Rhein und Ruhr. 2023 mussten neun Häuser Insolvenz anmelden. In diesem Jahr könnten es mehr werden. Versorgungssicherheit ist gefährdet.
In diesem Jahr droht den Krankenhäusern an Rhein und Ruhr eine Pleitewelle. Damit rechnet Matthias Blum, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft NRW. Wenn die Bundesregierung die angespannte wirtschaftliche Situation der Hospitäler nicht ernst nehme, drohe vielen schnell eine „gefährliche Schieflage“. Das Landesgesundheitsministerium warnt vor einer Gefährdung der Versorgungssicherheit.
Im vergangenen Jahr mussten neun Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen Insolvenz anmelden. Zum Vergleich: 2022 gab es bundesweit sechs Krankenhauspleiten, in NRW keine einzige. In diesem Jahr ist bereits im Januar ein Hospital in Ratingen in die Knie gegangen.
Höhere Löhne und höhere Energiekosten
Die Hauptgründe für die zunehmende Schieflage der Krankenhäuser nicht nur in Nordrhein-Westfalen sind steigende Betriebskosten, die nicht aufgefangen werden können. Die Kliniken sind wie Wirtschaft und Verbraucher mit höheren Energiepreisen konfrontiert. Zudem müssen sie mehr Geld für den medizinischen Bedarf ausgeben. Ab dem Frühjahr schlagen bei ihnen Lohnerhöhungen für die Beschäftigten zu Buche. Die Tarifsprünge um bis zu zehn Prozent können nicht durch die diesjährige Erhöhung der Krankenhausvergütung um rund fünf Prozent kompensiert werden.
Es werde höchste Zeit, dass die Bundesregierung „endlich eine nachhaltige Refinanzierung für die inflations- und tarifbedingten Mehrkosten durch die Krankenkassen ermöglicht“, fordert KGNW-Geschäftsführer Blum. Andernfalls sei nicht nur eine „steigende Insolvenzgefahr“ die Folge. Die Krankenhäuser müssten dann auch Einschnitte in der Patientenversorgung prüfen, um ihre Defizite zu verringern und ihre Häuser stabil zu halten. . Aktuell steigt das Minus der NRW-Krankenhäuser laut KGNW um stündlich rund 128.000 Euro und liegt bei insgesamt 1,95 Milliarden Euro.
Der Bundesrat hatte bereits Ende November auf nordrhein-westfälische Initiative eine rückwirkende Erhöhung des sogenannten Landesbasisfallwerts gefordert, der eine wichtige Berechnungsgrundlage für die Vergütung der Kliniken ist.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe allerdings noch nichts unternommen, um diese Forderung umzusetzen, so ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums. Die Folge des Nichtstuns könnten weitere Krankenhausinsolvenzen und eine „ungesteuerte Marktbereinigung“ sein, warnt der Sprecher. „Die finanzielle Situation der Krankenhäuser ist angespannt.“
Durch das unkontrollierte Wegbrechen von Strukturen, die „wir unbedingt brauchen“ könne die Versorgungssicherheit gefährdet werden. „Mit Insolvenzen darf man keine Krankenhauspolitik machen“, so der Sprecher des Landesgesundheitsministeriums.