An Rhein und Ruhr. Händler und ADFC sehen eine weiterhin große Nachfrage nach Lastenrädern. Babboe-Kunden sind besorgt wegen der Sicherheitsrisiken.
Kunden des niederländischen Lastenrad-Herstellers Babboe sind verunsichert. Der aktuelle Rückruf mehrerer Modelle schade jedoch nicht der allgemeinen Nachfrage. Da sind sich Fahrradhändler einig. Von einem Ende des Booms könne nicht die Rede sein, teilt ein Sprecher des Unternehmens Lucky Bike mit. Von besorgten Nachfragen von Kunden berichten jedoch alle Händler. Nur helfen können sie den Kunden bislang nicht.
Fahrradhändler warten auf Anweisungen von Babboe
„Wir bekommen Anfragen von Kunden, die verunsichert sind“, sagt Thorsten Kamin, Sprecher der Firma Lucky Bike, die unter anderem mit Filialen in Düsseldorf, Duisburg und Essen vertreten ist. „Die Räder sind ja auch nicht gerade günstig, aber wir können und dürfen nichts anderes sagen, als das, was der Hersteller empfiehlt.“
Über den Online-Shop und Social Media-Kanäle habe man die Kunden über den Sachstand informiert und den Verkauf eingestellt. Zudem rate man von der Nutzung der betroffenen Modelle ab.
Rückruf bei Babboe
Mitte der vergangenen Woche wurde aus Sicherheitsgründen der Verkauf von Lastenrädern der niederländischen Marke Babboe im Nachbarland gestoppt. Zuletzt seien vermehrt Rahmenbrüche aufgetreten. Die zuständige niederländische Behörde warf dem Hersteller vor, die Mängel nicht gemeldet zu haben.
Vorsorglich stellte Babboe auch in Deutschland den Verkauf der betroffenen Modelle ein und kündigte einen Rückruf an. Die Kunden sollen über alles weitere informiert werden. Betroffen sind die Modelle: City/City-E/City Mountain, Curve/Curve-E/Curve Mountain, Big/Big-E, Dog/Dog-E, Max-E, Mini-E/Mini Mountain, Pro Trike/Trike-E/Trike XL und Carve-E/Carve Mountain.
Angaben dazu, wie ein Rückruf der Lastenräder ablaufen soll, könne Lucky Bike jedoch nicht machen. „Wir sind derzeit noch in Klärung mit Babboe und müssen abwarten“, so Kamin.
Verkäufer empfehlen: Betroffene Lastenräder nicht benutzen
Auch ein Mitarbeiter der Essener Filiale des Unternehmens Fahrrad Stadler erklärt, dass man selbst noch nicht mehr wisse, als die Kunden. „Wir bekommen Anrufe von Kunden und sammeln die Daten“, sagt er gegenüber der NRZ. Für alles weitere müsse man auf Entscheidungen des Herstellers warten.
Ähnlich äußert sich der Leiter einer Filiale des E-Bike-Händlers „e-motion“, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Grundsätzlich empfehlen wir, das Räder von Babboe erstmal stehen zu lassen. Aber an sich haben wir in unserer Filiale rund 200 der betroffenen Modelle verkauft und es kam bei keinem zu einem Rahmenbruch. Das Problem bei Babboe ist, dass es keine saubere Dokumentation gab.“
Den Kunden könne er aber auch erst mehr sagen, wenn der Hersteller entsprechende Anweisungen gebe. „Stand jetzt wissen wir auch nicht mehr, als was in der Presse steht.“
Händler und ADFC sicher: Der Boom geht weiter
Einen Einbruch der Nachfrage nach Lastenrädern befürchtet Lucky Bike aber nicht. „Wir sehen die Nachfrage nach Lastenrädern sehr positiv und weiter steigend. Von einem Ende des Booms kann nicht wirklich die Rede sein“, sagt der Unternehmenssprecher. Der Eindruck, dass der Boom abflaue, trüge, „da es im Markt zur Zeit viele Rabatte für E-Bikes und Fahrräder gibt – das liegt allerdings am momentanen hohen Lagerbestand. Und dies ist eine Auswirkung der Produktions- und Lieferengpässe aus dem letzten Jahr.“
Auch Lerke Tyra vom Düsseldorfer Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sieht keinen generellen Imageschaden für Lastenräder. „Das ist so ein großer Trend, das wird nicht weggehen. Die Vorzüge von lastenrädern liegen ja auf der Hand und sind für jeden erlebbar.“ Ihr Verband verleihe auch Lastenräder. „Und die sind immer ausgebucht.“
Babboe-Fahrer: „Ich bin total verunsichert“
In einem Online-Forum, in dem sich Nutzer von Lastenrädern austauschen, sorgt der Rückruf für Gesprächsstoff. Hier sorgt sich ein Nutzer durchaus darum, dass der Fall von Babboe Auswirkungen auf alle Hersteller haben könnte, da es einen Vertrauensverlust geben könnte. Ein anderer wundert sich darüber, dass gleich so viele, verschieden konzipierte Modelle zurückgerufen werden.
Wiederum andere Nutzer zeigen sich besorgt. „Ich bin im Moment total verunsichert, zumal von Babboe direkt nur die Empfehlung kam, es nicht zu gebrauchen“, schreibt einer, der sich nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr erst ein Babboe-Rad zugelegt hat. Und ein Nutzer sieht zumindest für den nun in die Kritik geratenen niederländischen Hersteller schwarz: „Babboe kann wahrscheinlich den Laden dicht machen.“