Groede. Im Natuurpark Waterdunen in der Provinz Zeeland werden verschiedene Interessen berücksichtigt. Wir haben uns das Projekt angeschaut.
Bart Groot ist in der Welt viel herumgekommen. Der jetzige Ruheständler hat in den USA gearbeitet und nach der Wende in Deutschland Geschäfte für die Treuhandgesellschaft abgewickelt. Nun geht er ruhigen Schrittes durch die Natur in West-Zeeuws-Vlaanderen – und erzählt mit viel Fachwissen, was die Regionsverwaltung für den Hochwasserschutz unter Berücksichtigung landwirtschaftlicher Interessen und vor allem der schönen Natur tut.
Vor ein paar hundert Jahren gab es in dieser Region im Südwesten der Niederlande mehrere Inseln – eine hieß Waterdunen. „In den letzten 500 Jahren sind in ganz Zeeland etwa 130 Dörfer verschwunden“, weiß Bart Groot um die Entwicklung der unmittelbar an der Grenze zu Belgien gelegenen Provinz.
Kluge Flächennutzung
Der Wind und die Wellen der Nordsee sind seit Jahrhunderten die Herausforderung schlechthin für die Niederlande. Der Deich vor Groede und Breskens wurde in den letzten 15 Jahren um vier Meter erhöht, aber: „Ist die Region auch für einen Supersturm gewappnet?“, schildert Bart Groot die Überlegungen der Behörden. Vor 25 Jahren wurde eine Bestandsaufnahme gemacht: Wo sind Schwachstellen in Sachen Hochwasser?
Das Ergebnis ist eine Kombination aus notwendigem Wassermanagement und kluger Flächennutzung auch für touristische Zwecke, die sogar die Interessen der Landwirte berücksichtigt. Am Strand von Groede wurde eine Art Schleuse gebaut, durch die bei starker See unter dem Deich Wasser auf die Wiesen abfließen kann. Weil es salzig ist, kann dort normalerweise nichts angebaut werden. „Deswegen haben auch die Landwirte zunächst gegen die Schleuse protestiert“, berichtet Bart Groot.
+++ Sie wollen keine Nachrichten mehr aus dem Nachbarland verpassen? Dann abonnieren Sie jetzt unseren kostenlosen Niederlande-Newsletter!+++
Zwischen den Wiesen, wo unzählige Gänse, Enten und andere Vögel brüten, verlaufen kleine Kanäle mit Süßwasser, mit dem die Felder bestellt werden können. Im Natuurpark Waterdunen ist nun auf einer etwa fünf Kilometer langen Wanderung zu erfahren, wie Landschaft von Umwelteinflüssen geprägt wird. Auch für Familien ist die Runde bestens geeignet, Kinder können durch Gucklöcher in Holzhütten Vögel beobachten und spielerisch lernen, was sich an Fauna und Flora hier angesiedelt hat.
Belgien will die Fahrrinne in der Westerschelde noch einmal vertiefen – Niederlande dagegen
Faszinierend, und das sicher nicht nur für Kinder, ist das Spektakel auf See. Ein Containerschiff nach dem anderen dümpelt fast zum Greifen nahe vorbei. Die Westerschelde ist so etwas wie die A 40 des internationalen Seehandels, liegen doch die Häfen von Antwerpen und Gent um die Ecke, auch Rotterdam ist nicht weit. Da die Pötte immer größer werden und ordentlich Tiefgang haben, gibt es immer wieder Forderungen, die Fahrrinne zu vertiefen. „Vor allem von den Belgiern“, weiß Bart Groot. Dreimal ist die Westerschelde schon ausgebaggert worden, nun soll es noch mal zwei Meter runtergehen. „Das ist für das Ökosystem Nordsee nicht gut“, warnt der Experte.
Er hofft, dass sich die Stimmen der Vernunft durchsetzen, die Niederlande ist gegen eine erneute Vertiefung. Anschauungsunterricht, wie (land-) wirtschaftliche Interessen, Tourismus, und Wassermanagement mit Umweltschutz harmonieren können, ist im Natuurpark Waterdunen zu beobachten.
Weitere Informationen unter: https://www.molecaten.de/de/waterdunen
Die Reise der NRZ in die Provinz Zeeland wurde von Gastvrij Zeeuws-Vlaanderen unterstützt.