Boot in Düsseldorf: Luxusyacht und Klimaschutz - geht das?
•
Lesezeit: 4 Minuten
Düsseldorf. Millionenschwere Yachten, kleine Kanus, neueste Segelboote, Hausboote, ein neuer Trendsport für Surfer: Was die Messe Boot in Düsseldorf zeigt.
Geschmeidig wandert der Lappen in der Hand über den schon sehr glänzenden Bug, doch jeder noch so kleine Fingerabdruck soll weichen. Dieser Akt des Aufhübschens, er gleicht fast einer kleinen Streicheleinheit. Sie sollen einfach top aussehen, die kleinen Schiffe und großen Yachten, wenn sie ab heute nach mehr als zwei Jahren Corona-Zwangspause wieder von Tausenden Besuchern neugierig beguckt und begangen werden. Die „Boot“ ist zurück in Düsseldorf.
In der Zwischenzeit ist viel passiert: Pandemie, Lieferschwierigkeiten, Putins Überfall der Ukraine, die Energiekrise, Inflation und die intensive Debatte um die Rettung des Klimas, um Verkehrswenden und Elektroantriebe. Und so kommt selbstverständlich auch die Wassersportbranche nicht umher, sich dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen. Große Pötte und Umweltschutz – geht das überhaupt?
Die größte Yacht der Boot: die Sunseeker 95
Da thront sie über 28 Metern Länge auf dem Podest in Halle sechs. Die schwarz-weiß lackierte „Sunseeker 95“ bietet fünf Kabinen und Platz für zwölf Personen. Wobei: Platz wäre sicherlich noch mehr. Allein die „Mastersuite“ erstreckt sich über drei Decks – samt Ankleidezimmer.
Jetski, Jacuzzi, Bar am oberen Deck – alles vorhanden. Das Unternehmen Meros managt solche Schiffe für Chartergemeinschaften. Wer es kaufen möchte, muss um die zehn Millionen Euro hinblättern.
Messe Düsseldorf- Historische Fotos der boot
1/39
Nun, dass der Luxus an erster Stelle steht, ist unübersehbar. In Sachen Nachhaltigkeit scheint es nur zaghafte Bemühungen zu geben. So habe man einen Anstrich verwendet, der nicht kupferhaltig und damit umweltfreundlicher sei. Der Dieselmotor könne „renewable Diesel“, Kraftstoff aus Pflanzenfetten, verwenden, erläutert Marcus Fischer von Meros. Das Unternehmen plane jetzt entsprechende Tests, um diese alternative Tankfüllung schließlich den Kunden anbieten zu können.
Petros Michelidakis, Direktor der Messe Boot Düsseldorf, sieht solche Yachten eher als „Wohn- und Aufenthaltsstätte“. Pro Jahr laufe ein Motorboot im Schnitt nämlich nur zwischen 35 bis 48 Stunden. Und überhaupt: Gemessen an den CO2-Emissionen in der Europäischen Union stießen die 6,5 Millionen Boote bis 24 Metern Länge in der EU 0,1 Prozent CO2 aus.
Neuer Trendsport und ein aufblasbarer Katamaran
Die Boot dauert vom 21. bis zum 29. Januar, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Wer sein Ticket online auf boot.de bucht, zahlt 19 Euro, an der Tageskasse kostet der Eintritt 27 Euro. ADAC-Mitglieder erhalten Rabatt. Die Nachmittagskarte von 14 bis 18 Uhr ist mit 10 Euro günstiger.
Nicht nur Motorboot-Fans kommen auf ihre Kosten, sondern ebenso Segler, Surfer, Kanuten, Taucher und Angler. Im großen Becken gibt es unter anderem Vorführungen der neuen Trendsportart Wingsurfen. Dabei schwebt das Board fast über dem Wasser. Windmaschinen sorgen für den nötigen Anschub. In Halle 9 bei „Portless Catamaran“ gibt es einen skurrilen Katamaran: Aufblasbar in 15 Minuten bietet er Platz für bis zu sechs Personen. Kosten: ab 10.000 Euro aufwärts.
Wie es um die Meere, Flüsse und Seen bestellt ist und wie man sie schützen kann, ist auch ein großes Thema. In Halle 14 können Kinder durchs Mikroskop sehen, was Mikroplastik mit dem Wasser macht. Ganz neu ist das „Blue Oceans Dock“, ein Podium für Expertengespräche auch zu den Themen alternative Antriebe oder Kraftstoffe.
Drei Prozent fährt elektrisch
Elektroantriebe sind in der Wassersportbranche allerdings wie beim Automobilmarkt in der Minderheit. Etwa drei Prozent der Boote führen elektrisch, erklärt Messe-Direktor Michelidakis im Gespräch mit der NRZ. Die Wahl des Antriebs hängt allerdings auch immer ein Stück weit vom Revier ab, in dem der Skipper unterwegs ist. Doch die Entwicklung sei „stark ausweitend“.
Das gelte auch für die Infrastruktur zur Ladung der E-Motoren. Marinas müssten künftig entsprechend aus- und umgebaut werden. In Oslo gebe es einen Steg allein für Elektroboote, in Skandinavien würden in diesem Jahr 400 Ladestationen für Boote gebaut werden, so Michelidakis.
Alte Schiffe werden im „Classic Forum“ restauriert
Eine andere Interpretation von Nachhaltigkeit gibt es im „Classic Forum“ in Halle 14. Bernd Klabunde zeigt hier restaurierte Schätzchen, die zum Beispiel aus den 60er Jahren stammen und zu neuem Leben erweckt werden.
Auch die Werft Kuhnle restauriert alte Boote, baut aber auch neue, um Gästen Urlaub auf dem Hausboot anbieten zu können. Die Flotte umfasst inzwischen 160 Boote, der Mietpreis reicht von 70 Euro bis in den vierstelligen Bereich, je nachdem, was der Urlauber wünscht. Der Betrieb legt Wert auf Nachhaltigkeit, wenngleich die Boote auch mit Diesel angetrieben werden. Doch Photovoltaik auf dem Dach des „Kormoran 1290“ versorgt beispielsweise den Kühlschrank und die Pumpen des Abwassersystems mit Strom. Wer ein solches Hausboot anschaffen will, muss rund 350.000 Euro einplanen, so Dagmar Rockel-Kuhnle.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.