucherzentrale bietet eine Auflistung aller saisonalen Obst- und Gemüsesorten, die es in deutschen Supermärkten zu kaufen gibt. Kunden, die vermehrt zur Saison-Ware greifen, helfen dabei, das Klima zu schonen und Ressourcen zu sparen. Von September bis Februar können Gemüseliebhaber beispielsweise Grünkohl verzehren. Blumenkohl gibt es von Mai bis November und Kartoffeln von Juni bis November. Eine ausführlichere Auflistung gibt es auf www.verbraucherzentrale.de unter dem Suchbegriff „Saisonkalender“.