Kerken/Venlo. Grillen-Burger, Wurmchips oder Heuschrecken-Patty – Insekten sind das Superfood der Zukunft – und Forschungsschwerpunkt bei Sonja Floto-Stammen.

Die einen schwören auf die Kombination mit Schokolade, die anderen mögen es lieber würziger, mit Curry oder mit Paprika. „Der Grundgeschmack ist leicht nussig“ sagt Sonja Floto-Stammen. Und, klar, natürlich hat sie das alles schon auf dem Teller gehabt und gegessen: Grillen, Mehlwürmer, sogar Heuschrecken, schön kross und lecker leicht.

Grillen vom Grill

Zugegeben, die erste gegrillte Grille hat sie mit geschlossenen Augen in den Mund geschoben, aber „Insekten sind das Superfood der Zukunft“, sagt die Wissenschaftlerin aus Kerken-Nieukerk. An der Hochschule Fontys in Venlo leitet sie eine entsprechende kleine Forschungsgruppe, genauer an der Fontys Venlo University of Applied Science. Und da arbeiten Studentinnen und Studenten im Rahmen der „europäischen Proteinstrategie“ daran, herauszufinden, wie Insekten schmecken müssen, damit wir uns nicht mehr vor ihnen ekeln, sondern den Crunch beim Würmerkauen genießen...

Na denn: Guten Appetit!
Na denn: Guten Appetit! © privat

Die kleinen Krabbler haben viele Vorteile, reich an Protein, wenig Kohlehydrate, verbrauchen weniger Wasser und Futter als Schweine und Rinder und produzieren damit auch deutlich weniger CO2. Weltweit gibt es über 2000 essbare Insektenarten – vom Käfer bis zum Wurm. In unseren Breitengraden freilich tut man sich noch schwer, mit Insekten auf dem Teller.

Nachhaltig produzieren

Und doch wird es immer notwendiger, über nachhaltige Lebensmittelproduktion nachzudenken. Aber können Insekten unseren Planeten retten? Genau diese Frage beschäftigt Dr. Sonja Floto-Stammen und die Nachwuchsforscherinnen und -forscher der Studiengänge Marketing Management und International Fresh Business Management. „Es geht darum, herauszufinden, was Insekten alles können und wie sie zu einer umweltfreundlichen Entwicklung beitragen können. Zum Beispiel enthalten sie wertvolles Eiweiß und hochwertige Fettsäuren.

Sie sind damit ein leicht herzustellendes Futtermittel für Fisch, Geflügel und Schweine und könnten in Zukunft anstelle von Soja – das aus Brasilien kommt – hier in der Grenzregion gezüchtet werden“, so die Dozentin. Nicht zuletzt gehe es auch darum, Insekten in der Natur zu schützen, damit natürliche Kreisläufe erhalten bleiben.

Würmchen mit viel Protein

Nicht umsonst hat die EU schon vor Jahren die „Europäische Protein Strategie“ gestartet – mit dem großen Ziel, die Einfuhr der riesigen Mengen an Sojapflanzen (Grundlage für Tierfutter) aus Drittländern zu stoppen und mehr einheimische Proteinpflanzen anzubauen, Legominosen, etwa, also Kichererbsen, Bohnen, Lupinen.

Sonja Floto-Stammen hat’s schon mal ausprobiert: Insekten-Snacks.
Sonja Floto-Stammen hat’s schon mal ausprobiert: Insekten-Snacks. © privat

Aber auch für den Menschen werden Insekten als Lebensmittel immer interessanter. „Nachhaltige Lebensmittelproduktion ist unglaublich spannend“, sagt Sonja Floto-Stammen. Dazu gehöre denn auch die Suche nach Alternativen zur Fleischproduktion. Und da bieten sich Insekten als hochwertige Proteinquelle auch für den Menschen an.

Viele Proteine, wenig Kohlehydrate

Aber wie kann ein neuer Markt gestaltet werden, wie kann man den Menschen Appetit und Lust machen auf einen frischen Grillen-Burger oder den kleinen Mehlwurm-Snack zum Frühstück? Und vor allem: Wie müssen die Insekten-Burger schmecken? Wie bekommt man die entsprechende „Fleischkonsistenz“ hin?

Wie muss die „Textur“ sein - sollen Grillen-Burger wie Fleisch-Patties schmecken oder dürfen sie ihren eigenen, unverwechselbaren Geschmack haben? Der muss aber erst einmal den Verbrauchern schmackhaft gemacht werden… Welche Hygienestandards sind einzuhalten? Was eignet sich als Lebensmittel für den Menschen und/oder als Futtermittel für Tiere?

Was mag da wohl drin sein?
Was mag da wohl drin sein? © Privat

Bei Fontys arbeiten da nun Wissenschaftler quer durch alle Disziplinen miteinander, Wirtschaft- und Marketingexperten zusammen mit Biologen und Technikern.

Was frisst so ein Mehlwurm eigentlich?

„Die Niederländer sind bei der Insektenzucht inzwischen Vorreiter“, sagt Sonja Floto-Stammen. Und auch das ist eine Wissenschaft für sich: Was frisst so ein Mehlwürmchen am liebsten, bei wie viel Grad fühlt es sich am wohlsten. Inzwischen gibt es schon richtige „Wohncontainer“ für die kleinen Krabbler - und auch das Tierwohl spiele eine wichtige Rolle, vom Anfang bis zum Ende.

Tag der offenen Tür bei Fontys

Die Fontys Venlo University of Applied Sciences befindet sich in unmittelbarer Nähe zur deutsch-niederländischen Grenze und bietet insgesamt 15 Bachelor- und Masterstudiengänge in den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften & Management, Ingenieurwesen, Informatik und Logistik an.

Beim Tag der offenen Tür am Sonntag, 16. Oktober, 11-15 Uhr, gibt es jede Menge Infos u.a. zur Hochschule und den Studiengängen. Besucheradresse: Tegelseweg 2555912 BG Venlo
Telefonnummer Student Service Centre: +31 8850 76022