Maas. Die Deutsche Marine feiert ihr Jubiläum. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Gladbecker Patenschiff zu. Blick auf eine ungewöhnliche Verbindung.

Patenstädte sind bekannt, doch Patenboote sind da schon seltener. Die Stadt Gladbeck jedoch hat tatsächlich noch ein Patenboot – das Mehrzwecklandungsboot „Lachs“ der deutschen Marine. Seit 1971 besteht diese besondere Verbindung zwischen der Ruhrgebietsstadt Gladbeck und dem Marineschiff bereits. Gepflegt wird sie insbesondere von der Marinekameradschaft vor Ort.

Am Wochenende steht mal wieder ein – gegenseitiger – Besuch an. Selbstverständlich wird das Boot nicht am Anleger in Wittringen liegen, doch kommt es Gladbeck vergleichsweise nahe. Denn von seinem derzeitigen Heimathafen, dem Marinestützpunkt Eckernförde, ist es auf Tour den Rhein hinauf. Am Freitag steigt die Gladbecker Delegation in Duisburg-Ruhrort zu, und macht die Tagesetappe nach Düsseldorf mit. Rund 40 Gladbeckerinnen und Gladbecker aus der Marinekameradschaft, aber auch der erste stellvertretende Bürgermeister Norbert Dyhringer werden an Bord sein.

Gladbecker können das Patenschiff in Düsseldorf oder Duisburg besichtigen

Gladbecker, die mal einen Blick auf das Patenboot ihrer Stadt werfen wollen, haben dann in Düsseldorf die Gelegenheit dazu – oder aber später auf der Rückfahrt beim Stopp in Duisburg. Näher werde die Lachs wohl nicht an Gladbeck herankommen, sagt Volker Maas, Vorsitzender der Marine-Kameradschaft Gladbeck. Denn auf dem Kanal etwa könne das Schiff nicht fahren. Die Aufbauten seien zu hoch, anders als Binnenschiffe hat die Lachs auch keine absenkbare Brücke, entsprechend würde sie an den Brückenbauwerken hängen bleiben.

Die Lachs kann ganz nah an die Küste heranfahren. Über die geöffnete Bugklappe kann das Schiff dann Menschen oder Material absetzen.  
Die Lachs kann ganz nah an die Küste heranfahren. Über die geöffnete Bugklappe kann das Schiff dann Menschen oder Material absetzen.   © Marinekameradschaft Gladbeck | Volker Maas

Vor 175 Jahren, am 14. Juni 1848, beschloss die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche die Gründung der ersten gesamtdeutschen Marine. Aus diesem Anlass erfolgt nun auch die Rheinfahrt des Landungsbootes. Es ist das letzte von ursprünglich 22 dieser Art. Die Schwesterschiffe hat die Marine längst außer Dienst gesetzt. Gebaut wurden sie, um Personal, Material und sogar Panzer an Strandabschnitten abzusetzen oder sie dort einzusammeln. Heute nutzt das Seebataillon in Eckernförde das Boot für Ausbildungseinsätze.

1971 wurde die offizielle Patenschaftsurkunde im Gladbecker Rathaus unterzeichnet

Doch woher die Verbindung zu Gladbeck? Dazu muss man wissen, dass der ursprüngliche Heimathafen der Lachs Borkum war. Der frühere Vorsitzende der Marinekameradschaft, Karl-Heinz Berger, hatte privaten Kontakt zum dortigen Stützpunkt, hatte als Aktiver gar die ersten Landungsboote zum Aufbau der Flotte aus den USA nach Deutschland geholt. Dieser Kontakt gipfelte dann in der Patenschaft – nicht nur für die Lachs.

Die Lachs hat sich trockenfallen lassen, die Mannschaft posiert vor ihrem Schiff.
Die Lachs hat sich trockenfallen lassen, die Mannschaft posiert vor ihrem Schiff. © Marinekameradschaft Gladbeck | Volker Maas

Am 14. August 1971 unterzeichneten der damalige Oberbürgermeister Norbert Aust und Kapitänleutnant Böhme die Patenschaftsurkunde zwischen Gladbeck und der zweiten Division des ersten Landungsgeschwaders Borkum. Das umfasste damals sogar noch fünf Boote. Die WAZ berichtete damals, dass der Kapitänleutnant sich ausdrücklich bei der Stadt bedankte und feststellte, dass die Seeleute nun die schützende Hand Gladbecks über sich verspürten. Zudem versprach das Patenkind der Patentante Gladbeck „immer brav zu sein“. Anschließend wurde die neue Verbindung beim Marineball im Gildensaal von Schloss Wittringen gebührend gefeiert. Und die Fotos zeigen: Der Saal war voll und es wurde ordentlich getanzt.

