Sonsbeck. 154 Stufen hoch und der Niederrhein breitet sich aus – der Sonsbecker Aussichtsturm ist eines der Erkundungsziele am Tag des Geotops.
Erst eine Stufe, dann zwei, dann drei, dann vier… der Wind, der über das niederrheinische Flachland bläst, bringt das Stahlkonstrukt ein wenig zum Wanken. „Das ist normal“, beruhigt Heinz-Peter Kamps vom Verein für Denkmalpflege in Sonsbeck.
Wanderung zum Aussichtsturm
Um die Sonsbecker Schweiz und dessen Ursprung noch besser kennenzulernen, lädt der Verein für Denkmalpflege zur Geologischen Wanderung am Sonntag, 17. September. Treffpunkt ist am Römerturm, Dassendaler Weg 14 in 47665 Sonsbeck. Von dort aus geht es am Bögelschen Weg entlang zum neuen Aussichtsturm, der gemeinsam bestiegen werden soll. Außerdem führt die Wanderung über den Findlingsweg zum Ausgangspunkt am Römerturm zurück.
Die Wanderung beginnt um 14 Uhr, Dauer etwa zwei Stunden. Anmeldung ist nicht erforderlich. Ansprechpartner: Ludger van Bebber, Gemeinde Sonsbeck, 0 28 38-3 61 10, und Heinz-Peter Kamps vom Verein für Denkmalpflege Sonsbeck, 0 28 38 -1500.
Die Teilnahme ist kostenlos, festes Schuhwerk und dem Wetter angepasste Kleidung sind mitzubringen.
Also – weiter gehts! Nach etwa 154 Stufen endlich angekommen auf der Plattform des Sonsbecker Aussichtsturms auf dem Dürsberg. Was von unten schnell wie ein verdrehtes Bündel Mikado-Stäbchen wirken mag, bietet oben, rund 26 Meter in der Luft, einen weiten Panomarablick über den kompletten Niederrhein – und auf Berge… im sonstigen Flachland. „Die Sonsbecker Schweiz hat ihren Namen wegen der vielen kleinen Hügel. Hier hat jeder Berg seinen eigenen Namen“, erklärt Heinz-Peter Kamps.
Heinz-Peter Kamps ist Vorsitzender des Vereins für Denkmalpflege in Sonsbeck und ist regelmäßig auf dem neuen Sonsbecker Aussichtsturm unterwegs. Wäre man hier vor 10.000 Jahren langgewandert, hätte einem wohl das eine oder andere Mammut begegnen können.
Ein Überbleibsel der Eiszeit
Die Hügellandschaft, die Sonsbecker Schweiz also, ist ein Überbleibsel vorheriger Eiszeiten. Während der vorletzten Kaltzeit (250.000 bis 115.000 vor Christus) stieß das Eis über Ost- und Nordsee bis an den Niederrhein vor und schob sandigen und kiesigen Untergrund des Rheins zu Stauchendmoränen auf.
„Die Stauchwälle lassen sich auch heute noch verfolgen von Krefeld über Sonsbeck bis nach Nijmegen“, erzählt Kamps und zeigt auf einen Bogen, der sich auf der Landschaft abzeichnet. „Das ist ein Endstand einer Gletscherzunge.“
Tag des Geotops – Aktionen und Führungen in ganz NRW
In ganz NRW dreht sich am Sonntag, 17. September, wieder vieles um die Erdgeschichte. Es ist „Tag des Geotops“! Angeboten werden Spaziergänge, Wanderungen, Höhlentouren und Führungen für Groß und Klein. Zudem gibt es Vorträge, Museumsbesuche, Mitmachaktionen. Im Mittelpunkt stehen Entdeckungen und Geschichten zum bis zu 500 Millionen Jahre alten Untergrund von NRW. Geotope sind erdgeschichtliche Bildungen, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde oder des Lebens vermitteln.
500 Millionen Jahre Geschichte
Hierzu gehören Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien, einzelne Naturschöpfungen wie Felsen oder Quellen und natürliche Landschaftsformen. Der Geologische Dienst NRW mit Sitz in Krefeld koordiniert die Veranstaltungen auf Landesebene und betreut sie fachlich. Die Präsentation vor Ort ist allgemeinverständlich und erfolgt durch lokale Institutionen wie Museen, Hochschulinstitute, Steinbruchbetriebe und geowissenschaftlich orientierte Vereine oder durch den Geologischen Dienst. Infos und einen Überblick, was wo angeboten wird, finden sich auf dem Online-Portal www.tag-des-geotops.de
Es ist wahrlich nicht das erste Mal, dass der 74-Jährige den Turm erklimmt. „Bei klarem Himmel kann man von hier aus den Düsseldorfer Fernsehturm sehen“, weiß er aus Erfahrung. Seit gut zwei Jahren hat das neue Modell, eine moderne Stahlkonstruktion, den Vorgänger aus Holz – der wegen Morschheit lange gesperrt war – abgelöst. Mit seiner Höhe ist der Aussichtsturm mit Abstand die höchste Erhebung in der Umgebung der Sonsbecker Schweiz. Das Stahlkonstrukt ist außerdem die sechste und damit letzte Station des GeoWanderwegs in Sonsbeck.
An sechs Bild- und Texttafeln lernen Wanderlustige etwas über die Entstehung der Sonsbecker Hügellandschaft während der Eiszeiten. Elf Findlinge sind Teil des Findlingswegs in Sonsbeck. Am Tag des Geotops soll bei der Geologischen Wanderung, zu der der Verein für Denkmalpflege Sonsbeck einlädt, auch der Findlingsweg abgewandert werden. Vor knapp zwölf Jahren wurde der GeoWanderweg um den Findlingsweg ergänzt.
358 Millionen Jahre alt
Ein Rundweg, auf dem Wandernde ganz besondere Steine entdecken können. Mal sind sie „nur“ 300.000 Jahre alt, mal sogar schon 358 Millionen Jahre alt – jeder Findling hat eine eigene Bezeichnung inklusive Herkunft und Alter. Elf sind es insgesamt. „Dadurch können die Menschen, die unseren GeoWanderweg besuchen, noch mehr über die Entstehung der Sonsbecker Schweiz lernen und kriegen einen guten Eindruck dieser Eiszeitlandschaft“, sagt Heinz-Peter Kamps vom Verein für Denkmalpflege. Die kleine Hügellandschaft, so mitten am Niederrhein, lässt sich also nicht nur in schwindelerregender Höhe, etwa 100 Meter über dem Meeresspiegel entdecken…