An Rhein und Ruhr. NRW will bis 2030 flächendeckend mit Glasfaser versorgt sein. Der Ausbau wird staatlich gefördert, gleicht aber einem Flickenteppich.

In NRW gleicht der Glasfaserausbau weiterhin einem Flickenteppich. Während in Mülheim nur 13,2 Prozent der Haushalte über einen direkten Anschluss an das Glasfasernetz verfügen, sind es im Kreis Coesfeld mehr als 80 Prozent. Die Politik hat beim Ausbau privaten Unternehmen den Vorrang gelassen und will dort fördern, wo es sich für Unternehmen nicht lohnt. Ministerin Mona Neubaur sieht NRW aber auf einem guten Weg.

Wo ist die Versorgung am besten und wo am schlechtesten?

Einsamer Spitzenreiter ist nach Zahlen des Kompetenzzentrums „Gigabit.NRW“ des NRW-Wirtschaftsministeriums (Stand Dezember 2023) der Kreis Coesfeld mit 82,5 Prozent. Platz zwei und drei belegen der Kreis Steinfurt mit 75,5 Prozent und der Kreis Heinsberg mit 65,5 Prozent. Die kreisfreien Städte mit den höchsten Werten sind Köln mit 72,3 Prozent und Gelsenkirchen mit 51,5 Prozent.

Schlusslicht ist dagegen Gelsenkirchens Nachbarstadt Herne, wo nur 5,5 Prozent der Haushalte über einen direkten Glasfaseranschluss verfügen. Ähnlich dürftig ist der Ausbau in Solingen (7,1 Prozent) und Hamm (6,7 Prozent). Aber auch im Hochsauerlandkreis (8,3 Prozent) und in Krefeld (10,1 Prozent) bleibt noch einiges zu tun.

Direkter Glasfaseranschluss

Der direkte Anschluss liegt vor, wenn das Glasfaserkabel bis ins Wohnhaus reicht. „Fibre to the Home“ oder „Fibre to the Building“ kurz FTTH oder FTTB nennen sich diese Anschlüsse, die die höchste Netzwerkgeschwindigkeit versprechen.

Dabei endet das Glasfaserkabel in der Wohnung oder im Keller. Anders sieht es aus, wenn das Kabel im Verteilerkasten an der Straße endet (Fibre to the curb, kurz FTTC, zu Deutsch: „Glasfaser bis zum Randstein“). Hier wird für die Endverbindung ein altes Kupferkabel genutzt. Damit eine Netzwerkgeschwindigkeit von 1000 Mbit/s erreicht werden kann, wird also eine FTTH- oder FTTB-Verbindung benötigt.

Wie stark unterscheidet sich der Ausbau an Rhein und Ruhr?

Am Niederrhein und im westlichen Ruhrgebiet gibt es große Unterschiede im Ausbau des Glasfasernetzes. Während der Kreis Kleve einen Wert von 48,2 Prozent vorzuweisen hat, sind im Kreis Wesel 29,7 Prozent der Haushalte versorgt.

Große Unterschiede bestehen auch zwischen den Großstädten: In Essen und Oberhausen konnten bislang 35,5 Prozent beziehungsweise 34,9 Prozent der Haushalte versorgt werden. In Düsseldorf dagegen sind es erst 26,9 Prozent, in Duisburg 17,8 Prozent und in Mülheim 13,2 Prozent.

Wie steht NRW im Vergleich zu anderen Bundesländern da?

Nordrhein-Westfalen liegt nach Zahlen des „Gigabit Grundbuchs“ der Bundesnetzagentur (Stand Juni 2023) mit 29,59 Prozent knapp über dem bundesweiten Durchschnitt von 28,22 Prozent. Im Vergleich mit den anderen Bundesländern belegt NRW Platz sechs. In den neuen Daten von „Gigabit.NRW“ werden bereits 35,2 Prozent ausgewiesen. Das Land hat in sechs Monaten also weitere Schritte im Ausbau geschafft.

Spitzenreiter unter den Bundesländern ist wie auch schon im Vorjahr Hamburg, wo mittlerweile 64,75 Prozent der Haushalte einen direkten Glasfaseranschluss haben. Schleswig-Holstein (55,26 Prozent) und Niedersachsen (48,49 Prozent) komplettieren die Top 3.

Im Mittelfeld rangieren neben NRW auch Bremen mit 25,22 Prozent, Bayern mit 24,36 Prozent und Sachsen mit 23,4 Prozent. Abgeschlagen auf den letzten beiden Plätzen liegen Thüringen (9,39 Prozent) und das Saarland (9,24 Prozent).

Wie schnell schreitet der Ausbau voran?

Im Vergleich zum vergangenen Jahr kamen die Städte und Kreise in NRW unterschiedlich schnell voran. Mülheim kann nun einen zweistelligen Wert vorweisen, nachdem die Stadt in 2022 mit nur 2,1 Prozent noch Schlusslicht war.

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Im Vergleich etwas kleinere Schritte seit 2022 machten Düsseldorf (von 13,1 Prozent auf 26,9 Prozent) und Duisburg von (11,7 Prozent auf 17,8 Prozent). Ähnliches am Niederrhein: Im Kreis Wesel steig der Wert von 20,3 Prozent auf 29,7 Prozent und im Kreis Kleve von 42,4 Prozent auf 48,2 Prozent.

NRW-weit stieg der Anteil der Haushalte mit einem direkten Glasfaseranschluss seit 2022 von 18,36 Prozent auf nun 35,2 Prozent an.

Wer ist am Ausbau beteiligt?

Nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW sind fast 50 einzelne Unternehmen am Glasfaser-Ausbau in NRW beteiligt. Der Staat hat dabei den privaten Anbietern das Feld überlassen und fördert die Projekte. Das Geld fließt aus den Kassen von Bund, Ländern und Kommunen.

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Durch die vielen verschiedenen Anbieter ergebe sich ein „unübersichtlicher Flickenteppich“, kritisiert die Verbraucherzentrale. Einige Unternehmen setzen potenzielle Kunden an der Haustür zudem stark unter Druck. Die Verbraucherschützer warnen vor Haustürgeschäften und fordern die Politik dazu auf, diese einzuschränken.