Nordrhein-Westfalen. Viele Länder in Afrika leiden seit geraumer Zeit an humanitären Krisen, die aber oft unter dem Radar laufen. Diese bekannten Personen helfen.

Während sich Schülerinnen und Schüler hierzulande gerade über ihr Halbjahreszeugnis freuen oder beklagen, wären viele Kinder in Afrika froh, wenn sie überhaupt zur Schule gehen könnten. Oftmals sind sie aber damit beschäftigt, kilometerlange Wege zurückzulegen, um ihre Familie mit Wasser, das meist auch noch verunreinigt ist, zu versorgen. Das vielerorts verlangte Schulgeld können sich viele Eltern nicht leisten. Um gegen diese Missstände anzukämpfen, haben sich einige Prominente aus Nordrhein-Westfalen dazu entschlossen, Projekte in Afrika zu unterstützen.

Mickie Krause: Ballermann-Star hat ein großes Herz für Kinder

Schlagerstar Mickie Krause hat in Afrika bereits vier Schulen eröffnet. Dieses Bild entstand vor rund einem Jahr bei einer Schuleinweihung in Kenia.
Schlagerstar Mickie Krause hat in Afrika bereits vier Schulen eröffnet. Dieses Bild entstand vor rund einem Jahr bei einer Schuleinweihung in Kenia. © Fly & Help Stiftung | Fly & Help Stiftung

Der Schlagersänger („Zehn nackte Friseusen“, „Eine Woche wach“) aus Wettringen im Münsterland hat bereits vier Schulen der „Fly & Help“-Stiftung von Reiner Meutsch finanziert. Vor rund einem Jahr hat der 53-Jährige die Likunda Primary School in Kenia eröffnet, deren Einweihung coronabedingt zweimal verschoben werden musste. Durch den Neubau von vier Klassenräumen seien 140 neue Schulplätze für Kinder entstanden, „die nun durch Bildung eine bessere Zukunft haben“, heißt es auf der Internetseite der Stiftung. Zuvor hat er bereits eine Schule in Ruanda und zwei in Tansania eröffnet.

„Die Freude, die die Kinder ausstrahlen, ist wirklich herzergreifend“, sagte Mickie Krause bei der Schuleinweihung. „Sie haben sich solch eine Mühe gegeben und jede Klasse hat Tänze und Lieder einstudiert. Sie freuen sich riesig, nun hier lernen zu dürfen.“ Stiftungsgründer Reiner Meutsch ist dankbar: „Mickie ist seit vielen Jahren ein treuer Unterstützer unserer Arbeit. Ich danke ihm von Herzen, dass er so treu an unserer Seite steht und dadurch schon vielen hunderten Kindern ein besseres Leben ermöglicht hat.“

Krause erklärt im Gespräch mit der NRZ, er habe Reiner Meutsch bei einem von der „Fly & Help“-Stiftung organisierten Auftritt in der Karibik kennengelernt und sei von „seinem Machen und Tun begeistert“ gewesen. Meutsch habe von seiner elfmonatigen Weltumrundung mit einem Kleinflugzeug berichtet und dabei betont, wie schlecht es um die Bildung von Kindern und Jugendlichen stehe. Deswegen habe er es sich zur Aufgabe gemacht, Schulen zu bauen. Krause sei davon so begeistert gewesen, dass er noch in dem Zuge seines Auftritts die erste Schule gestiftet habe.

„Chance, die Zukunft selber in die Hand zu nehmen“

2019 habe er sich dann die von ihm gestiftete Schule in Ruanda anschauen können, was gleichzeitig seine erste Reise nach Afrika war. Nach der Reise nach Kenia mit seiner Familie im vergangenen Jahr, möchte Krause im kommenden Jahr seine zwei in Tansania gestifteten Schulen besuchen. Seine Kinder hätten in Kenia gesehen, wie wichtig Bildung für Kinder ist, gerade in Entwicklungsländern.

„Man gibt den Kindern dort eine Chance, die Zukunft selber in die Hand zu nehmen, um beispielsweise auch eine Ausbildung zu machen. Ich glaube, dass die Kinder zu Hause dann auch feststellen, dass Schule doch gar nicht so schlecht ist, wie man sonst immer hört.“

In Europa käme der Nachwuchs bereits mit drei Jahren (oder noch früher) in einen staatlichen Kindergarten, die Schulen seien in erster Linie staatlich, die Regierungen übernähmen Verantwortung für das Bildungssystem. „Das ist dort in vielen Ländern nicht gegeben, zum Beispiel in Kenia muss Schulgeld bezahlt werden, das viele Eltern gar nicht haben.“

In den kommenden Jahren plant Krause, noch zwei weitere Schulen zu stiften. Darüber hinaus werde er noch an andere Projekte spenden, „aber der Schwerpunkt liegt darauf, Kindern und Jugendlichen eine Schulbildung zu ermöglichen.“ Für die bisherigen Schulen wurden rund 40.000 Euro investiert, mittlerweile seien die Preise auf 50.000 Euro gestiegen, erklärt der Sänger. Im vergangenen Jahr habe er sich auch davon überzeugen können, dass die Schulen funktionieren.

