Moers. Fania Burger und Anne Alsen sind die beiden Vorsitzenden der Moerser Gesellschaft - die trägt den feinen Zusatz: Freunde der Bibliothek

Die Freude am Lesen muss man Fania Burger und Anne Alsen erst gar nicht vermitteln – die beiden Damen schmökern sich jeden Tag durch die Welt – wie im Übrigen 61 Prozent der Deutschen (Zahlen der jüngsten Buchmesse) – die regelmäßig zu Belletristik oder Sachbuch greifen – nur 13 Prozent der Menschen in unserem Land lesen demnach gar nicht. Aber natürlich hat sich das Lesen mit und durch die digitalen Medien verändert. In Moers haben sich engagierte Vielleserinnen und -leser vorgenommen, das literarische Leben zu fördern, anzuregen und zum Lesen zu ermuntern – egal in welchem Alter. Fania Burger und Anne Alsen sind die beiden Vorsitzenden der „Moerser Gesellschaft“ – die den feinen Zusatz „Freunde der Bibliothek“ trägt.

Es war Hanns Dieter Hüsch, der Ihren Verein gegründet hat?

Fania Burger: Nun, er hat ihn tatkräftig initiiert. Im Mai 1995 wurde Hüsch als Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Moers geehrt. Anlässlich seiner ersten öffentlichen Buchpräsentation „Wir sehen uns wieder“ in der Zentralbibliothek forderte er September 1995 zur Gründung der Moerser Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens auf. Sein Honorar für diese und weitere Veranstaltungen in der Bibliothek spendete er dem Verein.
Anne Alsen: Am 10. Mai 1996, dem Jahrestag der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten und wenige Tage nach dem 71. Geburtstag von Hanns Dieter Hüsch, haben dann mehr als 40 Moerser Bürgerinnen und Bürger den gemeinnützigen Verein gegründet – mit dem von Hanns Dieter Hüsch gegebenen Namen und dem Zusatz: Freunde der Bibliothek.

Seit nun knapp 30 Jahren ermuntern Sie die Menschen zum Lesen – was treibt Sie da an?

Fania Burger: Wir lesen ja alle total gerne. Und wir haben uns vorgenommen, Lesen und Literatur mehr im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Wir bieten Lesungen an, Vorträge, Büchertrödel, Literaturspaziergänge…

Anne Alsen: Und wir schreiben jedes Jahr den Moerser Literaturpreis aus.

Was bedeutet Lesen denn für Sie ganz persönlich?

Anne Alsen: Ich habe immer schon Bücher verschlungen. Das Abtauchen in eine andere Welt – das ist doch großartig. Ich lese alles, was mir an Belletristik und Krimis unter die Hände kommt, bin aber auch an politischer Literatur interessiert. Gleichzeitig lädt es doch immer zum Darüberreden, zum Nachdenken, zum Austausch ein.
Fania Burger: Mein Interesse für Literatur war immer schon da. Ich bin Urmoerserin, gut vernetzt, da kam die Idee fast von selbst, sich auch übers Lesen zu vernetzen, Autorinnen und Autoren einzuladen, Diskussionsrunden zu machen. Mich fasziniert, wie es gelingen kann, mit Worten Emotionen auszulösen – davor habe ich große Hochachtung. Wenn ich beim Lesen wütend oder traurig werde, zum Beispiel. Es gibt 1000 Gründe, warum man lesen sollte – und die sind alle gut. Auch ein gewisser sprachlicher Anspruch ist mir persönlich ganz wichtig.

Können Sie sich an Ihr allererstes Buch erinnern?

Fania Burger: Puh, also das ging auf jeden Fall in Richtung „Fünf Freunde“ von Enid Blyton. Mein absolutes Lieblingsbuch aus meiner Kindheit bzw. Jugend ist aber „Junipers Hexenkind“.

