An Rhein und Ruhr. Wer baut die meisten Solaranlagen? Darum ging es in dem Wettbewerb, den eine NRW-Stadt gewann. Ein Initiator kommt aus der Region.
Matthias Röhder aus Neukirchen-Vluyn freut sich über mehr als 400 Kommunen, die am „Wattbewerb“ teilnahmen. „Darunter waren 71 von 81 deutschen Großstädten“, sagt der Mit-Initiator stolz. Seine Erwartungen wurden damit übertroffen. Durch den Wettbewerb sollte der Ausbau der Solarenergie in Deutschland vorangetrieben werden. Ziel war es, vor Ort so viele Photovoltaikanlagen wie möglich zu bauen. Aktiv werden sollten dabei nicht nur die Kommunen selbst, sondern auch Unternehmen und Privatpersonen. Ein Sieger kommt aus NRW.
NRW-Stadt beendete den Wettbewerb, wurde aber kein Sieger
Die Entscheidung, am „Wattbewerb“ teilzunehmen sei je nach Kommune durch Bürgermeister, Klimaschutzmanager oder per Ratsbeschluss gefallen. „Es gab aber auch Großstädte, wo man sich nicht getraut hat. Oder es gab sogar einen Ratsbeschluss dagegen, weil man Angst hatte, hinterher schlecht dazustehen“, erzählt Matthias Röhder.
Der offizielle Startschuss fiel am 21. Februar 2021. Beendet war der Wettbewerb, nachdem die erste Kommune es geschafft hatte, ihre Solarenergie zu verdoppeln, was am 1. September 2023 der Fall war. „Bergisch Gladbach hatte die Verdopplung erreicht und das Spiel beendet“, sagt Röhder. Gewonnen hat die Stadt im Bergischen Land aber nicht.
„Andere haben insgesamt mehr Leistung im Vergleich zur Einwohnerzahl zugebaut“, erklärt der Mit-Initiator. „Bergisch Gladbach hatte einen relativ niedrigen Startwert und hat diesen früh verdoppelt.“
Der „Wattbewerb“
Insgesamt 447 Kommunen beteiligten sich deutschlandweit nach Angaben der Veranstalter an dem Solarenergie-Wettbewerb. Von den 81 deutschen Großstädten nahmen 71 teil, darunter auch Düsseldorf, Köln und Dortmund.
Mit 126 Städten und Gemeinden liegt ein Großteil der Teilnehmer-Kommunen in NRW. Bayern stellte 93 Teilnehmer, Baden-Württemberg 84. Weiter dahinter folgen Hessen (60) und Niedersachsen (30). Die übrigen Kommunen teilen sich auf die restlichen Bundesländer auf. Einziges nicht vertretenes Bundesland ist Berlin, da die Hauptstadt nicht teilnahm.
Großstädte, Städte und Gemeinden traten in drei Kategorien an
Dennoch ist eine NRW-Stadt unter den Siegern: Paderborn konnte in ihrer Kategorie der Großstädte den ersten Platz belegen, Zweiter wurde Gütersloh. In einem online zugänglichen Ranking wurden die Teilnehmer nach der möglichen Leistung der Solaranlagen aufgeführt. Die elektrische Leistung von Solarzellen wird in der Einheit „Watt Peak“ (Wp) gemessen.
„Um es vergleichbar zu machen, haben wir in die Wertung die Einwohnerzahl einbezogen“, sagt Röhder. „Wir haben die Leistung auf Watt Peak pro Einwohner (Wp/Einw.) heruntergerechnet.“ Damit habe man auch Städte wie Dortmund oder München miteinander vergleichen können.
