Essen. Der mustmaßlich israelische Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus könnte eine harte Reaktion Teherans provozieren.

Die Spirale der Gewalt im Nahen Osten dreht sich unerbittlich weiter. Am Montag sind in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei hochrangige Kommandeure der iranischen Revolutionsgarden bei einem mutmaßlich von Israel durchgeführten Luftangriff ums Leben gekommen. Das Mullah-Regime und seine Verbündeten in der Region haben umgehend Vergeltung angekündigt.

Als Ende Dezember ein anderer Revolutionsgarden-General in Damaskus zu Tode gebombt wurde, feuerte der Iran Kurzstreckenraketen nach Syrien und in die autonome Region Kurdistan im Nordirak ab. Die Mullahs schickten eine Drohbotschaft. Es waren Raketen, die theoretisch auch nach Israel fliegen könnten.

Die Rache Teherans könnte diesmal heftiger ausfallen – der Luftangriff am Montag traf schließlich das Gelände der iranischen Botschaft in Damaskus. Das ist ein Affront, den die Mullahs mit Härte beantworten müssen, wollen sie nicht ihr Gesicht verlieren. Andererseits könnte ein direkter Angriff auf Israel nicht mehr kontrollierbare Folgen nach sich ziehen.

Bislang schaffen es die Hauptakteure in der Region – die USA, Israel, der Iran – ihre jeweiligen militärischen Aktionen oder, im Fall Teherans, die ihrer Verbündeten, in einem Rahmen zu halten, der eine komplette Eskalation verhindert. Mit jedem Schlag und Gegenschlag wird das aber schwieriger. Der Nahost-Konflikt mit seiner Vielzahl an staatlichen, halbstaatlichen oder nichtstaatlichen Beteiligten ist ein Pulverfass, das jeden Moment explodieren kann.

Das sollte auch der israelischen Regierung bewusst sein, die alles Recht der Welt hat, sich gegen Aggressoren zu behaupten, was aber nicht blindwütig geschehen darf. Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger Israels wird auch dann gefährdet, wenn die militärischen Karten überreizt werden.