An Rhein und Ruhr. Krieg und Krisen: Der Weihnachtsmarkt in Duisburg startet nicht unter den leichtesten Vorzeichen. Was eine Bratwurst jetzt kostet?
Lichterketten und Weihnachtssterne tauchen den Duisburger Weihnachtsmarkt in ein warmes Licht in der beginnenden dunklen Jahreszeit. Schon seit dem 10. November sind seine Pforten für ungeduldige Weihnachtsbegeisterte geöffnet. Endlich können Weihnachtsmärkte wie vor Corona stattfinden. Darüber freuen sich Oliver Heidelberger und Yusuf Kepekli, die an einem Glühweinstand stehen.
Yusuf erzählt: „Die Preise sind schon leicht gestiegen, ja. Am meisten merke ich das aber an den Fahrgeschäften. Mein kleiner Sohn geht hier öfter auf das Kinderkarussell oder aufs Riesenrad, da sind teils 70 Cent draufgekommen.“ Und für die Bratwurst muss an manchen Ständen 50 Cent mehr bezahlt werden. 4,50 Euro! Das nennt man wohl Inflation.
Allein im Lebensmittelhandel sind die Preise von Oktober 2021 auf Oktober 2022 um 20,3 Prozent gestiegen, rechnet die Verbraucherzentrale vor. Wie verändert sich dadurch der Preis eines der beliebtesten Produkte auf deutschen Weihnachtsmärkten – der Bratwurst? Wir haben auf dem Weihnachtsmarkt in Duisburg Standbetreiber gefragt, wie sich der gestiegene Preis für eine Bratwurst zusammensetzt.
Mehrkosten liegen bei 20 Prozent
Jenny Bossle vom „Bossle Schwenkgrill“ hat einige Antworten parat. „Dass die Kosten allgemein steigen, ist ja jedem bekannt. Das merkt man ja auch täglich beim Lebensmitteleinkauf im Supermarkt.“ Eine Bratwurst mit Brötchen und Saucen kostet hier 4,50 Euro. „50 Cent mehr als im letzten Jahr, das sind zehn Prozent“, rechnet sie sehr grob. „Wir haben wirklich versucht, die Preise so niedrig wie möglich zu halten“, erzählt die Unternehmerin.
Und dann erklärt sie, wie sich der gestiegene Bratwurstpreis zusammensetzt: „Zunächst einmal verwenden wir ausschließlich Holzkohle und Markensoßen. Im Vergleich zum Weihnachtsmarkt im letzten Jahr sind nahezu alle unserer benötigten Produkte und Utensilien um 20 Prozent im Einkaufspreis gestiegen. Davon sind betroffen: der Wareneinkauf, also Fleisch, Brötchen und Saucen, dann die Holzkohle und auch die Propangas-Flaschen. Insgesamt kommen wir also auf 20 Prozent Mehrkosten.“
Energiekosten noch nicht bekannt
Die Entscheidung zur Preiserhöhung der Bratwurst habe sie, wie sie betont, „schweren Herzens“ getroffen. Von den besagten 20 Prozent Mehrkosten in diesem Jahr trägt die Firma der Unternehmerin zehn Prozent selbst und hat den Preis für den Endverbraucher um zehn Prozent erhöht. „Dadurch verdienen wir jetzt zehn Prozent weniger pro Bratwurst, aber diese Kosten konnten wir umlegen. Die volle 20 Prozent Mehrkosten hätten wir nicht tragen können“, so Jenny Bossle.
Und die Energiekosten? Die habe sie noch gar nicht mit einbeziehen können, so die Grillstandbetreiberin, „die erfahre ich erst nach Markt-Ende bei der Abrechnung, aber die werden mit Sicherheit auch gestiegen sein“.
Verständnisvolle Kunden
Von der Stammkundschaft, die oft zum Mittagessen aus den umliegenden Büros herkomme, sage niemand etwas wegen des gestiegenen Preises. „Die Leute sind zum Glück sehr verständnisvoll. Es ist aber auch für uns nicht angenehm, doch bei den Preisen hatte ich keine andere Wahl“, sagt die Standeigentümerin und bleibt optimistisch: „Wir hoffen, dass die Preise bald wieder sinken, damit auch wir unsere Preise wieder senken können.“
Im Hintergrund ertönt jetzt die Musik eines Kinderkarussells, während von allen Seiten der Duft süßer und deftiger Speisen in die Nase steigt.
Wir treffen die beiden Duisburgerinnen Laura und Maren. Sie empfinden es ähnlich wie die Kundschaft von Jenny Bossle. „Die Preise sind doch gleichgeblieben, oder? Also ehrlich gesagt, finde ich es dieses Jahr hier auch schöner als im letzten Jahr. Es gibt keine Maskenpflicht mehr“, sagt Laura. Sie hat nicht das Gefühl, dass hier weniger Leute unterwegs sind als vor Corona und Inflation.
Weitere Erhöhung diese Saison nicht geplant
Trotz der Preiserhöhungen bei Bäcker, Metzger und Co. haben sich allerdings manche Wurstbrater in Duisburg entschieden, den Preis in dieser Saison nicht anzuheben. Zum Beispiel René Dupré vom „Grill Royale“: „Es war der Wunsch meiner Mutter, dass die Preise in diesem Jahr nicht angehoben werden.“ Die Wurst im Brötchen mit Saucen liegt hier, wie im Vorjahr, bei 4 Euro. „Wir sind hier schließlich nicht in München, Köln oder Düsseldorf. Wir sind hier in Duisburg“, begründet Dupré die Zurückhaltung.
Und was passiert, wenn die Einkaufspreise bis Ende Dezember weiter steigen?, wollen wir wissen. „Wir haben den Bratwurst-Preis für diese Saison festgesetzt und werden ihn auch in dieser Saison nicht mehr anheben. Wenn nötig, müssen wir da halt in den sauren Apfel beißen. Wir ziehen das jetzt so durch, wie wir angefangen haben und tragen die Mehrkosten erst einmal selbst. Eine Preisanpassung führen wir, wenn nötig, erst nach dieser Saison durch“, erklärt Dupré. Aber die Preise für die Champignons hat er um zehn Prozent erhöht.