Die Kommunen wurden in drei Kategorien aufgeteilt: Großstädte, Städte unter 100.000 Einwohner und Gemeinden. „Kleinere Städte haben im Vergleich zur Einwohnerzahl oft mehr Fläche als Großstädte“, begründet Röhder die Aufteilung. „Und sie haben mehr Eigenheime, so dass mehr Freiflächen- und Privatanlagen gebaut werden.“
Sieger Paderborn startete mit einer Leistung von 504 Wp/Einw. und erhöhte nach aktuellem Stand um 302,4 auf einen Wert von 807. Gütersloh steht nun bei 633 Watt Peak pro Einwohner und erhöhte den Startwert von 293,9 damit um 339 Wp/Einw. Zum Vegleich: Eine PV-Anlage mit 1000 Wp produziert im Jahr bei idealen Bedingungen 1000 Kilowattstunden Strom.
Viele Teilnehmer auch an Rhein und Ruhr
In der Kategorie der Städte ging der erste Platz mit Schrobenhausen nach Bayern. Auch die Spitzenkommune in unter den Gemeinden, Falkenberg, liegt in Bayern. Aber auch an Rhein und Ruhr haben mehrere Kommunen am „Wattbewerb“ teilgenommen. Aus dem Kreis Wesel beteiligten sich Moers, Rheinberg, Neukirchen-Vluyn und die Stadt Wesel. Emmerich und Kleve vertraten den Kreis Kleve. Zudem nahmen die Städte Düsseldorf und Mülheim teil.
Auch interessant
Wie die Kommunen an Rhein und Ruhr auf Nachfrage der Redaktion mitteilen, seien Anlagen entweder selbst gebaut oder jene von Privatpersonen und Unternehmen gefördert worden. Einige, wie Rheinberg, waren vom ersten Tag beim „Wattbewerb“ dabei. Andere, wie Neukirchen-Vluyn oder Mülheim, stiegen ein, nachdem die Teilnahme anderer Städte bekannt wurde.
Düsseldorf investiert verstärkt in Solarstrom
Die Idee zum Wettbewerb hatten Mitglieder der Bewegung „Fossil Free“, die sich gegen fossile Energieträger stark macht, berichtet Matthias Röhder. Die Motivation: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien, besonders der Solarenergie, soll vorangetrieben werden. Der Vorschlag zum „Wattbewerb“sei an die Klimaschutzorganisation „Parents for Future“ gegangen, wo Röhder im Bundes-Team vertreten ist.
Zuerst habe man Werbung machen müssen. Diese habe sich, wie Röhder erzählt, aber schnell verselbstständigt. „Ich habe die Klimaschutzmanager der Großstädte abtelefoniert. Und je mehr Großstädte sich angemeldet haben, desto mehr kleinere Kommunen haben das dann mitbekommen und sich von selbst angemeldet.“ Die Teilnahme sei kostenlos gewesen. Sämtliche Kosten für die Datenerhebung seien durch die Organisatoren oder durch Spenden getragen worden, so Röhder.
Nur die Kosten für eigene PV-Anlagen oder Förderungen trugen die Städte. Die Stadt Düsseldorf teilt mit, dass seit Februar 2021 mit insgesamt 3,2 Millionen Euro der Aufbau von Solaranlagen in der Stadt gefördert worden sei. Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Ausgaben für Solarstrom damit gestiegen. 2020 habe man 688.000 Euro ausgegeben, 2019 286.000 Euro und 2018 76.000 Euro.
Auch interessant
Siegerehrung auf Schloss Bellevue: Hoffen auf den Bundespräsidenten
Nach Ende des Wettbewerbs sollen die Daten in den Tabellen fortlaufend aktualisiert werden. „Damit können wir den Kommunen hilfreiche Informationen geben“, betont Röhder. Vor allem für die Klimaschutzmanager seien die Daten wertvoll. „Vorher haben sie oft mit halbjährlichen oder jährlichen Zahlen gearbeitet. Bei uns sind die Daten wochenaktuell, so dass man kurzfristige Entwicklungen beobachten kann.“
Geehrt werden die Sieger-Kommunen auf Schloss Bellevue in Berlin in der Woche der Umwelt Anfang Juni, kündigt Matthias Röhder an. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest, da man gerne Bundespräsident Frank-Walter-Steinmeier dabei hätte. „Dem können wir schlecht einen Termin vorgeben und müssen daher noch warten.“