Duisburg. Lang hat es gedauert: zwölf Jahre nach der Vorstellung der Planungen wird nun tatsächlich ein neuer Duisburger Hauptbahnhof gebaut – bis 2028.

Vor einem Jahr spottete ein Zugbegleiter im ICE „In Kürze erreichen wir den Duisburger Hauptbahnhof. Wenn wir dort sind, wundern sie sich nicht: Das ist kein Lost Place, das ist wirklich der Hauptbahnhof“, so erzählte es ein Fahrgast. Nun, die Jahre des Witzes sind gezählt: Duisburg bekommt einen schicken, zumindest im Modell, schneeweißen und gläsernen Hauptbahnhof.

Mit Glasscheiben, die nicht mehr den Europarekord an mit Klebeband geflickten Scheiben halten. Dächer, die (wenn es ihn bei planmäßiger Fertigstellung im Jahr 2028 wieder gibt) Regen abhalten und natürlich soll er barrierefreier werden, beser beschallt und beleuchtet- Kurz: mehr Aufenthaltsqualität bieten – die braucht es ja, falls ein Zug mal ausnahmsweise nicht ganz exakt nach Fahrplan rollt.

Die Aufenthaltsqualität soll steigen - dafür opfert man das Denkmal

Spott beiseite, es soll alles besser werden, wenn man schon ein 90 Jahre altes, denkmalgeschütztes Gebäude opfert – das hat Düsseldorf mit seinem fast baugleichen Bahnhof schließlich auch schon getan, allerdings vor rund 40 Jahren. Nun wird es eine einst durchaus charmante Bahnhofshalle dieser Bauart nur noch in Darmstadt zu bestaunen geben: eine Konstrukton, die die Pfeiler ins Gleisbett stellt, statt auf die Bahnsteige. Macht die Bahnsteige zwar luftig, ist aber mittlerweile verboten.

Immerhin 280 Millionen werden investiert, sechs Jahre wird gebaut – jedes Jahr kommt einer der sechs Bahnsteige dran, gestartet wird mit Gleis 12 und 13, 2028 endet man dann mit dem Countdown an den Gleisen 1 und 2. Wie man an sechs Bahnsteigen 13 Gleise unterbringt – bleibt eines der letzten Geheimnisse der dann lichten Station, von der man anhand der Entwürfe durchaus mutmaßen kann, dass sie die anderen NRW-Bahnhöfe locker abhängt. Vor einigen Jahren war der Duisburger Hauptbahnhof schon in die Zweite Liga abgestiegen – aus einert Station der Preisklasse 1 in die Kategorie 2! Albgehängt von Vorortbahnhöfen wie München Ost, Hamburg-Altona und Berlin-Gesundbrunnen.

Ihr letztes Stündlein hat geschlagen: Abgebaute Bahnhofsuhren auf den Bahnsteigen 12 und 13.
Ihr letztes Stündlein hat geschlagen: Abgebaute Bahnhofsuhren auf den Bahnsteigen 12 und 13. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Immerhin, das wurde von der Bahn korrigiert und wenn der Modellentwurf und die Visualisierungen nicht trügen, spielt Duisburg 2028 zumindest in NRW um den Titel des schönsten Bahnhofs mit und hängt den wahren Lost Place Hagen genauso ab wie den lieblos zum Kulturhauptstadtjahr 2010 notoperierten Essener Hauptbahnhof (wo sich schon wieder Narben und Behelfsgerüste zeigen) bis hin zur parallel im Umbau befindlichen Dortmunder Station (noch bis 2024).

Kein Wunder, dass das Quartett der paritätisch besetzten Festrednerinnen und Festredner (Staatssekretärin, VRR-Vorständin, DB-Regio-Chef und Oberbürgermeister) sich vorab beglückwünschten zum mit jahrelanger Verspätung begonnenen Bauwerk: 2012 bereits waren die Pläne vorgestellt worden, damals fand sich jedoch keine Firma, die den Zeit- und Kostenrahmen einhalten konnte oder wollte.

Jetzt aber kommt sie wirklich, die fast perfekte Welle: Die grüne Bundestagsfraktion mäkelt, dass das Dach nicht mit Solarzellen beplankt wird. Zu spät, die Statik, sagt die Bahn. Und wenn die Solarzellen mal geputzt werden müssen, müsse darunter der Zugbetrieb ruhen, so die Argumente. Und so ist zumindest für Denkmalschützer und Ökostromfans der neue Duisburger Bahnhof nur die fast perfekte Welle.

So soll der Umbau laufen – und hier hakt es derzeit:

Die gute Nachricht: Der Umbau des Bahnhofs soll ohne größere Sperrungen verlaufen können. Jedes Jahr wird „nur“ je ein Bahnsteig außer Betrieb genommen – Reisende müssen auf andere Bahnsteige ausweichen, Abfahrtszeiten können geringfügig variieren, so die Bahn. Nur beim Umhängen der Oberleitung und beim Wechsel der Bauabschnitte sei mit kürzeren Sperrungen zu rechnen.

Derzeit allerdings hakt es bei der Bahn: Bis zum Wochenende gibt es noch Umleitungen und Einschränkungen zwischen Duisburg und Oberhausen. Ein Gleis dort liegt nicht mehr richtig in seinem Bett, das wird repariert.

Danach - vom 26. August bis 9. September, wird dann wieder auf der Linie Oberhausen-Wesel-Emmerich/Bocholt gebaut und die Strecke komplett gesperrt.