Essen. Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Nur in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gilt er als gesetzlicher Feiertag. Soll er bundesweit gelten?
Der Weltfrauentag oder auch Internationaler Frauentag fällt jährlich auf den 8. März. Erstmals wurde dieser Tag am 19. März 1911 in Deutschland, Dänemark, der Schweiz und in den USA aktiv begangen. Einer der Auslöser war, dass die deutsche Sozialistin Clara Zetkin 1910 auf dem zweiten Kongress der Sozialistischen Internationale in Kopenhagen Menschenrechte statt Sonderrechte für Frauen eingefordert hat. In diesem Zusammenhang sollten auch Frauen das Recht bekommen, wählen zu dürfen und sich politisch zu engagieren.
Über 100 Jahre Internationaler Frauentag
In Ländern, wie Deutschland, Dänemark, Österreich und der Schweiz gingen damals Frauen für mehr Rechte auf die Straßen. Durch diese Bewegung wurde der Internationale Frauentag als Feiertag beispielsweise in China, Russland oder auch Vietnam eingeführt. In Deutschland war das bisher nicht der Fall. Erst seit 2019 hat Berlin den Tag zum gesetzlichen Feiertag für sich erklärt. Im vergangenen Jahr entschloss sich auch Mecklenburg-Vorpommern zu diesem Schritt. Und wie sieht es aus in Nordrhein-Westfalen?
Die NRZ-Redaktion hat sich zum Frauentag in der Essener Innenstadt Passantinnen und Passanten unterhalten, ob der Weltfrauentag landes- oder auch bundesweit ein gesetzlicher Feiertag werden soll. Zum Beispiel mit Susanne Metzner: Dann sollte es „eigentlich nur den Frauen zustehen“ frei zu haben, findet die 65-jährige Essenerin. Sie betont: „Die Frau wird immer noch nicht genug respektiert, obwohl sie viel leistet.“ Eine Meinung, die von einigen Menschen geteilt und von anderen wiederum kritisiert wird.
„Ja, gerne“, sagt auch die 34-jährige Alhssnaa Massood zur Einführung eines solchen Feiertages. „Die Frau ist so wichtig, dass sie einen Tag sollte“, fügt sie hinzu. Sollte es wirklich dazu kommen, dass dieser Weltfrauentag dann landesweit ein regulärer Feiertag würde, dann aber für alle, so Massood. Sie ist der Meinung, dass sowohl Frauen als auch Männer an diesem Tag freibekommen sollten.
Das sieht Emeka F Ezekiel genauso. Auf Englisch spricht auch er sich für die Einführung eines Feiertages für Frauen aus, denn (Zitat übersetzt): „Das ist notwendig.“ Wichtig für Ezekiel ist: „Jeder muss die Frauen ehren.“ Sie einen Tag lang zu ehren, sei schließlich keine große Sache, fügt er hinzu. Ezekiel findet, sollte der Weltfrauentag als regulärer Feiertag eingeführt werden, dann „sollte jeder zu Hause bleiben“, auch die Männer. Schließlich hätten die Frauen nichts davon, freizuhaben, wenn sie diesen besonderen Tag nicht mit ihren Männern und Familien verbringen könnten, so Ezekiel weiter.
Der Weltfrauentag als Feiertag wäre „eine Diskriminierung sämtlicher Geschlechter“
Die Chancen auf einen Feiertag werden allerdings durchaus als gering eingeschätzt: „Da spielt unsere Regierung doch nicht mit“, gibt der 68-jährige Norbert Nütze zu bedenken. „Die wollen Feiertage abschaffen, da werden sie doch keinen neuen einführen“, sagt er. Nütze selbst sei die Debatte darum egal, weil ihn das nicht mehr betreffe, betont er. Der 68-Jährige sei schließlich schon Rentner und hätte dadurch keinen Vorteil.
Unabhängig davon, ob es sie persönlich betrifft oder nicht, sagt die Essenerin Gaby, die nur ihren Vornamen in der Zeitung lesen möchte: „Ich finde es unverhältnismäßig.“ Weil: „Es ist für mich eine Diskriminierung sämtlicher Geschlechter“, fährt sie fort. Sie hat die dunkle Ahnung, dass ein Feiertag für Frauen Folgen hätte; dann kämen später eventuell auch die Männer, Kinder, Katzen und Hunde mit der gleichen Forderung, sagt sie – und lacht herzlich.