An Rhein und Ruhr. Im niederländischen Roermond drohen wegen Priestermangel und hohen Heizkosten Messen auszufallen. Wie die Lage bei den NRW-Kirchen aussieht.

Schlechte Nachrichten für Gläubige in der niederländischen Grenzregion Limburg: Aus Priestermangel und wegen hoher Energiekosten gibt das Bistum Roermond im katholischen Süden die Regel auf, dass es in allen Gemeinden zumindest einen Sonntagsgottesdienst gibt.

Wenn es nicht anders gehe, müsse es nicht mehr in jeder Kirche am Wochenende eine Messe geben, teilte das Bistum seinen Gemeinden mit. Sinkende Priesterzahlen und die Energiekrise werden als Argument angeführt, nur noch alle zwei Wochen einen Sonntagsgottesdienst anzubieten.

Priestermangel und hohe Preise für Strom und Gas kennen auch die NRW-Gemeinden. Zuletzt hatte das Bistum Köln wegen der Energiekrise durch den Ukraine-Krieg seinen Pfarreien empfohlen, die Kirchen in diesem Winter nicht zu beheizen.

NRW-Kirchen: Gemeinden entschieden selbst übers Heizen

Bleiben also im Winter wegen unglücklicher Kombination von Personalmangel und Heizkosten die Kirchen an Rhein und Ruhr kalt und leer? Die Bistümer Münster, Essen und die Evangelischen Kirche im Rheinland zeigen sich auf Anfrage optimistisch, dass ihre Gottesdienste in den kommenden Monaten regelmäßig stattfinden können. In welchen Räumlichkeiten und mit welchen möglichen Einschränkungen, ist allerdings offen.

„Natürlich treffen die Energiekosten die Kirchengemeinden. Wie sie damit umgehen, müssen sie selbst entscheiden“, erklärt Anke Lucht vom Bistum Münster. Die Gemeinden seien rechtlich selbstständig, eine Anordnung von oben gebe es nicht, auch wenn Empfehlungen ausgesprochen werden könnten.

„Die Gemeinden könnten theoretisch sagen: Wir nehmen ganz viel Geld in die Hand, weil es uns wichtig ist, dass unsere Kirche schön warm ist.“, führt Lucht aus. Oder eben eine andere Lösung suchen. „Die Kirchengemeinden wissen, was zu tun ist. Wenn sie Rückfragen haben, können sie sich bei uns erkundigen“, sagt auch Ulrich Lota, Pressesprecher des Bistum Essen.

Ideenbörse bei der Evangelischen Kirche im Rheinland

Auch bei der Evangelischen Kirche im Rheinland entscheiden die Gemeinden selbst, welche Angebote sie wo aufrechterhalten können und möchten – oder ob auch mal der Ort gewechselt werde, wie Sprecherin Cornelia Breuer-Iff erklärt. „Etwa unter der Woche das Gemeindezentrum beheizen und dann auch den ein oder anderen Gottesdienst dorthin verlegen.“

Deshalb sei online eine Ideenbörse eröffnet worden, nach dem Prinzip „von der Basis für die Basis“. Hier finden sich neben Tipps zum Energiesparen auch Hinweise direkt aus den Gemeinden. Etwa Vorschläge für beheizte Sitzkissen, Unterbank-Infrarotheizungen, „sinnvolles Lüften“ -- oder einfach: „sich warm anzuziehen“. Andere Gemeindemitglieder empfehlen, auf klimafreundliche Heizmethoden umzustellen.

Katholische Kirche hat mit Priestermangel zu kämpfen

Dass gerade der kirchliche Personalmangel im Winter zu Ausfällen von Gottesdiensten führen wird, bezweifeln die Evangelische Kirche im Rheinland sowie die befragten Bistümer. „Dass der Priesternachwuchs in den vergangenen Jahren deutlich rückläufig ist, ist ja bekannt. Insofern weiß man mit der Situation umzugehen“, so Ulrich Lota vom Bistum Essen.

„Insgesamt wird die Situation natürlich schwieriger werden für die katholische Kirche. Wir haben jetzt schon im Bistum Essen, dass nicht nur Priester an der Spitze einer Pfarrei stehen, sondern dass es Pfarreiteams mit geteilter Leitung gibt.“ Dieses Modell werde man künftig häufiger antreffen. „Da ist die Situation im niederländischen Bistum Roermond sicherlich ähnlich.“

Gottesdienste bereits an Gemeinderückgang angepasst

Bei der Evangelischen Kirche kenne man einen Personalmangel im Umfang wie bei der katholischen Kirche nicht, erläutert Cornelia Breuer-Iff – wohl aber ein Rücklauf an Mitgliedern. Also hätten sich Gemeinden zusammengelegt und würden weniger Gottesdienststätten vorhalten.

Auch im Bistum Münster wurden bereits in den vergangenen Jahren Gottesdienstpläne umgestellt. „Da bemüht man sich natürlich, diese Gottesdienste aufrecht zu erhalten“, so Lucht. „Gleichwohl ist es natürlich immer möglich, dass jemand krank wird und unvorhergesehen Messen ausfallen.“

Ganz ausschließen will das Bistum Münster auch mögliche Ausfälle wegen Heizproblemen nicht. „Was im Winter passiert, wird man sehen“, sagt Anke Lucht. „In diesem Zusammenhang ist es natürlich möglich, dass eine Gemeinde beispielsweise sagt: Wir beheizen diese Kapelle montags nicht, um Kosten zu sparen. Dann fällt auch dort die Messe aus.“