Kleve. Das Stadtmarketing bietet 30 verschiedene Rundgänge durch Kleve an. Dabei wird auch so manches „Geheimnis“ ausgeplaudert.

Es gibt viele Möglichkeiten eine fremde Umgebung zu erkunden und kennenzulernen. Die einen schwören auf geruhsames Erwandern oder entspanntes Radfahren, wieder andere sausen mit dem Motorrad oder per Segway durch die Gegend. Dann gibt es noch diejenigen, die sich gern profund über Kultur und Geschichte informieren und am besten noch kulinarisch verwöhnen lassen wollen. Zu viele Wünsche auf einmal? Nicht in Kleve! Mit ihrer Auswahl aus 30 unterschiedlichen Führungen und Rundgängen an 56 Terminen bietet die Wirtschaft, Tourismus & Marketing Stadt Kleve GmbH wohl eines der umfangreichsten touristischen Angebote am unteren Niederrhein.

Änneke Schenk (li.) und Elsa erzählen bei ihren Klever Stadtführungen spannende Geschichten von früher.
Änneke Schenk (li.) und Elsa erzählen bei ihren Klever Stadtführungen spannende Geschichten von früher. © Stadtmarketing Kleve

„Wir laden zu erlebnisreichen, überraschenden und ungewöhnlichen Touren ein“, verspricht WTM-Prokuristin Kristina Janßen. Dafür stehen ihr acht erfahrene Stadt- und Gästeführerinnen und -führer zur Seite. Alles Menschen, die sich in ihrer Stadt auskennen, die spannende Plätze finden, historische Geheimnisse „ausplaudern“, in die Geschichte der alten Gartenanlagen entführen oder ihren Gruppen einfach einen lohnenden, manchmal sogar abgründigen Blick auf die Schönheiten von Kleve ermöglichen.

Lichtkunst im Klever Tiergarten

Gleich die erste Führung des Jahres am 10. März, 17 Uhr, dürfte ein Auftakt nach Maß sein. Mit einem Besuch der Gartenanlagen lädt Gästeführer Hans-Heinz Hübers dazu ein, in die Geschichte der Beleuchtung von Forstgarten und Amphitheater einzutauchen. Als Mitarbeiter der städtischen Umweltbetriebe lange Jahre für das Klever Lichterfest zuständig haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ihm einen ausgewiesenen Experten vor sich. Doch natürlich bleibt es nicht bei der Theorie, denn zu dieser Führung gehört auch ein Besuch im nahen Tiergarten. Schon aus der Entfernung dürften leuchtende Wesen, mystische Kreaturen, meterhohe Zebras und chinesische Drachen, geschaffen aus tausenden LED-Lichtern für exotisches Flair am Niederrhein sorgen. Seit dem 10. Februar zeigt der Klever Tiergarten schließlich die Lichtkunst der berühmten China Lights aus Anlass seines 65-jährigen Bestehens. „Der Tiergarten inszeniert hier ein sehenswertes Spektakel“, verspricht Janßen.

Deutlich weniger Licht verspricht das nächste Angebot der Klever Touristiker. Wer am 15. März, 18 Uhr, die Führung „Die dunkle Seite von Kleve“ bucht, lernt die unschöne Seite der Stadt kennen und kann beinahe buchstäblich in den Schmutz eintauchen, der das mittelalterliche Kleve prägte. Wiltrud Schnütgen nimmt ihre Gäste mit in Zeiten, als Henker, Pest und Stadtbrände ihr schlimmes Werk verrichteten. Und zeigt, auf welchen Plätzen Schweine gehandelt wurden. „Diese Führung bieten wir schon eine ganze Weile erfolgreich an“, sagt die Prokuristin. Deshalb gebe es dafür auch mit dem 18. Oktober und dem 8. November noch zwei weitere Termine. Wer es ein noch bisschen schummriger mag, sollte sich eine zweite Führung vormerken: Auch wenn die Teilnehmer meist oberirdisch unterwegs sind, so geht es bei „Kleve unter der Erde“ doch um Bunker, Stollen, Eis- und Weinkeller aus allen Epochen der Stadtgeschichte. Erster von fünf Terminen ist der 21. April. Richtig dunkel wird es beim gewandeten Abendspaziergang am 26. April, 18 Uhr, wenn es im „Spiegelbild des Bösen“ um Hexen, Geister, Tod und Teufel geht.