Anne Alsen: Und ich habe immer noch die Geschichten von Anne Heseler vor Augen: „Der dicke fette Pfannkuchen“. Das lese ich heute noch meinen Enkelkindern vor. Und das zeigt auch, wie schön und wichtig Vorlesen ist. Wenn Eltern sich die Zeit nehmen, ihren Kindern Geschichten zu erzählen oder aus einem Buch etwas vorzulesen – dann lesen die Kinder später auch gerne – und haben die Möglichkeit, sich immer wieder neue Welten zu eröffnen. Egal wie man liest, ob Buch, Computer oder Handy.

Moerser Krimifestival

Das Krimifestival Moers meldet gut einen Monat vor dem Start bereits acht Mal „Veranstaltung ausgebucht“. Es gibt Wartelisten, aber bei einigen Lesungen sind noch regulär Karten erhältlich. Zum Beispiel für Samstag, 16. März, 19 Uhr, in der Sparkasse am Niederrhein. Thriller-Star Arno Strobel präsentiert den neuesten Teil seiner Serie „Mörderfinder“. Oder für Donnerstag, 29. Februar, 19.30 Uhr, da stellt Christof Weigold in der Bibliothek Moers seinen Krimi „Der böse Vater“ vor.
Infos dazu hier www.krimifestival-moers.de

Und was liegt gerade bei Ihnen auf dem Couch- oder Nachttisch?

Anne Alsen: Also ich lese meistens mehrere Bücher gleichzeitig, nach Stimmungslage. Aktuell das Buch von Karolina Kuszyk „In den Häusern der Anderen. Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen.“ Sehr eindringlich wird die Herausforderung der polnischen Nachkriegsgesellschaft, mit dem deutschen Erbe im heutigen Westpolen beschrieben. Und der Island-Krimi „Kalmann und der schlafende Berg“ von Joachim B. Schmidt. Der kommt übrigens am 25. Februar nach Moers – im Rahmen des Krimifestivals.

Fania Burger: Ich mag ja gerne etwas düstere, traurige, ernste Literatur. Aktuell lese ich allerdings Sophie Passmanns „Pick me girls“. Ich habe immer ein Buch im Rucksack – für die Mittagspause.

Es gibt 1000 gute Gründe ein Buch zu lesen

Nicht immer hat man Büchern eine Zukunft zugetraut.

Fania Burger: Ja, aber das ist zum Glück ja nicht so. Lesen ist keine verschwundene Tätigkeit. Und literarisches Leben und Lesen ist gar nicht verschwunden, im Gegenteil, ich habe das Gefühl, das wird wieder mehr, die junge Generation ist sensibler geworden für klassische Literatur. Es muss ja nicht immer oder sofort Goethe oder Kafka sein.

Anne Alsen: Man kann ja auch an unseren Lesungen sehen, dass Bücher weiterhin das Medium bleiben. Die Lesungen sind immer gut besucht. Und mit dem Autor oder der Autorin kann man nochmals ganz anders abtauchen. Im März bieten wir im Moerser Schloss einen Loriot-Abend an – in Kooperation mit dem Grafschafter Museum. Lena Entezami und Matthias Heße, beide Mitglieder des Schlosstheaterensembles, werden lesen.

Gibt es schon ein Motto für den diesjährigen Moerser Literaturpreis?

Fania Burger: Es gibt zwar schon ein Motto, aber das wird erst Ende Februar veröffentlicht. Bis dahin müssen sich alle Schreiberlinge gedulden, es soll ja fair bleiben… Wir werden den Preis zum 27. Mal vergeben. Von Anfang an war der gedacht für Autorinnen und Autoren vom Niederrhein, denen wir eine Plattform bieten möchten. Jede und jeder kann mitmachen…

Anne Alsen: Ich möchte gerne auf unseren Büchertrödel (am 23. März und am 6. Juli) hinweisen. Wir nehmen gut erhaltene Buchspenden an und geben sie für wenig Geld ab. So können wir auch zur Leseförderung beitragen.