Aus der Grenzregion. Die deutsch-niederländische Grenzregion lebt von Austausch. Wie die Lage für Grenzpendlerinnen und Pendler ist und wo sie Unterstützung finden.

Wer im Gebiet zwischen NRW und den Niederlanden lebt, weiß genau: die Verbindungen beider Länder sind eng – privat, politisch wie wirtschaftlich. Und sie sind ein Erfolg: 2021 betrugen die Ein- und Ausfuhren Deutschlands mit den Niederlanden 206 Milliarden Euro – ein neuer Handelsrekord.

Kern dieser erfolgreichen Zusammenarbeit ist auch, dass in der Grenzregion ein ganz besonderes Arbeitsumfeld entstanden ist, das Pendlerinnen und Pendler jeden Tag ins andere Land und zurück zieht. Rund 41.700 Deutsche arbeiteten laut Statistikinstitut CBS vor der Pandemie in den Niederlanden, vor allem in Gelderland und Limburg.

Nordrhein-Westfalen wiederum zählte der Erhebung zufolge 2019 fast 7500 Grenzpendlerinnen und Pendler aus den Niederlanden, die meisten in den Regierungsbezirken Düsseldorf, Köln und Münster sowie in den Kreisen Kleve, Borken und Aachen.

Grenzregion: Euregio hilft bei vielen Fragen weiter

Viele bleiben sogar nach einiger Zeit im jeweils anderen Land. Familiäre und freundschaftliche Bindungen über die Grenze hinweg sind dadurch sehr eng: In den Niederlanden lebten zuletzt 79.470 deutsche Staatsangehörige, in NRW 70.150 Niederländerinnen und Niederländer. Diese Zahlen erhob das niederländische Statistikinstitut CBS zuletzt für das Jahr 2020.

Das bedeutet gleichzeitig: Der Informationsbedarf zu allem, was Arbeiten und Leben auf beiden Seiten der Grenze betrifft, ist groß. Bei der Euregio Rhein-Waal gehen deshalb täglich Anfragen rund ums Grenzpendeln ein.

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Der öffentlich-rechtliche Zweckverband, dem 55 Kommunen und regionalen Behörden angehören, setzt sich für die Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Wirtschaft und Gesellschaft ein. Beim Grenzinfopunkt laufen die Fragen zusammen.

„Unsere gemeinsame Website aller Grenz-Infopunkte des Gebiets Niederlande-Belgien-Deutschland wurde 2021 mehr als 1,5 Millionen Mal besucht“, sagt Marco Flipse von der Euregio Rhein-Waal. Der Grund für die hohen Zugriffszahlen sei auch der Ausbruch der Pandemie gewesen.

Niederlande und NRW: Corona sorgt für viel Infobedarf

Der größte Teil der Beratungen des Grenzinfo-Punktes gibt es Angaben der Euregio zufolge zum Thema Steuern, aber auch spezielle Infos zu den Coronaregeln und Sozialversicherungen wurden jüngst am stärksten nachgefragt.

„Wir können sagen, dass etwa 1750 Anfragen pro Jahr an die Grenzinformationsstelle Kleve gerichtet werden“, erklärt Marco Flipse. „Allgemeine Diskussionen, Fragen, Beantwortung und das Teilen von Informationen finden auch auf Messen und Veranstaltungen statt.“

Doch Zusammenleben heißt mehr als nur Arbeiten, es heißt auch Einsatz füreinander: So wird das Thema Ehrenamt auf beiden Seiten der Grenze großgeschrieben. Nach den jüngsten Erhebungen des Statistikinstituts CBS engagierten sicht zuletzt (im Jahr 2020) 44 Prozent der Menschen in den Niederlanden ehrenamtlich.

Rund 50 Prozent waren es laut einer Forsa-Umfrage für Westlotto im Jahr 2021 in NRW. Wie viele Menschen sich grenzüberschreitend ehrenamtlich engagieren, ist unterdessen nicht bekannt.