„Es ist ein tolles Gefühl, den Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu geben und eine Bestätigung, dass man mit dem, was man beruflich macht, auch etwas Gutes bewirken kann. Man gibt und bekommt sehr, sehr viel zurück“, sagt Krause.

Neven Subotić: Ehemaliger BVB-Profi steckt viel Arbeit in seine Stiftung

Der frühere serbische Fußball-Nationalspieler spielte von 2008 bis 2018 bei Borussia Dortmund und war als Innenverteidiger ein wichtiger Bestandteil der Dortmunder Meister-Mannschaften von 2011 und 2012. Am 16. November 2012 gründete der BVB-Publikumsliebling in Dortmund eine Stiftung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen in Afrika Zugang zu sauberem Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene zu ermöglichen. (Projekt 100 % WASH)

„Wir bauen Brunnen und Sanitäranlagen für die Menschen in unseren Projekt-Regionen in Äthiopien, Kenia und Tansania. Dies hat einen direkten positiven Effekt auf das Bildungswesen: Kinder besuchen den Schulunterricht, anstatt kilometerweit Wasser von entlegenen Wasserstellen zu transportieren“, heißt es auf der Webseite der ehemaligen Neven-Subotić-Stiftung, die sich mittlerweile in „well:fair foundation“ umbenannt hat.

„Mein Wunsch ist es, dass alle Kinder, unabhängig von Nationalität, Religion oder Hautfarbe die Möglichkeit zur Erfüllung ihrer Träume haben. Ich glaube fest daran, dass es unsere Aufgabe ist, für menschenwürdige Bedingungen zu sorgen und diese Aufgabe nicht an der Landesgrenze endet“, betont der Stiftungsgründer. In bislang über 450 abgeschlossenen Projekten hat die Stiftung über 200.000 Menschen erreicht. Das Ziel ist, bis 2025 300.000 Menschen zu erreichen.

Mirja Boes: Schon ihre Eltern engagierten sich für Afrika

Mirja Boes bei einem Auftritt im Rahmen des Comedy-Arts-Festivals in Moers.
Mirja Boes bei einem Auftritt im Rahmen des Comedy-Arts-Festivals in Moers. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel
In Togo ist ein Kindergarten nach Mirja Boes benannt.
In Togo ist ein Kindergarten nach Mirja Boes benannt. © AWA | AWA

Die 52-jährige, die sich zunächst als Schlagersängerin „Möhre“ („20 Zentimeter“) einen Namen machte und sich danach, seit mittlerweile über 20 Jahren, in der deutschen Comedy-Szene etablierte, unterstützt seit langer Zeit die Aktionsgemeinschaft Viersen-Westafrika (AWA) in ihrer Heimat.

Für die AWA haben sich schon Boes Eltern starkgemacht und sind einige Male mit nach Afrika geflogen, wie die Künstlerin in einem RTL-Beitrag zu „Wir helfen Kindern“ berichtete. Die Organisation betreut zurzeit über 520 Patenkinder in Togo, denen sie damit den Schulbesuch und Gesundheitsvorsorge ermöglichen. Darüber hinaus wurden mithilfe des Vereins Schulen, Ausbildungsstätten und Krankenstationen gebaut bzw. renoviert und modernisiert, wie die Organisation auf der Webseite berichtet.

Dazu hat die AWA ähnliche Projekte im Benin umgesetzt. 2011 wurde dort ein nach Mirja Boes benannter Kindergarten gebaut, den die Comedienne zu einem Teil selbst finanzierte. Außerdem erhält die AWA regelmäßig Förderungen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Boes hat im Rahmen der „Gegenteilshow“ bei RTL 2021 10.000 Euro gewonnen, die sie an die AWA spendete. 2017 besuchte die Viersenerin, die in Düsseldorf lebt, im Rahmen des RTL-Spendenmarathons Kinder in Sierra Leone.

