Zevenaar/Arnheim. Auf den Spuren der alten Römer: Im Liemers-Museum in Zevenaar bei Arnheim wird die Geschichte der Wasserwege – und der vielen Kriege – erzählt.
Die letzte Fluppe ist schon lange verqualmt. In der Turmac-Cultuurfabriek in Zevenaar qualmt schon lange nichts mehr. Statt Tabak wird hier inzwischen ein anderer Stoff gedreht, im Kino laufen aktuelle Filme, am Counter hinter dem Eingang können die Bürgerinnen und Bürger Behördenangelegenheiten erledigen, im schönen HAL12 einen Kaffee trinken, in der Bibliothek Bücher ausleihen – und bei Interesse tief in die Geschichte der Region eintauchen.
Rauchende Frauen
Das Herzstück des vor 15 Jahren aufwendig sanierten Industriegebäudes, in dem von 1920 bis in die späten 90er Jahre türkisch-mazedonische Zigaretten produziert wurden, ist das Liemers-Museum. Hier können sich Besucherinnen und Besucher auf die Spuren der alten Römer begeben, anschaulich die vielen Kriegswirren in dieser Gegend nachvollziehen – und natürlich mehr über den Gründer des Raucherimperiums erfahren.
Kiazim Emin Bey hieß der erste Direktor der Turmac-Zigarettenfabrik. Der Türke vergab der Turmac-Zigarette eine exotische Note, indem er Tabak aus der Türkei und Mazedonien (Turmac) einführte und die Verpackung mit Bildern von Frauen schmückte – mit Turban rauchend auf einer Chaiselongue.
Die Römer waren schon ein bisschen früher hier. Vor etwa 2.000 Jahren legten sie erste Siedlungen am Niederrhein und in der etwas nördlicher gelegenen Region Liemers an. Sie markiert die Grenze zwischen Ijssel und Rhein, in Orten wie Pannerden, Duiven, Lobtih und eben Zevenaar fanden Archäologen bei Ausgrabungen Zeugnisse der weit entwickelten römischen Kultur.
In Herwen-Hermeling, nur ein Katzensprung von Elten entfernt, haben Hobbyforscher eine fast vollständig erhaltene Tempelanlage entdeckt. Und am Drususdam, wo Rhein und Waal zusammenfließen, ist bereits zu erkennen, wie die Römer das Wasser als wichtige Verkehrswege nutzten. Der Nederrijn wurde an dieser Stelle verbreitert und tiefergelegt, damit auch größere Schiffe passieren konnten.
Eineinhalb Jahrtausende später war es der Graf von Geldern, der die Geschicke in der Region bestimmte (siehe auch Text unten über Arnheim), ehe im Rampjaar 1672 „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. versucht, den nördlichen Verlauf des Rheins für Frankreich zu erobern.
Kampf um Westervoort
Noch ein Zeitsprung, das Thema bleibt gleich: Krieg. Nach der Besatzung der Niederlande durch Nazi-Deutschland spielt das kleine Örtchen Westervoort eine größere Rolle – wegen der Brücke über die Ijssel. So wie im September 1944 die berühmte Brücke von Arnheim wird auch in Westervoort der strategisch wichtige Weg übers Wasser besonders umkämpft. Im Liemers Museum sind Gewehre, Uniformen und Fotografien, aber auch Alltagsgegenstände zu sehen.
Hier schließt sich der Kreis zu Turmac. Als Zevenaar von Hitlers Schergen eingenommen wird, versteckt der Direktor der Zigarettenfabrik Widerstandskämpfer und andere Verfolgte in dem Gebäude in der Kerkstraat 26. Als das auffliegt, wird er von der SS erschossen.
Die Reise der NRZ nach Zevenaar und Arnheim wurde von Toerisme Veluwe Arnhem Nijmegen unterstützt.