Aus den Niederlanden. Touristiker in den Niederlanden blicken zufrieden auf die Sommersaison. Corona und hohe Inflation könnten Stimmung im Herbsturlaub aber trüben.

Sie hatten einen schönen Sommer an der holländischen Küste? Zufrieden war auch die niederländische Tourismusbranche. Denn nach zwei harten Coronajahren ging es in dieser Sommersaison wieder bergauf. „Seit Ende der Coronaregeln im Februar zog auch der Tourismus wieder an“, so Emilie Zonnevylle vom Niederländischen Büro für Tourismus und Convention (NBTC). Der Sektor habe sich 2022 schneller erholt als erwartet.

Regionale Touristikerinnen und Touristiker in den Niederlanden bestätigen den bisherigen Aufwärtstrend diesen Jahres auf Nachfrage. „Texel hat eine ausgezeichnete Sommersaison hinter sich“, sagt Frank Spooren vom örtliche Fremdenverkehrsbüro VVV. Der Belegungsgrad lasse sich mit dem von 2019 vergleichen.

„Die Gäste aus Deutschland sind wieder zurück auf Texel, es fehlt nur noch das letzte bisschen.“ Ähnliches auch vom VVV Ameland: Die deutschen Stammgäste seien wieder da. Es falle aber gleichzeitig auf, dass viele Gäste zum ersten Mal auf der Insel Urlaub gemacht hätten.

Niederlande-Urlaub: Gäste aus Deutschland wieder zurück

Ger Welbers vom VVV Haart van Noordholland ist ebenfalls zufrieden, vermisst aber die große Zahl an organisierten Reisegruppen von vor der Pandemie. Angesichts der wieder stattfindenden Events wie dem Käsemarkt in Alkmaar, sei es aber „gezellig druk“ – schön trubelig.

Für die Campingbranche berichtet der Verband Hiswa Recron auch von steigenden Gästezahlen – bewertet den Sommer hingegen nicht ganz so überschwänglich. Die guten Zahlen seien vor allem der Frühjahrssaison mit den Feiertagen Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten zu verdanken, so Sprecherin Marike Rosier. „Diese Perioden sind besser gelaufen als im Vorjahr. Die Sommersaison hingegen ist vom Umsatz her vergleichbar mit letztem Jahr geblieben.“

Die Zahl von Gästen aus Deutschland sei merklich gestiegen, aber noch nicht auf das Niveau von vor der Pandemie, so Marike Rosier weiter. Der Anteil an Touristinnen und Touristen aus den Niederlanden selbst sei wiederum noch immer höher als vor Corona.

Holland-Urlaub: Herbstsaison steht schon vor der Tür

Nach dem Sommer geht es für die niederländische Tourismusbranche direkt weiter in die Herbstsaison, die laut NBTC durch die hohe Inflation und sinkende Kaufkraft getrübt werden könnte. „Und wir dürfen mögliche Coronawellen auch nicht vergessen“, so Marike Rosier. Doch da Deutschland nahe an den Niederlanden liege, erwarte man für diese Zielgruppe weniger einschneidende Effekte.

Angesichts der starken Sommersaison zeigen sich die Touristikerinnen und Touristiker in den einzelnen Regionen zuversichtlicher. Die Buchungen und Anfragen aus Deutschland trudeln für den Herbst bereits zahlreich ein. „Der zweite Teil des Herbstes ist traditionell eine Periode mit geringerer Belegung“, erklärt Frank Spooren vom VVV Texel.

Was die Inflationswirkung auf Herbstsaison ebenso etwas entschärfen könnte: Die Menschen haben sich in den Niederlanden wie in Deutschland bereits auf hohe Preise eingestellt – die im Nachbarland mit zuletzt 13 Prozent Inflation noch ein Stück höher ausfallen.

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Schon während des Sommers hätten die Gäste aus Deutschland die Inflation gespürt, beobachtet Ger Welbers in Alkmaar. „Vor allem in den großen Städten. Bei uns geht es noch.“ In der Campingbranche hat Marike Rosier hingegen noch keine allzugroße Auswirkung auf die Buchungen in diesem Jahr bemerken können. „Wir erwarten, dass die Inflation einen großen Effekt auf die Saison 2023 haben wird. Es ist aber jetzt noch zu früh, dazu Bilanz zu ziehen.“

Auf Ameland gibt sich das VVV optimistisch: „Mit Vorbehalt wegen möglicher Coronamaßnehmen erwarten wir, dass 2022 insgesamt ein Rekordjahr wird, was Übernachtungen und touristischen Umsatz anbelangt.“ Die Buchungen für den Herbst seien hervorragend.

Corona und Inflation: Naherholung als Chance für Tourismus

Auf Texel sieht der Herbst trotz Sorge vor der Inflation bislang ebenfalls gut aus, wie Frank Spooren berichtet. Es seien inzwischen zwölf Prozent mehr Buchungen eingegangen als für den selben Zeitraum im Vorjahr. „Vor allem für Mietunterkünfte läuft es gut. Es kann natürlich sein, dass alarmierende Inflationsraten diesen Vorsprung zum Vorjahr noch vernichten, aber das würde für die gesamte Saison 2022 nicht allzu viel bedeuten.“

Spooren glaubt, dass gerade die reisearme Lockdown-Zeit zum Urlaubmachen animiere – selbst bei gestiegenen Preisen. „Ich denke, dass die zwei Coronajahre dafür gesorgt haben, dass die Menschen zwischenzeitlich kaum Geld ausgegeben haben. Sobald es wieder ging, haben Konsumenten das aber wieder in Maßen getan.“ Der Markt normalisiere sich deshalb gerade wieder.

Beim NBTC sieht man trotz Corona und Inflation gute Perspektiven für die kommende Monate. Reisende seien gezwungen, aufs Budget zu schauen – was für einen Urlaub vor der Haustür, eben in den Niederlanden, spreche. „Wir sehen, dass Konsumenten zum Sparen lieber nahe der Heimat Urlaub machen. Und weil die Niederlande und Deutschland Nachbarländer sind, kann das letztendlich auch Chancen mit sich bringen.“