Dieter Nuhr: Weltenbummler mit klaren Vorstellungen

Dieter Nuhr ist schon seit über zehn Jahren Botschafter der SOS-Kinderdörfer.
Dieter Nuhr ist schon seit über zehn Jahren Botschafter der SOS-Kinderdörfer. © Jan Schulz | Jan Schulz

Der 1960 in Wesel geborene und in Düsseldorf aufgewachsene Comedian und Künstler wohnt heute in Ratingen. Er hat fast 90 Länder bereist und dabei viel gesehen. Auch einige afrikanische Länder waren dabei, wie er berichtet. Zurzeit läuft über die SOS-Kinderdörfer eine Spende für Ghana, womit das International College unterstützt werden soll. Bislang sind von den erhofften 10.000 Euro Spendensumme etwas mehr als 4000 Euro zusammengekommen.

Dieter Nuhr engagiert sich sehr vielfältig für die SOS-Kinderdörfer – egal ob er seine Fotografien ausstellt und zugunsten der SOS-Kinderdörfer verkauft, ob er auf den Veranstaltungen der SOS-Kinderdörfer pro bono auftritt, auf seiner Facebook-Seite zum Spenden aufruft oder bei Talkshows und in unserem Podcast über die SOS-Kinderdörfer redet“, heißt es auf der Webseite der Hilfsorganisation.

Auch Dieter Nuhr war im Rahmen des RTL-Spendenmarathons unterwegs. Seine Reise führte ihn 2016 in ein SOS-Kinderdorf nach Bolivien. Weitere Reisen für die SOS-Kinderdörfer führten Nuhr in den Sudan, den Libanon, nach Äthiopien und Georgien. Es sei ihm wichtig zu wissen, wie die SOS-Kinderdörfer arbeiten und mit den anvertrauten Mitteln umgehen. Darüber hinaus hat der Comedian auch schon einige Gewinne aus Gameshows an die SOS-Kinderdörfer gespendet. Unter anderem, damit auch in anderen Teilen der Welt Kinder und Jugendliche zur Schule gehen können.

Warum Afrika in den Medien so wenig Beachtung findet

Seit mittlerweile fast zwei Jahren zieht uns der russische Angriffskrieg auf die Ukraine in ihren Bann, die Konflikte im Gazastreifen bestimmen das Nachrichtengeschehen seit knapp vier Monaten, doch auch in vielen anderen Ländern und Regionen auf der Welt herrschen Krisen, die allerdings weit weniger Beachtung finden.

Bereits zum achten Mal hat die Hilfsorganisation Care vor Kurzem ihren „Breaking the Silence“-Report veröffentlicht, in dem zehn humanitäre Krisen beleuchtet werden, die in der Berichterstattung die wenigste Beachtung fanden. Dabei geht es in allen Fällen um Länder in Afrika.

Auf dem „schwarzen Kontinent“ fehlt es an Dingen, die für uns selbstverständlich scheinen, wie sauberes Wasser, Schulen oder medizinische Versorgung. An erster Stelle der vergessenen Länder in Not liege Angola, teilte Care mit. In ihrem Report wertete die Organisation fünf Millionen Online-Artikel in den Sprachen Arabisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Spanisch aus dem Zeitraum Januar bis September 2023 aus.

Die Krise in Angola sei in der Medienberichterstattung am seltensten aufgetaucht (nur 1049 Artikel), obwohl dort wegen Dürren und Überschwemmungen im vergangenen Jahr 7,3 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen seien, hieß es in dem Bericht. Insgesamt entfielen auf die zehn Krisen in Afrika (neben Angola unter anderem Sambia, Burundi und der Senegal) 77.062 Artikel. Zum Vergleich: Das neue iPhone 15 sorgte für 273.421 Artikel.

Angesichts neuerer Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten gerieten die seit langer Zeit existierenden Krisen in Afrika in den Hintergrund, erklärte der Generalsekretär von Care Deutschland, Karl-Otto Zentel. Dennoch benötigten auch in diesem Jahr wieder fast 150 Millionen Menschen in Afrika humanitäre Hilfe. Das sei etwa die Hälfte der Hilfsbedürftigen weltweit. Im vergangenen Jahr seien aber nur 35 Prozent der dafür benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt worden. „Das ist definitiv zu wenig“, kritisierte Zentel.

Medien berichteten unter anderem deshalb wenig über die Konflikte und Katastrophen in Afrika, weil ihnen „Nachrichtenfaktoren“ fehlten, stellte die Geschäftsführerin von Care Österreich, Andrea Barschdorf-Hager, fest. So dauerten die Krisen meist schon lange an und spielten sich aus westlicher Sicht weit entfernt ab.

Für die Medien sei die Berichterstattung aus Afrika zudem sehr teuer, beobachtete die Care-Direktorin Humanitäre Hilfe, Deepmala Mahla. Auch seien die Arbeitsbedingungen für Journalisten dort oft unsicher. Hier seien die afrikanischen Regierungen gefordert, den Medien sicheren Zugang zu den Krisenregionen zu ermöglichen. (mit dpa)