Auf einem Polder bei Kampen/Provinz Overijssel. Wohin man guckt: Himmel und Wiesen. Seit vier Generationen sind die Bruins` Bauern auf dem Polder – und sie haben eine Botschaft: Nachhaltigkeit.

Das Land ist weit, unendlich weit. Wenn der Milchwagen kommt, hat der kaum Platz zum Wenden – so viel Natur. Bauer Bruins, ein netter Kerl mit Gummistiefeln und aufgekrempelten Hemdsärmeln, tippt mit dem Finger auf eine Touristenkarte, die man in den Infozentren der Region um Kampen bekommen kann (wenn man irgendwo wunderbar radeln kann, dann ganz gewiss hier). „Dat hier, dat hier is dat älteste Polder der Niederlande.“ Und wir sind fast mitten drin, auf dem Polder Mastenbroek, etwas oberhalb der Hanse-Städteachse Kampen-Hasselt.

In vierter Generation

Früher, ganz früher, war das alles Wasser. Aber die Niederländer haben sich nie vom nassen Element besiegen lassen und begannen bereits im 13. Jahrhundert, die sumpfige und torfreiche Gegend zwischen der heutigen IJssel, ihrem Meer und dem Zwarte Water zu beackern und trockenzulegen. Wenn der Wind richtig steht und das Wasser vom Ijsselmeer Richtung Land pustet, bekommen Mensch und Tier mitunter immer noch nasse Füße – auch heute noch werden Höfe und Stallungen auf kleinen Hügelchen gebaut. Sicher ist sicher. Früher, sagt Harry, „war das hier 60 Prozent Wasser und 40 Prozent Land. Heute haben wir zehn Prozent Wasser und 90 Prozent Land.“

Das Kampereiland

Das Kampereiland ist die Perle der Nationaal Landschap IJsseldelta. Dieses besondere Gebiet in West-Overijssel besteht aus einer zusammenhängenden Weidelandschaft aus Poldern, umgeben von der IJssel, dem Vossemeer, dem Zwarte Meer und dem Ganzendiep. Das Kampereiland liegt einen Steinwurf von der Hansestadt Kampen entfernt.

https://visitkampen.nl

https://marketingoost.nl

https://erf1.nl

Die Geschichte von ERF-1 beginnt im Jahr 1432, als die Gemeinde Kampen erstmals ein Grundstück verpachtete – Klaas Mandemaker hieß der erste Bauer, der auf diesem Fleckchen am Rande des Polders, dem Kampereiland, lebte und ackerte. Das erste Pachtareal bekam den Namen 1, ERF-1. 160 Höfe sind nach und nach entstanden. Auch auf ERF-1 folgte Generation auf Generation – 1987 übernahmen Harry und Petra in wiederum dritter Generation den Hof von Petras Eltern.

Irene Bruins kümmert sich um den Käse. Die Milch, klar, kommt von den eigenen Kühen.
Irene Bruins kümmert sich um den Käse. Die Milch, klar, kommt von den eigenen Kühen. © wasch

Heute ist mit Irene Bruins und ihren Geschwistern die vierte Generation dabei. „Die Wertschätzung der Arbeit der Bauern, die Wertschätzung von Milch als Lebensmittel, die Wertschätzung der Tiere und der Natur – das alles hat für uns eine große Bedeutung“, sagt Irene Bruins, die ihren Job als Diätassistentin im Krankenhaus an den Nagel hängte, um in den Betrieb der Eltern einzusteigen.

Alles im Kreislauf mit der Natur

„Der Kreislauf der Natur soll sichtbar sein, wo kommt die Milch her, wie müssen gesunde Tiere leben, wie gehen wir mit dem Boden um – keine Chemie, Achtsamkeit für die Natur, Blick auf Klimawandel, Schutz der Gewässer.“ – „Landwirtschaft, Ernährung und Gesundheit – alles gehört zusammen – wir versuchen das zu leben und möchten viele Menschen von unserer Idee überzeugen“, sagt Irene Bruins. „Wir verstehen uns als Bauern mit Botschaft“, ergänzt Harry. „Bei uns sehen Sie noch Unmengen an Löwenzahn blühen.“

Kampereilander Käse

Irene kümmert sich ums Käsemachen und ums Marketing, ihr Bruder Klaas-Jan und seine Frau Mellanie umsorgen das Milchvieh, Schwester Paula macht die Geschäftsführung. Der Vanille-Vla von Mutter Petra ist der Renner – aber auch Joghurt, Milch, Buttermilch und natürlich der Kampereilander Käse haben ihre Fans – alles bio, alles nachhaltig. Wer mag, kann sich im Hofladen mit allem eindecken. Es werden Führungen angeboten, Lünkern in das uralte unterirdische Gewölbe inklusive – im ehemaligen Vorratsraum schmiegen sich Laib an Laib Kampereilander Leckerheiten. Auf ERF-1 wird inzwischen „nur“ noch Käse gemacht und die Vermarktung angeboten, die Milchkühe leben auf ERF-32, am Ende des Horizonts, da, wo sich Himmel und Erde berühren… Und wer mit dem Wohnmobil kommt, kann bei den Bruins’ ganz „gezellig“ campen.