Kerken. Sacha Sohn hat sich schon immer ein Leben auf dem Land gewünscht. Mit dem Hilshof in Kerken hat sich ihr großer Traum erfüllt.
Das ist mal eine stürmische Begrüßung! „Mika – Aus“, ruft Sacha Sohn ihrem Hund zu, der aufgeregt im Flur umherspringt. Und nicht nur er freut sich tierisch über den Besuch, auch sein Frauchen bittet sogleich mit einem breiten Lächeln in ihre große, ach was, riesige Küche. „Kaffee?“ Den muss sie nur mal eben von drüben holen… Den Moment nutzt Mika natürlich, um sich heimlich ein paar Krauleinheiten abzuholen, bevor er dann gehorsam zu seinem Körbchen trottet. Zum Kaffeebecher gibt’s jetzt noch ein Milchkännchen, und was für eines! „Das haben mir zwei Freundinnen aus England mitgebracht“, erzählt sie. „Das passiert halt, wenn man ein Lieblingstier hat. Dann kriegt man alles davon geschenkt.“ Auch einen Porzellanschafskopf mit Ausschüttfunktion. Ja, in ihrem Zuhause hat jedes Teil eine eigene Geschichte, das muss sie zugeben. Doch eines stellt sie sofort klar: „Bei uns sieht es nicht so perfekt aus wie auf Instagram.“ Das war auch nicht ihr Ziel, als sie und ihr Mann damals, vor 18 Jahren, einen heruntergekommenen Bauernhof mitten auf dem platten Land gekauft haben.
Dabei ist Sacha Sohn in Düsseldorf geboren und aufgewachsen, nur, das war ihr schon immer bewusst: „Ich habe mich in der Stadt völlig fehl am Platz gefühlt.“ Kein Wunder, dass sie nach ihrem Abitur sofort wegzog – erst in die Schweiz, dann nach Australien. „Da habe ich ein halbes Jahr auf einer Farm gearbeitet.“ In Dresden studierte sie Landespflege, in Brasilien schrieb sie ihre Diplomarbeit. „Das waren schon alles irrsinnige Entscheidungen“, fasst sie zusammen. „Ich war überall und nirgends.“ Aber vielleicht liegt es auch daran, überlegt sie dann, „dass für mich das Wohnen immer wichtiger war als der Job.“ Sie wollte sich wohlfühlen, zog deshalb erst ins Sauerland und dann – mit ihrem Mann und den zwei Kindern – an den Niederrhein. Dabei sah der Hilshof alles andere als einladend aus, als sie ihn zum ersten Mal besuchten. Die Dächer waren undicht, die Fenster zugig und die Heizungen kaputt. Aber das störte sie alles nicht, denn: „Wir haben uns sofort zuhause gefühlt.“
Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten
Deshalb wagten sie es, kauften den Hof mit Land, und begannen mit den Renovierungen. „Wir haben viel in Eigenleistung gemacht“, erzählt Sacha Sohn. Klar, für einige Aufgaben brauchten sie dennoch erfahrene Handwerker, „aber wir haben immer zugearbeitet.“ Das war viel Arbeit, „und langsam können wir wieder von vorn anfangen“, sagt sie. Verständlich, bei… wie vielen Quadratmetern? Sie zuckt mit den Schultern, so genau weiß sie das nicht, „aber wir haben unten vier Zimmer, dazu der Flur, und oben sechs.“ Ganz schön viel Platz! „Wir wollten hier immer auch Geld verdienen, deshalb haben mein Mann und ich beide unsere Büros im Haus.“ Mehr noch, bis zur Pandemie fanden bei ihnen, meistens in der Küche, auch regelmäßig Kurse statt – fürs Weideflechten, Wollspinnen, Brotbacken, Einkochen, Obstbaumschnitt… Kurz: alles, was mit Selbstversorgung zu tun hat. Einiges hat sie in Kursen gelernt, vieles aber sich selbst beigebracht. Das passiert eben, wenn im eigenen Garten so allerlei wächst und gedeiht.
„Wir haben allein 25 Obstbäume“, sagt Sacha Sohn. Darunter befinden sich viele alte Sorten wie der Winterglockenapfel, aber auch Birnen, Mirabellen, Zwetschgen, Pfirsiche… Dazu kommen die vielen Leckereien aus ihrem großen Gemüsegarten. „Da wächst alles, was uns gut schmeckt!“ Also Rote Beete, Stangenbohnen, Zucchini, Salate… Die Liste ist lang. Und weil eine vierköpfige Familie nicht alles sofort essen kann, muss sie die frischen Lebensmittel haltbar machen. Kleinen Einblick gefällig? Dann geht’s nun in die Zweitküche, wo sich aktuell die Gläser mit gelbem und rotem Apfelmus stapeln. „Gerade trockne ich auch noch Chilis, daraus mache ich dann Öl“, sagt sie und zeigt auf den Dörrautomaten. Vieles, von Kürbissuppe bis Quittenmus, steht aber auch schon im Keller, den müsste sie nur endlich mal wieder aufräumen, gibt sie lachend zu. Aber, das betont sie, es muss eben nicht immer alles perfekt aussehen. „Wir versuchen möglichst wenig Krempel anzusammeln.“
Selbstgeflochtenes und Second-Hand-Möbel
Alles, jedes Glas und jeder Topf, hat einen Nutzen. Mit Deko kann Sacha Sohn dagegen nicht viel anfangen. Gut, der Korb in der Ecke sieht zwar ganz hübsch aus, „wird aber irgendwann wieder als Handtasche gebraucht.“ Die meisten Möbel sind Second-Hand, der große Esstisch beispielsweise, „ist noch von meinen Eltern.“ Die Stühle haben sie einem Schreiner abgekauft, das Sofa bei Ebay gefunden. Deshalb ist es auch nicht weiter schlimm, wenn bei einer Party mal ein Fleck drauf kommt. „Wohnen darf nicht Stress bedeuten“, betont sie, „sondern, dass man sich wohlfühlt.“ Und das klappt bei ihnen gut – eigentlich sind immer Gäste da. Kurse bietet sie seit der Pandemie zwar kaum noch an, stattdessen arbeitet sie nun hauptberuflich als Naturgartenplanerin und ehrenamtlich als Sprecherin beim Verein Naturgarten Regionalgruppe Linker Niederrhein, dafür aber kommen immer wieder Menschen aus der ganzen Welt, die zeitweise bei ihnen wohnen und auf dem Hof mithelfen.
Wegen der Tiere – neben Hund Mika leben auf dem Hof auch Hühner, Enten, Schafe, Ponys und ein Ochse – kann die Familie „nicht mal eben so“ verreisen, wie Sacha Sohn erklärt. „Und dann ist es doch schön, wenn die Welt zu einem kommt.“ Deshalb können sich Gäste immer auf ein eigenes Zimmer freuen, in dem das Bett bereits bezogen ist… und natürlich, nicht zu vergessen, auf eine tierisch schöne Begrüßung!
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Außerdem wird es märchenhaft – mit dem „Wahnsinnigen Puppenspieler“, der in seiner Viller Mühle die verrücktesten Dinge aufbewahrt… Und magisch – mit den kleinen Mitbewohnern, die zur Weihnachtszeit bei der ein oder anderen Familie einziehen. Aber lesen Sie selbst!