Issum. Nach Verhandlungen zum Stellenabbau in der Issumer Diebels-Brauerei verkünden die Beschäftigten einen Erfolg. Wie der Kompromiss aussieht.

Beim Stellenabbau in der Issumer Diebels-Brauerei verkündet die Gewerkschaft einen Erfolg: Es müssen wohl doch weniger Beschäftigte gehen als angekündigt. Zudem sollen Mitarbeiter die volle Abfindung bekommen, wenn sie in den nächsten fünf Jahren die Brauerei in Issum verlassen wollen. Ab dem 1. Januar 2029 sollen sie immerhin die Hälfte erhalten. Das haben der Betriebsrat und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Krefeld-Neuss am Mittwoch mitgeteilt.

„Jetzt sind die Mitarbeiter mindestens fünf Jahre auf der sicheren Seite. Außerdem konnten wir in den Gesprächen neun zusätzliche Stellen aushandeln“, sagt Thomas Engelsiepen, Vorsitzender des Diebels-Betriebsrats. Darüber hinaus sollen keine Auszubildenden entlassen und auch nach 2024 weiterhin Menschen in Issum ausgebildet werden.

Diebels-Belegschaft: So viele Stellen werden in Issum gestrichen

Ende August hatte die Deutschlandtochter der Braugruppe Anheuser-Busch InBev angekündigt, bis zum Jahresende die Hälfte der Stellen in Issum abbauen zu wollen. Damals war aber unklar, ob das die Zahl der Mitarbeiter oder die der Vollzeitstellen betrifft.

In Issum sind nach Angaben des Betriebsrats 183 Menschen angestellt, davon aber einige in Teilzeit. Auf die volle Arbeitszeit gerechnet, würden nun 67 Plätze gestrichen.

Gewerkschafts-Geschäftsführerin Claudia Hempel und Betriebsratsvorsitzender Thomas Engelsiepen verkünden einen Teilerfolg für die Diebels-Belegschaft.
Gewerkschafts-Geschäftsführerin Claudia Hempel und Betriebsratsvorsitzender Thomas Engelsiepen verkünden einen Teilerfolg für die Diebels-Belegschaft. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Betriebsrat und Gewerkschaft hätten beim Interessensausgleich zwei Fristen vereinbart. Bis Freitag, 1. Dezember, haben die Beschäftigten Zeit, sich beraten zu lassen und eine Entscheidung zu treffen, ob sie das Unternehmen verlassen oder nicht.

„Bis dahin darf es keine Kündigungen geben“, versichert Claudia Hempel, Geschäftsführerin der Gewerkschaft NGG Krefeld-Neuss.

Bis zum 15. Dezember werde dann noch einmal nachjustiert: „Es müssen natürlich bestimmte Stellen in der Brauerei besetzt sein. Wenn wir die nicht besetzen können, werden wir bis zum 15. Dezember mit den Menschen sprechen, die gehen wollen, und gegebenenfalls tauschen“, erklärt Hempel.

Betriebsrat verkündet Erfolg: „Haben Bedingungen herausgeholt, die am Anfang nicht denkbar waren“

Der AB InBev-Konzern hatte bekannt gegeben, eine der beiden Abfülllinien zu schließen. Das soll auch zum 1. Januar passieren, die Anlage werde jedoch nur heruntergefahren, aber nicht abgebaut. „Damit muss sie nur hochgefahren werden und ist schnell wieder einsatzfähig“, sagt Engelsiepen.

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Die Gewerkschaft sieht den Interessensausgleich als Erfolg für die Beschäftigten an: „Wir sind froh, eine Situation der Freiwilligkeit geschaffen zu haben“, sagt Hempel.

Dem schließt sich auch der Betriebsratsvorsitzende an: „Es kann sein, dass am Ende keinem Mitarbeiter gekündigt werden muss. Wir haben Bedingungen herausgeholt, die am Anfang nicht denkbar waren.“

Unzufrieden sind die Beschäftigten jedoch weiterhin damit, wie die Braugruppe mit der Marke Diebels und der Issumer Brauerei umgeht: „Uns fehlt ein Plan für die Zukunft und die Werbung ist auf einem Nullpunkt“, meint Thomas Engelsiepen. Zudem würden auch die Beschäftigten in anderen Brauereien der Gruppe um ihre Jobs fürchten.

Brauerei-Beschäftigte demonstrieren vor Konzernzentrale

Deswegen wollen die Brauerei-Mitarbeiter erneut protestieren – diesmal nicht in Issum wie am 3. Oktober, sondern vor der Konzernzentrale im belgischen Leuven.

Fünf Busse sollen sich am Samstag, 9. Dezember, auf den Weg machen, „zwei sind jetzt schon mit Reservierungen voll“, meint Engelsiepen. Hempel ergänzt: „Wir werden laut sein, denn es ist absurd, wie viel der Konzern verdient, aber dann mit seinen Angestellten umgeht.“

Die Tochterfirma von Anheuser-Busch InBev in Deutschland hatte den Stellenabbau in Issum damit begründet, dass Kosten gestiegen seien, sich die Bedürfnisse der Kunden verändert hätten und der Biermarkt insgesamt geschrumpft sei.

Auf eine aktuelle Anfrage heißt es nur, die Verhandlungen mit dem Betriebsrat seien abgeschlossen und der Interessenausgleich unterschrieben. Die Abwicklung erfolge nach einem Sozialtarifvertrag.