Essen. Ein dreiköpfiges Nachhaltigkeitsteam setzt sich am Herz- und Gefäßzentrum der Uniklinik Essen gegen Ressourcenverschwendung ein.
Recyclingpapier im Drucker, Bewegungsmelder in Lagerräumen oder eine striktere Mülltrennung, um Ressourcen nicht zu verschwenden: Mit vielen kleinen, relativ schnell umsetzbaren Maßnahmen hat sich ein neuformiertes Nachhaltigkeitsteam am Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum am Universitätsklinikum Essen ans Werk gemacht, den Krankenhausalltag grüner und umweltfreundlicher zu machen.
Dächer könnten begrünt werden
Große Ideen hat das dreiköpfige Team jedoch auch: „Aktuell prüft das Baudezernat die Dächer der Klinikgebäude, ob dort Photovoltaikanlagen installiert werden können oder eine Begrünung infrage kommt“, berichtet Sinem-Hilal Özalp. „Das sind aber eher langfristige Themen“, erklärt die Medizinerin, die mit Leidenschaft bei der Sache ist – das Motto des Teams lautet schließlich „Unser Herz schlägt für die Umwelt“.
„Große Kliniken sind leider auch im gewissen Sinne große Dreckschleudern“, sieht Klinikdirektor Tienush Rassaf einen enormen Handlungsbedarf. Wie etwa einer Studie des Deutschen Krankenhausinstituts mit Sitz in Düsseldorf aus dem vergangenen Jahr zu entnehmen ist, werden fünf Prozent des deutschen Ausstoßes an Treibhausgasen dem Gesundheitswesen zugeschrieben – mit einem bedeutenden Anteil der Krankenhäuser im Land. „Dabei gibt es viele Punkte, die relativ einfach anzugehen sind, um Ressourcen zu schonen und Energie zu sparen“, so Rassaf, der den Tatendrang des Nachhaltigkeitsteams nach Kräften fördert.
Im September 2022 ins Leben gerufen
Im vergangenen September fand sich die Gruppe zusammen. Neben Özalp, die im Bereich der klinischen Studien an der Klinik für Kardiologie und Angiologie arbeitet, besteht das Team aus dem stellvertretenden Klinikdirektor Prof. Dr. Matthias Totzeck, der auch Nachhaltigkeitsbeauftragter ist, und der für das Qualitätsmanagement zuständigen Maike Saul.
„Meine Oma hatte einen kleinen Hof, da bin ich schon sehr früh mit der Natur und der Tierwelt in Berührung gekommen“, erzählt Özalp von ihrer Motivation. Das in Kindestagen erweckte Interesse an ihrer Umwelt hat sich die Medizinerin bewahrt. „Meine Familie ist auch sehr umweltbewusst. Da ziehe ich aus Gesprächen, beispielsweise am Abendtisch, viele Ideen heraus, was man auch vielleicht auf der Arbeit in der Klinik angehen könnte.“ Als es dann im vergangenen Jahr darum ging, ein Team für die Nachhaltigkeit zu gründen, war sie sofort dabei.
Özalp, Totzeck und Saul geht es dabei nicht nur darum, die Gebäude und die Arbeitsabläufe umweltfreundlicher zu gestalten. Sie wollen auch ihre Kolleginnen und Kollegen zum Mitmachen animieren – denn ohne deren Unterstützung funktioniert es nicht. „Wir haben beispielsweise bei der Umstellung von normalem Papier auf Recyclingpapier einige Widerstände erlebt“, führt Maike Saul an. Es brauchte Überzeugungsarbeit – und eine Sperre im Bestellsystem des Klinikums – um das Vorhaben umzusetzen.
Bewegungsmelder in Lagerräumen installiert
Ein weiteres Projekt stieß dagegen schneller auf Gegenliebe. „Es ist immer wieder aufgefallen, dass stundenlang in Lagerräumen das Licht brannte, obwohl sich niemand dort aufgehalten hat“, so Saul. „Wenn Pflegerinnen oder Pfleger im Stress sind und schnell etwas Material besorgen müssen, kann das schon mal passieren.“ In einem ersten Probebetrieb wurden auf zwei Stationen in diversen Räumen Bewegungsmelder angebracht, um den Stromverbrauch zu senken. „Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten.“
Um Ressourcen zu schonen, sollen nun auch Herzkatheter, die bislang nach einer Untersuchung im Sondermüll landeten, recycelt werden. „In so einem Katheter befinden sich unter anderem Edelmetalle wie Platin und Gold. Zehntausende Stück werden pro Jahr in Deutschland benutzt. Da können wir etwas ändern“, meint Totzeck.
„Es muss nicht direkt alles perfekt sein. Wenn sich jeder nur etwas mehr Mühe geben würde, muss keiner allein 100 Prozent des Weges Richtung Nachhaltigkeit gehen“, glaubt Özalp.
Der 7. Solidaritätspreis von Freddy Fischer Stiftung und der NRZ heißt: „Wir für das Klima – Solidarität mit dem Planeten“. Im Fokus stehen Personen, Initiativen und junge Unternehmen, die sich mit guten (Geschäfts-)Ideen als Vorbilder für den Kampf gegen die Klimakrise, für Umweltschutz oder die Anpassung an Veränderungen einsetzen. Der Preis ist dotiert mit 10.000 Euro.
Das Westdeutsche Herz- und Gefäßzentrum (WHGZ) des Universitätsklinikums Essen, beheimatet im Stadtteil Holsterhausen, ist ein überregionales Zentrum der kardiovaskulären Maximalversorgung. Schwerpunkte sind die Erforschung, Diagnose und Therapie von Erkrankungen sowohl des Herzens als auch des Gefäßsystems. Weitere Informationen gibt es online unter whgz.de.