An Rhein und Ruhr. Die Streikwelle bei der Deutschen Bahn geht weiter und sorgt für Chaos im Zugbetrieb. Diese Meinung haben Reisende in Essen und Düsseldorf dazu.
Ausfälle, Verspätungen und Notfahrpläne – mit ihren Streiks sorgte die Lockführergesellschaft GDL in den vergangenen Wochen für massive Probleme im Schienenverkehr. Nachdem nun die Bahn vor Gericht gescheitert war, darf die GDL weiterstreiken. Doch wie lange machen die Leute das noch mit? Wie groß ist das Verständnis für die Streiks? Die NRZ hat Fahrgäste in Essen und Düsseldorf nach ihrer Meinung gefragt.
Verständnis für die Streikenden und Ärger über GDL-Chef Weselsky
Thomas Bauer aus Düsseldorf ist mit seiner Tochter unterwegs. Die Streiks unterstützt er. „Ich habe Verständnis für jeden Arbeitskampf“, betont er. „Wenn man ein Kind hat, weiß man auch, wie schwer der Schichtdienst ist. Deswegen verstehe ich, dass die Lokführer die 35-Stunden-Woche wollen.“ Vor allem vor dem Hintergrund der hohen Boni, die sich die Bahnvorstände ausgezahlt haben, müsse die Bahn sich nun bewegen. „Da muss man schauen, wo das Geld hinfließt, dann kann man die Forderungen der GDL auch umsetzen.“
„Es ist ein Chaos“, äußert sich Werner Dittrich zu den ständigen streikbedingten Ausfällen und Verspätungen. Der Rentner aus der Nähe von Gummersbach zeigt jedoch auch Verständnis: „Ich kann es aber verstehen, wenn ich sehe, was der DB-Vorstand sich an Gehältern in die Tasche steckt.“ Als Rentner nutze er die Bahn zwar nicht regelmäßig, jedoch fühlt er mit den Betroffenen mit.
So auch Fabian Vieten aus Essen: „Ich verstehe es“, sagt er zum andauernden Streik der GDL. „Im Alltag betrifft es mich nicht unbedingt, weil ich die Züge der Deutschen Bahn nicht nutze“, so der Essener. Trotz seines Verständnisses für die streikenden Bahnmitarbeiter, sagt er ganz klar: „Ich habe weniger Verständnis für den Lokführer-Chef Claus Weselsky.“
Fahrgäste finden Streiks „lästig“
„Es ist sehr nervig“, findet Marie Winters. „Ich kann es zwar verstehen, aber ich finde es auch doof, dass es an den Kunden ausgelassen wird“, sagt die Essenerin weiter. Winters habe sich eine Lösung gewünscht, bei der die Kunden nicht darunter leiden müssen. Vor allem für Menschen, die seltener mit der Bahn fahren, ist ein Streik besonders lästig und kann abschreckend wirken.
Seltener ist auch Regine Groß mit der Bahn unterwegs. Sie lebt auf dem Land und ist nur heute auf Durchreise mit Zwischenstopp am Essener Hauptbahnhof. „Ich habe für Streiks grundsätzlich immer Verständnis. Bei der GDL wirkt es jedoch sehr vehement“, sagt sie. Wenn sie mal – wie heute – mit dem Zug fahren will und dann auch noch gestreikt würde, dann frage sie sich schon, ob die Gewerkschaften ausgerechnet dann streiken müssen, wenn sie fahren will. Ihren ICE hat die Bahnkundin aus Ladbergen an diesem Vormittag zwar verpasst, an den Streiks habe es in diesem Fall jedoch nicht gelegen.
GDL-Streik bei der Deutschen Bahn: Kunden wollen endlich eine Einigung
Anja Kock aus Dithmarschen wartet indes am Düsseldorfer Hauptbahnhof auch auf ihren ICE. Sie hat prinzipiell Verständnis für die Streiks, wie sie sagt. „Aber irgendwann muss man sich auch einigen. Besonders die Forderung nach den Arbeitszeiten kann ich verstehen, aber man muss das Ganze auch mal zu einem Ende bringen.“
Ancevi Villegas pendelt innerhalb Düsseldorfs mit der S-Bahn zu seinem Arbeitsplatz. Auch er hat Verständnis für die Forderungen der Lokführer. Dennoch ist er mittlerweile etwas genervt von den Streiks und sieht sie als Belastung. „Gestern musste ich 40 Minuten auf meine Bahn warten“, sagt er.
„Bessere Konditionen wären an sich auch besser, um mehr Nachwuchs in dem Beruf zu bekommen“, sagt Jakob aus Düsseldorf. Aber auch er meint, dass endlich eine Einigung her muss. „Ich glaube, die Bahn ist da aber nicht wirklich verhandlungsfähig.“ Eine eher geteilte Haltung nimmt Nicoletta aus Düsseldorf ein. „Einerseits unterstütze ich den Streik, aber die GDL geht langsam zu weit“, sagt sie. „Andererseits ist das Angebot der Bahn im Vergleich zu dem, was die GDL zuletzt gefordert hat, immer noch deutlich schlecher.“