Bedburg-Hau. Hendrik van Aken hat mit 27 Jahren einen landwirtschaftlichen Betrieb aufgebaut. Doch er hat noch einiges mehr vor mit Berkhöfel in Bedburg-Hau.
Kurz vorm Termin kommt der Anruf: Hendrik van Aken verspätet sich, er hat da so ein kleines, flauschiges Problem… Eine Viertelstunde später fährt der 27-Jährige mit einem Transporter vor, steigt schnell aus – „Hallo, ich bin gleich da!“ – und öffnet dann geschickt die Klappe vom Anhänger. Ganz unschuldig, als ob sie nicht gerade die Pläne des Landwirts durchkreuzt hätten, trotten die Schafe heraus, eines nach dem anderen, bis alle leise mähend auf der Wiese stehen. Was für eine Aufregung! Wobei, Hendrik van Aken sieht eigentlich ganz entspannt aus… „Manchmal wollen die Schafe weiter auf der Wiese bleiben und nicht auf den Hänger laufen“, sagt er. Dann dauert eben alles etwas länger als geplant. Und das ist nur eine von vielen Aufgaben, die zum Arbeitsalltag auf Berkhöfel gehören.
Jetzt aber – hat Hendrik van Aken endlich Zeit und Ruhe, um von seinem Biolandbetrieb zu erzählen. Die Schafe bleiben hinterm Zaun, dafür kommt Kater Ron beim Rundgang über den Hof mit. Ja, so ein Leben auf dem Bauernhof, das hat sich der gebürtige Kranenburger schon als Kind gewünscht. Zwar ist er nicht selbst auf einem solchen groß geworden, „aber Schafe und Hühner waren immer da.“ Deshalb erschien es für ihn nur logisch, dass er nach dem Abitur auf dem Hof einstieg. Die Schafe und die Streuobstwiesen waren schon da, doch das Konzept sollte noch größer, nachhaltiger, besser werden. Ein wichtiger Kooperationspartner dabei: die Landschaftspflege im Kreis Kleve (LiKK e.V.). „Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Streuobstwiesen zu pflegen und neu anzulegen“, erklärt er.
Landschafe unter Streuobstbäumen
Das ist auch das Ziel von Hendrik van Aken, der schon bald mit Nick Roden einen passenden Geschäftspartner fand. Zusammen führen sie nun Berkhöfel, bewirtschaften eigene und fremde Streuobstwiesen – also pflanzen Bäume, schneiden Äste, ernten Früchte… Moment, wieso eigentlich ernten? „Streuobstwiesen ist ein etwas schwammiger Begriff“, gibt er zu. „Wir verstehen darunter Hochstammbäume – also Bäume, deren Kronenansatz erst auf zwei Metern anfängt.“ Das ist wichtig für das etwas sperrig klingende Unterweidungskonzept, das lediglich meint: Schafe stehen unter den Bäumen und grasen, grasen, grasen. Alle drei bis vier Wochen wechseln die Tiere die Fläche, rund 60 stehen dabei zur Auswahl – je nachdem, wo gerade mal wieder ein „tierischer Rasenmäher“ gebraucht wird.
Aber noch ein Aspekt ist bei den Streuobstwiesen entscheidend, wie Hendrik van Aken betont: „Wir wollen alte Sorten erhalten.“ Dazu geht’s nun direkt mal zu den Bäumen… „Klassisch ist natürlich der Boskop“, sagt er und zeigt auf ein hochgewachsenes Exemplar. „Aber es gibt auch den Rheinischen Winterrambur oder die Rote Sternrenette.“ Er selbst ist übrigens ein großer Liebhaber der Ananasrenette, „die schmeckt zitronig und würzig“, und das ist für ihn auch ein entscheidendes Merkmal von alten Sorten, „die schmecken nicht immer alle gleich, sondern sind etwas Besonderes.“ Aber natürlich bauen sie nicht nur Äpfel an, Birnen wie die Köstliche von Charneux oder die Hauszwetsche Schüfer gehören ebenfalls zum Sortiment.
Streuobst als Saft – oder Schnaps
Wobei, das muss klar sein, sagt der Landwirt: „Wir sind noch ganz am Anfang.“ Klar, die neuen Bäume wachsen langsam, der volle Ertrag kommt erst nach 15 Jahren… Was die Eltern und der LiKK vor 20 Jahren gestartet haben, bauen er und sein Kollege nun weiter auf, „damit die Generation nach uns alles in den Händen hat – und hoffentlich dann auch die Kundschaft dafür da ist.“ Denn das Interesse ist zwar schon da, aber viele greifen im Supermarkt immer noch lieber zur perfekten Pink Lady… Er holt mal eben eine frisch geerntete Madame Verte, „das ist eine Winterbirne, die im Lager ein bis zwei Monate nachreifen muss“, erklärt er. Und ja, auf ihrer Schale sind vielleicht Schalenpunkte und Schorf, aber lecker ist sie trotzdem! Das Bewusstsein der Leute zu ändern, auch das ist ein erklärtes Ziel von Berkhöfel.
„Viele kennen Streuobst als Saft, aber noch nicht als Tafel- oder Lagerobst“, sagt Hendrik van Aken. Und es gibt ja noch eine Verwertung… Obstbrand! Nun hat er direkt etwas zu verkünden: „Anfang des Jahres haben wir die Niederrhein Destille übernommen, mit der wir schon zwei Jahre lang zusammengearbeitet haben.“ Im Januar zieht sie dann endgültig von Emmerich-Dornick nach Bedburg-Hau, dann verwandeln die beiden nicht nur das eigene Obst, sondern auch selbstangebautes Getreide in Schnaps. Vor vier Jahren haben sie mit dem Bioackerbau begonnen, „weil wir das Winterfutter für die Schafe selbst anbauen wollten“, sagt er. Außerdem arbeiten sie mit regionalen Bäckereien zusammen, beliefern beispielsweise die Kriemhildmühle oder Schomaker mit dem Getreide. Mensch, das klingt nach viel Arbeit… Da lacht er: „Jo!“
>>> Niederrhein Destille auf Berkhöfel
Die Niederrhein Destille, die Andre de Schrevel bislang in Emmerich-Dornick geführt hat, zieht im Januar nach Bedburg-Hau. Ab dem 1. Februar hat der Laden auf Berkhöfel immer donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Übrigens gehören zum Sortiment dann nicht nur die rund 40 alkoholischen Produkte, sondern auch Säfte oder Apfelkraut und Apfelringe aus eigener Herstellung. Weitere Informationen sind online zu finden unter: www.berkhoefel-naturkultur.de