An Rhein und Ruhr. Wirte erhöhen die Preise fürs Gänseessen. Höhere Futter- und Energiekosten sowie die Geflügelpest wirken sich aus

Steigende Futterpreise, explodierende Energiekosten und dann auch noch die um sich greifende Geflügelpest: Wer sich in diesen Tagen im Restaurant seiner Wahl für ein Gänseessen einfindet, der wird tiefer als noch im Vorjahr ins Portemonnaie greifen müssen. Um bis zu zehn Prozent haben die Erzeugerpreise angezogen, auch auf den Speisekarten macht sicht das bemerkbar.

Gänse von der Karte genommen

„Keine Sorge, wer eine Gans haben möchte, der wird auch eine bekommen“, versichert der Pressesprecher des Hotel- und Gaststättenverband NRW (Dehoga) Thorsten Hellwig. Da die Kosten aber angezogen hätten, müssten die Gastronomen diese auch an ihre Gäste weitergeben. Alternativ gebe es aber bereits Restaurants, die die Gans aus dem Programm genommen oder durch Menüs mit der preisstabileren Ente ersetzt haben.

Mit einem Ohr horcht Stefan Weißbacher derzeit immer hin, ob sein Telefon nicht doch klingelt und sich das Veterinäramt des Kreises Wesel meldet. „Damit müssen wir ja ständig rechnen, dass eine Meldung kommt.“ Ungefähr 400 Tiere hat der Moerser in diesem Jahr auf seinem Hof aufgezogen, geschlachtet wird direkt vor Ort. Die Gänse können entweder in seinem Gasthof Hufen im Ortsteil Repelen verspeist oder vorbestellt und abgeholt werden. Für einen Gänsebraten mit Beilagen berechnet Weißbacher in diesem Jahr 35,80 Euro, im vergangenen Jahr waren es zwei Euro weniger. „Da liege ich mit den etwa sechs Prozent mehr noch im unteren Bereich.“

Hermann Frintrop weiß, wie man professionell eine Gans zubereitet.
Hermann Frintrop weiß, wie man professionell eine Gans zubereitet. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Gastronom Hermann Frintrop taxiert seine Anpassung etwas höher. Er geht davon aus, dass er von seinen Gästen in diesem Jahr einen Preisaufschlag in Höhe von rund zehn Prozent verlangen wird. „Ganz so klar ist die Kalkulation noch nicht. Mein Stammbauer im Münsterland, von dem ich die Gänse immer beziehe, hat weniger Tiere im Angebot“, berichtet der Inhaber des Restaurant Frintrop in Oberhausen, nahe der Stadtgrenze zu Essen und Mülheim.

Sein Angebot, das neben einer klaren Gänsesuppe auch die ganze Gans umfasst, wird der erfahrene Koch nicht reduzieren. „Die Nachfrage ist da.“

Ebenfalls um rund zehn Prozent teurer wird das Gänseessen im Landgut am Hochwald in Sonsbeck ausfallen, wie Besitzer Markus Bach erklärt. „Wer noch Preise wie vor drei Jahren erwartet, der wird vielleicht enttäuscht sein.“ Der Gastwirt kann aber versichern, dass ausreichend Gänse für seine Gäste vorhanden sind. „Auch jetzt noch können wir Reservierungen annehmen.“

„Rund 80 Prozent der Gänse auf dem deutschen Markt stammen aus Osteuropa, meist Ungarn und Polen importiert“, führt Heinrich Bußmann, Geschäftsführer des Geflügelwirtschaftsverband Nordrhein Westfalen e.V., an. Auch dort habe es im Jahreslauf Ausbrüche der Geflügelpest gegeben, mussten immer wieder zehntausende Tiere geschlachtet werden – mit Auswirkungen auf den Preis.

Hoffen auf Impfstoff

„Für die heimischen Gänse sprechen wir in der Erzeugung etwa von drei Euro pro Kilo mehr als im Vorjahr.“ Von rund 15,95 Euro ging es nun auf etwa 18,95 Euro pro Kilo hoch. „Jahrzehntelang kannten die Verbraucher nur volle Regale und günstige Preise, jetzt machen sich die Energie- und Futterpreise bemerkbar“, so Bußmann.

Zudem schwebt die Geflügelpest über der Branche. Um diese in den Griff zu bekommen, wünscht sich Bußmann eine aktivere Rolle der Europäischen Union bei der Einführung einer Impfung. „Einen Impfstoff würden wir frühestens in zwei Jahren haben, wenn er denn gewollt wäre.“

Aviäre Influenza (von lat. avis, Vogel), umgangssprachlich auch Vogelgrippe oder Geflügelpest genannt, ist nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, die ihren natürlichen Wirt im wilden Wasservogel hat. Geflügelpest ist für Hausgeflügel hochansteckend und verläuft in seiner schwersten Form (HPAIV) mit schweren allgemeinen Krankheitszeichen. Die Viren können auch in Einzelfällen auf den Menschen übertragen werden und dort heftige Erkrankungen auslösen. Anfang Oktober wurde die Pest bei einem Hobbygeflügelhalter in Bottrop-Kirchhellen amtlich festgestellt. Der Betrieb ist gesperrt und alle erforderlichen Tierseuchenbekämpfungsmaßnahmen wurden veranlasst. Eine Sperrzone wurde eingerichtet. Diese besteht aus der inneren Schutzzone mit einem Radius von drei Kilometern und aus der äußeren Überwachungszone mit einem Radius von zehn Kilometern. Im Kreis Wesel liegen östliche Bereiche von Schermbeck, Hünxe und Dinslaken in der Sperrzone. Dort muss Geflügel nun vorerst im Stall bleiben.