Issum. Auf dem Bisselshof in Issum gibt‘s auch an den Ostertagen frische Eier und andere Produkte. Wieso hier die Hühner auf Besen reiten.
Die Hühner gluckern leise und picken dann entspannt die Körner vom Boden auf. Das haben sie sich auch verdient, immerhin waren sie schon am frühen Morgen fleißig, wie ein kurzer Blick in den mobilen Stall zeigt. Dort liegen Eier über Eier! „Die Hühner legen in der Regel ein Ei pro Tag“, erklärt Ulla Esser vom Bisselshof. Ja, sie lacht, „sonntags sind es auch nicht zwei.“ Und selbst zu Ostern kurbeln sie die Produktion nicht an, das macht aber nix, bei 1200 Hühnern kommt sowieso immer einiges zusammen. Allerdings, das muss sie direkt betonen, kümmert sich eigentlich ihr Mann um die Hühner. Das „Geflatter“, wie sie es nennt, ist einfach nicht ihr Ding... Dafür ist sie für die Kühe, Alpakas, Schafe, Ziegen, Gänse, Enten und Hund Vincent zuständig. Achja, und für den Hofladen! Kurze Frage: Ein Tag hat auch bei ihr nur 24 Stunden, oder? Sie nickt. „Das ist auch ganz gut so.“ Sonst würde sie wahrscheinlich noch weitere Aufgaben finden. Und das, obwohl sie früher niemals gedacht hätte, dass sie mal Landwirtin werden würde.
„Meine Geschichte ist ganz kurios“, erzählt Ulla Esser. „Eigentlich komme ich aus der Chemiebranche.“ Mit der Landwirtschaft ist sie zwar aufgewachsen, aber schon als Kind stand für sie fest: „Ich und Bäuerin? Niemals!“ Denn ihre Eltern hatten nie, wirklich nie, Urlaub. Das konnte sie sich einfach nicht für sich vorstellen. Was dann passiert ist? „Naja“, sagt sie, „ich habe meinen Mann kennengelernt.“ Das muss ja noch nix heißen, „erstmal habe ich meinen Job behalten.“ Das bedeutete aber auch, dass sie ständig unterwegs war und kaum Zeit für die Beziehung hatte. „Ich habe mich trotzdem erstmal mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, in den Betrieb einzusteigen“, erzählt sie. Nun gut... „Man sieht ja, wer gewonnen hat.“ Zugegeben, in den Urlaub können sie nie, wirklich nie, zusammen fahren. Dafür aber hat die Arbeit auf dem Bisselshof, der sich seit 1369 in Familienbesitz befindet, andere Vorteile. „Früher hatte ich keine Zeit zum Luftholen“, erklärt sie. „Jetzt ist mein Leben entschleunigt.“
Drei Hühnermobile
Die Arbeit mit den Tieren gefällt ihr, sagt Ulla Esser, während sie über den Hof läuft. Vorbei an den Kälbern in der „Kinderstube“, wie sie es nennt, bis hin zum Kuhstall mit 110 Tieren, „obwohl der eigentlich für 150 Kühe ausgelegt wäre“. Doch weil ihnen das Tierwohl wichtig ist, sollen es auch nicht mehr werden. Jeden Morgen und jeden Abend kommt sie zum Melken hierher, was jedes Mal rund drei Stunden dauert. Allein diese Aufgabe füllt schon fast einen Arbeitstag, aber so denkt sie nicht, sondern erzählt lieber von dem Hofladen. Schon früher, als noch ihre Schwiegereltern auf dem Bisselshof aktiv waren, gab‘s einen Saisonverkauf zur Spargelzeit. „Wenn so viele Leute kommen, müsste man den Verkauf doch auch ausweiten können“, dachte sie sich... „Und damit bin ich erstmal grandios auf die Nase gefallen.“ Mittlerweile ist ihr bewusst, dass ihr Angebot viel zu klein war. „Bei 80 Hühnern, die wir damals hatten, war alles ratzefatz weg.“
Also stockte das Paar auf, kaufte sich erst das erste, dann das zweite und später das dritte Hühnermobil. Der Vorteil zum Hühnerstall: „Hühner scharren und machen dadurch die Grasnarbe kaputt, deshalb fahren wir den Bauwagen alle 14 Tage an eine andere Stelle.“ So kann sich die Wiese erholen, während die Hühner auf der anderen Seite immer grünes Gras haben. „Das hier vorne“, sie zeigt auf ein etwas zerrupft aussehendes Tier, „ist etwas älter und mausert gerade, das heißt, es bekommt neue Federn.“ Danach legt das Huhn dickere, aber auch weniger Eier. „Woanders würden die Tiere deshalb als Suppenhuhn enden“, sagt sie, „aber mein Mann und ich haben da eine andere Philosophie.“ Bei ihnen dürfen die Seniorinnen weiterleben, um zu gluckern und zu gackern. Doch zurück zur Geschichte des Hofladens: „Anfangs hatten wir so viele Eier und nicht genug Kunden“, erzählt sie. Wie also das Problem lösen? Mit Nudeln! Allerdings muss sie zugeben: „Ich bin da ziemlich blauäugig drangegangen.“
Eier- und Erdbeernudeln
Denn es gibt strenge Regeln, auch für eine kleine Nudelproduktion. Nachdem das Veterinäramt im Jahr 2021 alles abgesegnet hat, kann Ulla Esser nun ihre selbstgemachte Pasta auch verkaufen. Und die kann sich durchaus sehen lassen! Klassische Eiernudeln gehören zum Sortiment, aber auch Chili-, Curry-, Kürbis-, Bärlauch- oder... Schoko- und Erdbeernudeln?! „Ich habe schon immer gern herumexperimentiert“, erklärt sie. Und so probierte sie einfach mal aus, ob sich der eigene Erdbeersirup in einen neuen Nudelteig einarbeiten lässt. „Wenn die Kunden sagen, dass es ihnen schmeckt, nehme ich sowas dann mit ins Angebot rein.“ Wobei sie selbst ebenfalls überzeugt ist von den süßen Varianten. Nur einen Tipp gibt sie noch mit: „Nicht in Salz-, sondern in Zuckerwasser kochen!“ Ja, ihr Hobby wurde zum Beruf, das kann sie so bestätigen, oder besser: zur Hexenlandmanufaktur. Aber wieso eigentlich Hexenland? Nunja, dazu gibt‘s einen kleinen Exkurs in die Geschichte vom Issumer Ortsteil Sevelen.
Frische Eier – auch an Ostern
Wer zum Osterbrunch merkt, dass noch das ein oder andere Osterei fehlt, kann im Bisselshof, Vorst 4 in Issum, schnell die Vorräte auffüllen. Der Hofladen hat zu jeder Tages- und Nachtzeit geöffnet.
Neben frischen Eiern gibt‘s hier auch die verschiedenen Nudelsorten sowie Milch, Eis, Fleisch, Gemüse, Eierlikör und einiges mehr. Weitere Infos: www.hexenlandmanufaktur.de
„Früher wurde hier viel gebraut und gebrannt“, erzählt Ulla Esser. „Und wenn die Männer nachts besoffen nach Hause kamen, haben sie erzählt, dass sie verhext wurden.“ Und im „Hexenland“ passieren immer noch die verrücktesten Dinge! Gut, die Hühner fliegen hier nur symbolisch auf Besen... Doch plötzlich zeigt die Landwirtin auf die Wiese hinterm Hof, wo ein Tier mit braunem Fell und langen Ohren entlang hoppelt. „Da läuft der Osterhase!“