An Rhein und Ruhr. Das Bäckerhandwerk in Deutschland steht vor existenziellen Problemen. In Düsseldorf wurde demonstriert. Die Bundespolitik müsse dringend agieren.

Das Bäckerhandwerk in Deutschland steht vor existenziellen Problemen. Auslöser sind explodierende Energie- und Rohstoffpreise, die nicht eins zu eins an die Kundinnen und Kunden über den Brötchenpreis weitergegeben werden können. „Wir erleben derzeit eine kräftezehrende Krise, die unsere Betriebe an ihre Grenzen bringt“, erklärte Michael Wippler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks, am Mittwoch bei einem Aktionstag.

In vielen deutschen Städten, darunter Berlin, Magdeburg, München und Hannover, machten die Bäcker auf ihre Sorgen aufmerksam, überreichten Forderungskataloge an Wirtschaftsministerien und Staatskanzleien. Unter dem Motto „5000 Berliner für die Ampel“ verteilten Bäckerinnen und Bäcker in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf Gebäck an Passanten.

„Seit Monaten fordern wir die Regierung auf, unser energieintensives Handwerk zu unterstützen, führten zahlreiche Gespräche mit der Politik“, so Wippler. „Doch die bisher beschlossenen Maßnahmen reichen nicht aus, da einige Bäcker durch das Raster fallen.“

„Keine selbstverschuldete Situation

Auch Johannes Dackweiler, Obermeister der Bäckerinnung Rhein-Ruhr, unterstreicht die akute Lage: „Die Politik muss sofort handeln und Hilfsmaßnahmen auf den Weg bringen. Es ist schließlich keine selbstverschuldete Situation, in der wir uns befinden.“

Seit August seien Entlastungen seitens der Bundesregierung zugesagt, aber nicht umgesetzt worden. „Einigen Betrieben steht so in absehbarer Zeit das Wasser bis zum Hals“, betont Dackweiler. Knapp 60 Bäckereibetriebe zwischen Düsseldorf, Oberhausen und Essen gehören der Innung an.

„Wenn es keine Entlastungen gibt, wird es für viele Betriebe eng. Wir sehen zum Teil eine Verfünffachung der Gas- und Strompreise“, berichtet Johannes Gerhards, Obermeister der Bäcker-Innung Kleve-Wesel. „Und wir reden hier von Ausbildungsbetrieben, die jedes Jahr verlässlich Lehrstellen anbieten.“

Forderung nach Härtefallfonds

Zu den Forderungen des Bäckerhandwerks gehört etwa die zeitnahe Einrichtung eines Härtefallfonds für Betriebe, die durch die Energiepreise in die Verlustzone geraten oder mit stark sinkenden Gewinnen zu kämpfen haben. Zudem sollen die Einmalzahlungen auf Januar und Februar ausgedehnt und Preisbremsen für energieintensive kleine und mittlere Unternehmen beschlossen werden. Konkret wird eine Absenkung der Strompreisbremse auf 13 Cent pro Kilowattstunde (netto) und Anpassung der Gaspreisbremse auf fünf Cent pro Kilowattstunde (netto) verlangt.

Zudem soll es einen Versorgungszwang für Unternehmen geben, die derzeit keine Strom- oder Gasverträge erhalten. „Das ist ein großes Problem“, so Gerhards. „Bei vielen Betrieben laufen Versorgungsverträge zum Jahresende aus.“ Ohne politisches Gegensteuern droht ein Abrutschen in teure Grundversorgungstarife.