Besatzungsmitglieder sind regelmäßig zu Gast in Gladbeck

Die Verbindung zwischen NRW und der Marine seien eine Zeit lang recht eng gewesen, erinnert sich Volker Maas. Dabei gibt es hier bekanntermaßen keine Küste. Doch viele Wehrpflichtige aus NRW hätten – wie auch Maas selbst – ihren Dienst bei der Marine abgeleistet, daraus resultierten die Bande.

Die Wehrpflicht wurde abgeschafft, den Stützpunkt Borkum hat die Marine schon vor einigen Jahren aufgegeben, Teile davon dienen inzwischen als Jugendherberge. Ein Großteil der Landungsboote wurde bereits ausgemustert. Die Schiffschraube, Fachleute sprechen von Propeller, eines dieser Boote steht im Gladbecker Nordpark. Es bleibt die Patenschaft von Gladbeck zur Lachs. Doch auch die werde sterben, stellt Volker Maas mit etwas Wehmut fest. Er erinnert sich an Fahrten nach Borkum, Eckernförde und auch nach Kiel. Zur Kieler Woche habe die Lachs als Streckenabsicherung gedient, die Gäste aus Gladbeck hatten so Logenplätze bei der Regatta. Im Gegenzug waren auch Besatzungsmitglieder regelmäßig zu Gast in Gladbeck – etwa zu den Appeltatenfesten.

Zum Jubiläum will die Marine im Binnenland Flagge zeigen

Doch klar ist, die Lachs wird demnächst ebenfalls ausgemustert. Damit wäre die besondere Patenschaft am Ende. Zum Abschluss also noch mal der große Auftritt für die Lachs auf dem Rhein – quasi als Aushängeschild. Denn aus Anlass des Jubiläums wolle die Marine auch tief im Binnenland Flagge zeigen, so der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan C. Kaack gegenüber den Kieler Nachrichten. Volker Maas würde sich wünschen, dass das letzte Landungsboot der Marine nicht einfach verschrottet wird, sondern vielleicht einen Platz im Museum findet.

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Für die Marine seien solche Patenschaften wichtig, erklärt der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit. Heute bestehe die Flotte vor allem aus Korvetten und Fregatten, bei Korvetten übernehmen in der Regel Städte die Patenschaften – das Boot heißt dann auch wie die Stadt – bei Fregatten sind Bundesländer die Paten. „Die Patenschaften sind unser Kontakt ins Landesinnere, der Bezug zu den Menschen vor Ort und den Marinebünden.“ Das werde auch entsprechend gelebt, so die Marine. Und wer weiß, sollte die Lachs tatsächlich außer Dienst gestellt werden, vielleicht bewirbt sich Gladbeck ja um ein neues Patenschiff. Die Möglichkeit gebe es zumindest.

Besichtigungstermine

Das Mehrzwecklandungsboot ist inzwischen zu seiner Tour auf dem Rhein aufgebrochen, nicht ohne zuvor noch einen Stopp in der alten Heimat Borkum einzulegen.

Am Samstag, 10. Juni ist das Boot dann von 10 bis 17 Uhr in Düsseldorf zu besichtigen. Am Montag, 12. Juni, liegt es von 10 bis 15 Uhr in Bonn und fährt von da aus weiter nach Köln. Dort ist es am Mittwoch 14, und Donnerstag, 15. Juni zu besichtigen, von 10 bis 14 beziehungsweise 10 bis 17 Uhr.

Anschließend macht es sich auf den Weg zurück rheinabwärts, macht aber am Samstag, 17. und Sonntag, 18. Juni noch einmal Halt in Duisburg. Dort gibt es jeweils von 10 bis 17 Uhr Besichtigungsmöglichkeiten, gleiches gilt am Dienstag, 20. Juni, in Emmerich.