Düsseldorf. Homöopathische Mittel sollen nicht von der Kasse gezahlt werden, so der Bundesgesundheitsminister. Es gibt Lob und Kritik.

Die Apothekerinnen und Apotheker in Nordrhein-Westfalen erwarten Kostensteigerungen durch die geplante Streichung der Homöopathie aus dem Leistungsangebot der gesetzlichen Krankenkassen. „Die Kosten für homöopathische Behandlungen als Kassenleistung sind im wahrsten Wortsinne homöopathisch“, sagte Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein. Eine Abschaffung könne dazu führen, dass alternative Therapien der Ärzte mit anderen erstattungsfähigen Arzneimitteln umgesetzt würden, die viel teurer seien.

„Medizinisch und wirtschaftlich richtig“

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. Frank Bergmann hingegen befürwortet die Kürzungspläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): Die Streichung der Homöopathie aus dem Leistungsangebot der Gesetzlichen Krankenversicherungen sei „aus medizinischer und wirtschaftlicher Sicht richtig.“

Bergmann betont: „Der therapeutische Nutzen solcher Arzneimittel ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Eine entsprechende Kostenumlage auf die Allgemeinheit der gesetzlich Versicherten ist auch deshalb nicht weiter gerechtfertigt.“ Wer für sich Homöopathie als Methode nutzen wolle, könne die entsprechenden Mittel ja weiterhin selbst erwerben.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, will die Finanzierung homöopathischer Behandlungen durch gesetzliche Kassen streichen.
Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, will die Finanzierung homöopathischer Behandlungen durch gesetzliche Kassen streichen. © dpa | Carsten Koall

Genau da sieht der Vorsitzender des NRW-Apothekerverbandes jedoch die Gefahr: „Sozial Schwache werden benachteiligt. Denn wenn solche Behandlungen grundsätzlich nicht mehr von Krankenkassen bezahlt werden, werden sich Bürger mit schmalem Geldbeutel das eigenständig nicht mehr leisten können, finanziell besser Gestellte aber schon“, so Preis.

Apotheker: Globuli bleiben apothekenpflichtig

Der Apotheker betont, dass trotz des geplanten Bezahlverbots Globuli weiter nur in Apotheken verkauft werden dürfen: „Die Initiative des Gesundheitsministers ändert am Status von homöopathischen Produkten als apothekenpflichtiges Arzneimittel nichts.“

Ohnehin zahlen bislang nicht alle gesetzlichen Kassen für homöopathische Arzneimittel: Die hiesige AOK Nordrhein/Hamburg übernimmt keine Kosten, Knappschaft und Betriebs- und Innungskrankenkassen sowie die Technikerkrankenkasse erstatten die Kosten (meist mit jährlicher Obergrenze). Besonders bemerkenswert: Die Barmer macht nach zwei Jahren Erstattung ein Jahr Pause.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hofft, dass die Neuregelung die Kassen um 20 bis 50 Millionen Euro pro Jahr entlastet. Homöopathie habe nach wissenschaftlichem Sachstand keinen medizinischen Nutzen, begründete Lauterbach die Pläne: „Es kann keine vernünftige Politik geben, die die Wissenschaft ignoriert.“