Am Niederrhein. In Xanten trafen sich Fachleute, um den Niedergermanischen Limes touristisch nach vorne zu bringen. An einen Radweg ist gedacht, zum Beispiel.
Er ist eines der größten Bauwerke Europas – eine technische Meisterleistung, ähnlich wie die Chinesische Mauer. Seit dem Sommer 2021 ist er auch Unesco-Welterbe: der Niedergermanische Limes. Die alten Römer haben ihre Spuren in NRW hinterlassen – besonders in und um Xanten kann man tiefe und vielfältige Einblicke ins römische Alltagsleben wagen. Und hier gibt es schon eine erfolgreiche Verbindung von geschichtlichem Wissen, wissenschaftlicher Forschung und freizeitlichem Entdeckergeist.
Kein Wunder, dass sich in der Römerstadt nun rund 130 Fachleute aus Tourismus, Archäologie, Kulturvermittlung und Museumsarbeit für zwei Tagungstage zusammenfanden. Thema: „Unesco-Welterbe Niedergermanischer Limes. Präsentation, Vermittlung und Tourismus“.
Zugpferd Limes
Gefördert wurde die Veranstaltung vom NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung. Und es wurde eifrig diskutiert – Themen und touristische Entdeckermöglichkeiten bieten sich ja nun auch reichlich an.
Klar ist, dass das „Zugpferd Limes“ noch besser als touristisches Ziel präsentiert werden kann und muss. „Deutschland wird als Reiseland immer bedeutender, dabei ist die Kultur ein wichtiger Faktor für NRW“, betonte Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin des touristischen Landesverbands Tourismus NRW. „Welterbestätten sind dabei von großer Bedeutung.“
Wachtürme, Kastelle, Siedlungen
Über Hunderte von Kilometern erstreckte sich einst die Grenze zwischen der römischen Provinz Niedergermanien und dem freien Germanien. Wachtürme, Kastelle, Legionärslager und Siedlungen wurden errichtet und wie eine Perlenschnur entlang des Rheins durchs Land gezogen. Ein durchgehendes Bauwerk errichteten die Römer als Grenze nicht – der Rhein erfüllte den Zweck viel besser – musste aber bewacht werden.
Archäologie: Tour durch die Nordeifel
Zum nun schon 16. Mal laden am Sonntag, 1. Oktober, das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR) und die Nordeifel Tourismus GmbH sowie die beteiligten Kommunen im Kreis Euskirchen zu einer gemeinsamen Reise in die Vergangenheit der Nordeifel ein. Von 10 bis 18 Uhr werden sechs ausgewählte Bodendenkmäler der Nordeifel für alle Interessierten vorgestellt. Einzelne Stationen bieten für Kinder ein buntes Mitmachprogramm, örtliche Vereine sowie gastronomische Betriebe sorgen für das leibliche Wohl.
Neben dem individuellen Besuch der Archäologietour-Stationen besteht die Möglichkeit, gegen eine Gebühr von 22,50 Euro an einer begleiteten Busexkursion zu allen sechs Stationen teilzunehmen. Alle Busgäste werden mit Headsets ausgestattet. Gehörlose Menschen sind eingeladen, an der Busexkursion in Begleitung einer Gebärdensprachdolmetscherin teilzunehmen. Weitere Infos: www.bodendenkmalpflege.lvr.de und www.nordeifel-tourismus.de
Der Niedergermanische Limes trennte den linksrheinischen Teil des Rheinlands sowie der Niederlande von den nur bedingt kontrollierten rechtsrheinischen Gebieten ab. 150 Jahre schützte der Limes das römische Reich an den Außengrenzen – im 3. Jahrhundert dann wurde er aufgegeben – es fehlte an Geld... Das noch junge Welterbe „Niedergermanischer Limes“ setzt sich heute aus 44 Bestandteilen von Rheinland-Pfalz bis ins niederländische Katwijk zusammen. Alle erzählen von mehr als 400 Jahren römischer Entwicklung im Norden des einstigen Imperiums.
Zeit, den Limes nun auch touristisch aufzuarbeiten – auch, wenn die meisten Spuren römischen Alltagslebens unter der Erde liegen. Das Unesco-Welterbe Niedergermanischer Limes biete ein großes touristisches Potential und die Chance, internationale Märkte für die Region zu gewinnen – da waren sich die Tagungsteilnehmenden einig.
Auf der Suche nach Vermittlungskonzepten
Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin des Niederrhein-Tourismus: „Das Label Limes ist ein herausragender kultureller Anreiz und gut für die touristische Wertschöpfung in der Region.“ Durchaus erlaubt und sinnvoll ist da immer auch der Blick auf jene, die bereits Erfahrungen sammeln konnten mit entsprechenden Vermittlungskonzepten in der touristischen Praxis – in den Niederlanden und in Bayern, etwa.
Und es wurden erste Projektideen vorgestellt. So skizzierte Dr. Martin Müller, Leiter des Archäologischen Parks Xanten, eine Verbindung zwischen Limespavillon und der Schiffshalle an der Xantener Südsee. Weit gediehen seien bereits die Pläne für einen Limes-Radweg, so Dr. Erich Claßen, Leiter des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland. In Workshops ging es um nationales und internationales Marketing sowie um ein barrierefreies Erleben des Niedergermanischen Limes.
„Der Limes kann als Teil der Grenze des früheren Römischen Reiches viele Geschichten erzählen. An vielen Orten werden diese auch bereits spannend vermittelt, jedoch noch nicht als Ganzes, sondern örtlich isoliert“, so Doll-König. „Das wollen wir ändern, denn die Vermarktung eines Unesco-Welterbes bietet noch weit größeres touristisches Potenzial, das wir gemeinsam ermitteln und künftig in Wert setzen möchten.“
Zwischen etwa 100 bis 200 n. Chr., in der Zeit der Kaiser von Trajan bis Septimius Severus, war das Römische Reich am größten. Zu dieser Zeit verlief seine Grenze in über 20 heutigen Ländern auf drei Kontinenten und war insgesamt 7500 Kilometer lang. Je nach den Gegebenheiten vor Ort bestand die Grenze aus natürlichen Hindernissen – wie Flüssen, Wüsten oder das Meer – und aus künstlich errichteten Befestigungsanlagen. Viele Abschnitte der Gesamtgrenze sind bis heute ober- oder unterirdisch erhalten.
Zehn Fundplätze
Gleich neben dem LVR-RömerMuseum in Xanten lädt heute bereits der Limes-Pavillon zu einem Besuch ein. In dem modernen Ausstellungsgebäude erfahrt man u.a. in einem Einführungsfilm Wissenswertes rund um die verschiedenen römischen Grenzen.
Die zehn Fundplätze im Umland des heutigen Xanten, die Teil des UNESCO-Welterbes „Niedergermanischer Limes“ sind, können über einen begehbaren Rhein erschlossen werden. Jeder Platz, ob Legionslager, Heiligtum oder Kastell, wird präsentiert.
Der Limes-Pavillon in Xanten ist ganzjährig zu den Öffnungszeiten des APX geöffnet: März bis Oktober: mo-so: 9 bis 18 Uhr; November: mo-so: 9 bis 17 Uhr; Dezember bis Februar: mo-so: 10 bis 16 Uhr. Tageskarte neun Euro, bis 18 Jahre frei.