Spannende Reise in Klever Geschichte(n)

Zwar ist der alte Klever Waldfriedhof nicht der berühmte Père Lachaise in Paris, wo Berühmtheiten wie Edith Piaf, Jim Morrison oder Oscar Wilde ruhen, wer sich aber für alte Klever Familien, bekannte Klever Künstler oder fast vergessene Ereignisse interessiert, ist hier genau richtig. Stadtführerin Wiltrud Schnütgen nimmt ihre Gäste mit auf eine spannende Reise in Klever Geschichte(n). Die erste von drei Führungen beginnt am 23. März um 11 Uhr. Ein völlig anderes Bild dürfte sich den Menschen bieten, die mit Gästeführerin Birgit van den Boom am 11. Mai über einen der größten Kriegsgräberfriedhöfe des Commonwealth in Deutschland geleitet werden. In mehr als 7600 Grabstätten liegen hier junge Männer, die in den Krieg gegen Nazideutschland gezogen waren und ihr Leben dabei verloren haben.

Schuhmachermeister Norbert Leenders spricht über die Klever Schuhindustrie.
Schuhmachermeister Norbert Leenders spricht über die Klever Schuhindustrie. © Stadtmarketing Kleve

Deutlich leichtere Kost gibt es bei den Kinder- und Familienführungen. Da lädt die Tourismus GmbH Kinder ab sechs Jahren zu einer Entdeckertour durch die Schwanenburg ein (Erster Termin: 27. März, 10.30 Uhr). Auf die jungen Teilnehmer warten spannende Geschichten von Rittern, Gefängnissen und alten Mauern. „Die Kinder können am Ende eine Ritterprüfung ablegen und bekommen eine Wundertüte mit nach Hause“, verrät Kristina Janßen. Ähnlich kurzweilig dürfte es bei der Schatzsuche für Familien zugehen (5. April, 3. August), wenn Elsa, die Frau des Nachtwächters, Stadtgeschichte in spannende Erzählungen verpackt.

„Black Storys“ am Niederrhein

Natürlich kann man am Niederrhein auch mit der Fiets auf Erkundungstour gehen. Über sieben Kilometer führt die Route „Black Storys“ am 4. Mai ab dem Portal der Schwanenburg zu mysteriösen Todesfällen und haarsträubenden Geschichten. Immerhin 19 Kilometer lang ist eine Segwaytour durch die Niederung und bis zum Altrhein. Mit 200 Kilometer legen die Teilnehmer von geführten Motorradtouren die längste Thementour im Angebot zurück, sie ist auch für Anfänger geeignet.

Es sei vor allem der Kreativität der Stadtführerinnen und -führer zu danken, sagt Kristina Janßen, dass Kleve eine solche Fülle an Touren zu bieten habe. „Sie schlagen uns Themen vor und verbinden so ihr eigenes historisches Interesse mit spannenden Rundgängen.“ Teils treten sie dafür in historischen Kostümen auf wie etwa beim Spaziergang mit Anna von Cleve oder der Melkerin Änneke Schenk, die wissenswertes über die ehemalige Festung Schenkenschanz erzählt, teils berichten sie im Grunde aus ihrer eigenen Vergangenheit wie der Schuhmachermeister Norbert Leenders, wenn er über die Klever Schuhindustrie spricht.

Rundgänge durch Kleve

Alle Touren und Termine 2024 sind unter www.kleve-tourismus.de zu finden. Für die Rundgänge müssen Interessierte sich anmelden, da die Teilnehmerzahl in der Regel auf 20 Personen begrenzt ist.

Das Büro der Wirtschaft, Tourismus & Marketing GmbH in Kleve, Minoritenplatz 2, 02821/84806, ist montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Ob man nun auf Zeitreise durch 100 Jahre XOX-Geschichte geht, mit 1777 Schritten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kennenlernt oder bei einem Häppchen Kleve nicht nur Augen und Ohren, sondern auch den Gaumen verwöhnt – wer die Schwanenstadt für ein paar Tage besucht, kann sich über eine zu kleine Auswahl an Möglichkeiten wohl kaum beklagen. Mehr als 120 gebuchte Gruppenführungen, 50 öffentliche Führungen mit mehr als 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in 2023 sind eine ganz eigene Erfolgsgeschichte.