Essen. Zwei Wochen nach dem Filmstart des Barbie-Films zieht die pinke Mattel-Puppe immer noch Kino-Besucher an. Doch was ist so besonders an dem Film?

Die Welt ist nicht Schwarz-Weiß. Sie ist bunt. Und aktuell vor allem: rosa! Der aktuelle Barbie-Film, der in den Kinos an Rhein und Ruhr läuft, hat das eigentlich über 60 Jahre alte Spielzeug wieder salonfähig gemacht. Aber was hat es mit diesem Barbie-Hype auf sich? Will Regisseurin Greta Gerwig mit diesem Film eine Debatte über Geschlechtergerechtigkeit entfachen oder handelt es sich nur um eine Marketing-Kampagne?

Eine Debatte um Geschlechtergerechtigkeit

Im Saal des Essener Filmkunsttheaters Astra ist die Anzahl der Besucher überschaubar. Vielleicht liegt es daran, dass es ein Mittwoch ist, vielleicht aber auch, weil der Film bereits seit zwei Wochen läuft. Zur Premiere nämlich war der Andrang etwas größer, es seien Besucher ins Kino gekommen, die sonst nicht zum Stammpublikum gehören, schildert David Schreiber vom Lichtburgtheater im Gespräch mit der NRZ. Sogar einen Sektempfang habe es gegeben und manche seien in zum Film passender Garderobe erschienen.

An diesem frühen Mittwochabend hingegen sind keine pinken Hosen oder Röcke im Kinosaal zu sehen – dafür umso mehr auf der Leinwand. Während Barbie in ihrer frauendominierten Welt im Mittelpunkt steht, steht ihr vermeintlicher Freund Ken – metaphorisch als männliche Figur – stets in ihrem Schatten, was ihm nicht gefällt. Daraufhin verwandelt er die Barbie-Welt in einen männerdominierten Kosmos – ein Kampf der Geschlechter.

„Der Barbie-Film ist ein tolles Schlecht-Wetter-Event.“

In Pakistan wurde der Film aufgrund von „anstößigen Inhalten“ verboten, wie Deutschlandfunk Kultur berichtet. Verantwortlich seien dafür vor allem „islamische Hardliner“, die „aus den traditionellen Schichten des Landes“ die überwiegend muslimisch geprägte Kultur aufrechterhalten wollen. Über die Rolle von Frau und Mann oder deren äußerlichen Aufmachung lässt sich sicherlich streiten. Gerade in der heutigen Debatte um die persönliche Identifizierung und der sexuellen Ausrichtung ist das nichts Neues.

Und wie bewerten die Kinogäste in Essen den Film? Er „hat feministische Anteile, philosophische Anteile und gesellschaftskritische Anteile“, beschreibt Julia Taubitz aus Essen, kritisiert aber: „Die Gleichberechtigung von Frau und Mann ist nicht richtig angekommen“. Weniger kritisch bewertete ein Essener Kinobesucher den Film. Er sei ein „nettes Musical“. Vielleicht ist der Film wirklich nicht mehr als nur ein Marketing-Gag. Für die nächste Vorstellung hat sich die 63-jährige Annette Busley Tickets gekaut. Sie findet: „Der Barbie-Film ist ein tolles Schlecht-Wetter-Event.“

Barbie jahrelang in der Kritik

Die Barbie-Puppe passte sich seit ihrer Geburtsstunde – Ende der 1950er Jahre – immer wieder dem aktuellen Modestil der Frau an und spiegelte damit nicht nur Modetrends wider, sondern auch die gesellschaftlichen Verhältnisse. Im Film trägt die Barbie-Darstellerin Margot Robbie Birkenstock-Sandalen, womit auch wieder ein aktueller Trend aufgegriffen wurde. Obwohl es Birkenstock seit Jahren gibt, fragt sich jeder, der mit der Puppe aufgewachsen ist, wann Barbie jemals Birkenstock, geschweige denn flache Schuhe getragen hat?

Nicht selten wurde die Mattel-Puppe für ihr Aussehen kritisiert: blond, schlanke Taille und makelloses Aussehen. Damit könne sich die große Mehrheit der Menschen nicht identifizieren und vor allem junge Mädchen sollten nicht einem solchen Vorbild nacheifern, lauten diverse kritische Aussagen, wie sie die Modezeitschrift Brigitte bereits 2017 zusammentrug.

Mattel reagierte auf die gesellschaftliche Debatte und kreierte seit den 1980er Jahren Barbie-Puppen, die der Realität näher kamen: kleine Barbies, dunkelhäutige Barbies, Barbie im Rollstuhl oder auch Barbie mit Downsyndrom, um die menschliche Vielseitigkeit aufzugreifen.