An Rhein und Ruhr. Das Semesterticket ermöglicht Studierenden in NRW für 36 Euro freie Fahrt. Was wird daraus, wenn das Deutschlandticket für 49 Euro kommt?
Die Studierendenvertretungen der Hochschulen in NRW wollen eine preiswertere Variante des geplanten Deutschlandtickets für Studierende. „Wir denken an einen Betrag von 150 Euro pro Semester“, so Klara Wyrobek, Referentin für Nachhaltigkeit und Mobilität der Studierendenvertreteung Asta an der Uni Duisburg-Essen - das wären 25 Euro im Monat und damit ziemlich genau halb so viel wie das geplante Deutschlandticket für 49 Euro.
„Wir sind als Teil des Landes-Asten-Treffens an Gesprächen mit Verkehrsverbünden und der Landespolitik beteiligt“, heißt es von Seiten der Studierendenvertretung der Uni Duisburg-Essen. Nach Auffassung von Klara Wyrobek müssten auch die Verkehrsverbünde ein reges Interesse an der Fortsetzung des Semestertickets haben. „Wir sind zuverlässige Zahler eines namhaften Betrages“, so Wyrobek. Laut VRR-Geschäftsbericht machen die Einnahmen aus Semestertickets derzeit rund 74 Millionen jährlich aus.
„Wir können uns im Moment eine Ausweitung des Semestertickets auf ganz Deutschland vorstellen. Alternativ können wir uns auch eine Lösung vorstellen bei der das NRW-Semesterticket bleibt, aber Zusatztickets erworben werden können“, heißt es von Seiten des Asta der Uni Duisburg Essen. Beim VRR ist man derzeit noch in Vorüberlegungen, wie die Tariflandschaft insgesamt aussehen muss, wenn es als Basis ein bundesweit gültiges Ticket für 49 Euro gibt. Derzeit gibt es im VRR das günstigste Monatsticket für 49,50 Euro: gültig in einer Stadt mit mäßigem Nahverkehrsangebot ab 9 Uhr vormittags.
Studierende zahlen derzeit etwa ein Sechstel des Normalpreises
Das Problem des Semestertickets: Es ist ein Zwangsticket, Studierende zahlen die rund 213 Euro pro Semester, egal ob und wie viel sie das Ticket nutzen. Davon gehen 154,56 Euro an den VRR, weitere 58,50 Euro sind für die Nutzung in ganz NRW eingepreist. Zum Vergleich: Derzeit kostet ein Monatsticket für den VRR rund 190 Euro - für einen Monat!. Schüler und Azubis, die NRW-weit mobil sein wollen, können für rund 20 Euro zusätzlich ein NRW-Upgrade ordern.
Nur dieser immense Preisnachlass auf rund ein Sechstel (!) gegenüber einem normalen Monatsticket macht das Semesterticket, das es seit rund 30 Jahren gibt, rechtlich haltbar: Die Studierendenvertreter dürfen einen entsprechenden Vertrag mit den kommunalen Verkehrsunternehmen abschließen, weil sie im Interesse der überwiegenden Mehrheit der Studierenden handeln, so die rechtliche Argumentation. Der bisherige Beitrag von rund 36 Euro im Monat „nur“ für NRW dürfte juristisch nicht zu halten sein, wenn es für nur 13 Euro mehr ein bundesweit gültiges und zudem freiwilliges Ticket gibt. Was bei einem Deutschlandticket zum halben Preis auch gilt, ist offen.
„Wir gehen davon aus, dass wir ein Sonderkündigungsrecht haben, wenn das Deutschlandticket kommt“, so Klara Wyrobek. Derzeit beträgt die Kündigungsfrist für das Semesterticket ein Jahr zum Semesterende, eine fristgerechte Kündigung müsste also Anfang März oder April für das Ende des Wintersemesters 2023/2024 ausgesprochen werden.