Den Haag. Maurits Cornelius Escher gilt als einer der größten Künstler der letzten 100 Jahre. Den Haag widmet dem Meister der Illusion ein Themenjahr.

„Mauk“ ist kein guter Schüler. Als seine Eltern 1903 mit ihm und seinen vier Brüdern von Leeuwarden nach Arnheim zieht, muss der schüchterne Junge zwei Klassen wiederholen, selbst im Fach Kunst sind seine Noten schlecht. Irgendwie schafft er den Abschluss, zieht nach Haarlem und nimmt ein Architekturstudium auf. Ein paar Jahre später zählt er zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. „Mauk“ ist der Spitzname, den ihm seine Freunde geben, besser bekannt ist er so: Maurits Cornelius Escher.

In einer anderen Welt

Den Haag widmet dem vor 125 Jahren in Leeuwarden geborenen Meister der Illusionen nun ein ganzes Themenjahr. Obwohl M.C. Escher nie hier lebte, aber seine Eltern, beansprucht Den Haag den Status als Escher-Stadt gerne für sich. Schließlich können das Kunstmuseum an der Stadhouderslaan und das Museum Escher in Het Paleis (Lange Voorhout 74) auf die weltweit größte Sammlung des Erfinders der „unmöglichen Figuren“ verweisen. Ein Großteil des Erbes Eschers, die millionenschweren Vermarktungsrechte, liegen allerdings in den Händen der Familie.

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Escher entwickelte seine Kunst zunächst im Verborgenen. Zwar nimmt bereits 1929 ein größeres Publikum Notiz an dem Grafiktalent, als er gleich fünf Ausstellungen in den Niederlanden und in der Schweiz hat. Nach Aufenthalten in Italien und Spanien wird die Alpenrepublik während des Nazispuks in den 1930er Jahren vorübergehend zu seiner Wahlheimat – bis Escher nach dem zweiten Weltkrieg in den USA endlich den großen Durchbruch schafft. Das „Time Magazin“ widmet ihm einen großen Artikel, fortan verkauft Escher seine Werke zu guten Preisen in den Staaten – und wird 1954 durch eine Ausstellung im Stedelijks Museum in Amsterdam auch in seinem Heimatland ein Star.

Der Meister der Illusion – aus Holz geschnitzt.
Der Meister der Illusion – aus Holz geschnitzt. © nrz | heiko buschmann

„Escher – Other World“ im Kunstmuseum Den Haag zeigt nun das Werk des 1972 in Hilversum verstorbenen Kunstrebellen, der wie kein Zweiter das Spiel mit den Perspektiven beherrschte. Im Eingangsbereich steht sein Kopf, gefertigt aus verschieden großen Holzplättchen – es geht also mehrdimensional los. Bis zur „Metamorphose“ ist es dann nicht mehr weit. Fast vier Meter breit ist der in sechsmonatiger Arbeit zwischen 1939 und 1940 entstandene Holzschnitt – und einer der vielen Hingucker in der äußerst sehenswerten Ausstellung.

„Escher – Other World“: bis zum 10. September im Kunstmuseum Den Haag. Infos, Öffnungszeiten und Eintrittspreise: www.kunstmuseum.nl.

Escher-Fassade für den Eispalast

Madje Vollears lebt in Rotterdam, dort hat sie bereits einige bemerkenswerte Projekte umgesetzt. Der „Tunnel of Love“ von 2019 war der größte Wurf, über die 35.000 roten Herzen im Maastunnel hat halb Europa gesprochen – und prompt folgte ein Auftrag aus Istanbul, in der türkischen Metropole ebenfalls einen Liebestunnel zu gestalten.

Eine der Fassaden in Den Haag, die im Stil von M. C. Escher gestaltet wurden.
Eine der Fassaden in Den Haag, die im Stil von M. C. Escher gestaltet wurden. © nrz | heiko buschmann

Wenn der Nachbar Den Haag ruft, kommt sie gerne die 30 Kilometer eben herübergefahren, um einen Beitrag fürs Escher-Jahr zu leisten. „Eispalast“ nennen die Haagser ihr Rathaus, das in den 90er-Jahren gebaute moderne Gebäude steht mitten in der Stadt – und bietet sich gerade zu ideal für eine schmucke Wandverkleidung an. Mit Folie entwarfen Madje Vollears und ihr Studio „City Dressings“ für die City Hall eine Fassade im Escher-Style. „Es sind insgesamt sechs Gebäude, die wir mit Escher-Motiven beklebt haben“, verrät die Künstlerin. Am Ende des Jahres werden die Folien wieder entfernt. „Wir machen gerne Projekte für einen gewissen Zeitraum“, sagt Madje Vollears. „Wenn das Kunstwerk weg ist und die Leute es vermissen, ist das für uns die beste Bestätigung.“

Kunst ist nicht für ewig, aber vergänglich sollte sie auch nicht sein.

Die Reise der NRZ nach Den Haag wurde von The Hague Partners unterstützt.