An Rhein und Ruhr. In Moers und anderen Städten wurde die Wassertemperatur in Bädern gesenkt. Problematisch für Schwimmkurse, warnen Schulen. Ärzte widersprechen.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hält es ebenso wie der Grundschul-Verband für zumutbar, dass Kinder in auf 28 Grad Wassertemperatur abgekühlten Bädern das Schwimmen lernen. Zuvor hatten die Moerser Grundschulen kritisiert, dass die Absenkung der Wassertemperatur im dortigen Hallenbad Solimare von bislang 30 auf 28 Grad negative Auswirkungen auf den Schwimmunterricht habe, da die Kinder zu schnell frören.

Wie in Moers haben derzeit viele Hallenbäder die Wassertemperaturen gesenkt, um Energie zu sparen. Häufig folgen sie den Empfehlungen der in Essen ansässigen Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB), die bereits im Frühjahr einen Leitfaden mit dem Titel „Schwimmbäder in der Energiekrise“ herausgegeben hatte. Darin empfiehlt der Branchenverband die grundsätzliche Absenkung der Beckenwassertemperaturen um zwei Grad Celsius. Damit könne der Gesamtenergieverbrauch um 25 Prozent gesenkt werden.

Moerser Grundschulen: Die Schulkinder frieren „innerhalb von zehn Minuten“

Der Betreiber des Moerser Solimare waren dieser Empfehlung gefolgt und hatten die Wassertemperatur von bislang 30 auf nun 28 Grad gesenkt. Zu kühl, um Schwimmunterricht durchzuführen, klagen die Moerser Grundschulen. „Leider ist die Folge, dass die Kinder innerhalb von zehn Minuten frieren und sich teilweise weder körperlich im Wasser bewegen noch konzentrieren können“, schrieb eine Sprecherin der Grundschulen an den Sportausschuss der Stadt, verbunden mit der Aufforderung, die Wassertemperaturen doch wieder zu erhöhen.

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Aus ärztlicher Sicht spricht jedoch nichts dagegen, dass Kinder in 28 Grad warmen Wasser das Schwimmen lernen, betont Christiane Thiele, Landesvorsitzende des Kinder- und Jugendärzteverbandes BVKJ. „Temperaturen zwischen 26 und 28 Grad sind angenehm. Kinder tollen ja beispielsweise auch im Sommer in der deutlich kühleren Nordsee. Sie müssen sich eben bewegen, was sie machen, wenn sie Schwimmen lernen.“ Die Kritik an der Temperaturabsenkung bezeichnet sie als „überzogene Reaktion auf notwendige Energiesparmaßnahmen“.

Landesvorsitzende Grundschulverband: Wichtig ist, dass Kinder schwimmen lernen“

Andernorts, etwa in Dortmund, haben Eltern sich wegen Temperaturabsenkungen von bislang 33 auf 25 Grad vom Babyschwimmen abgemeldet. Laut Thiele ist es richtig, besonders junge Babys im Alter von zwei Monaten nicht in Wassertemperaturen unter 30 Grad zu geben. Jedoch sei Babyschwimmen „nicht lebensnotwendig“. Anders verhielte es sich mit dem Erlernen von Schwimmen im Grundschulalter. Während der Corona-Pandemie seien viele Schwimmkurse ausgefallen.

„Wichtig ist, dass die Kinder Schwimmen lernen“, sagt auch Christiane Mika, die Landesvorsitzende des Grundschulverbandes. „Die Wassertemperatur ist nachrangig.“ Temperaturen zwischen 26 und 28 Grad halte sie für zumutbar.